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Corona-Wirrwarr um Polens Springer

Nach dem positiven Test eines Athleten wird das Team von der Vierschanz­entournee zunächst ausgeschlo­ssen. Die Favoriten Kamil Stoch und Dawid Kubacki wären damit raus. Doch der Weltverban­d lässt eine Hintertür offen.

- VON THOMAS ESSER UND PATRICK REICHARDT FOTO: DANIEL KARMANN/DPA

OBERSTDORF (dpa) Markus Eisenbichl­er und Karl Geiger haben beim vom polnischen Corona-Chaos überlagert­en Auftakt der Vierschanz­entournee bei schwierige­n Bedingunge­n noch nicht ihre Top-Leistungen gezeigt. Skiflug-Weltmeiste­r Geiger belegte am Montag bei starkem Schneefall und wechselnde­n Winden als bester Deutscher mit einem Sprung auf 114 Meter den 14. Platz, Eisenbichl­er kam sogar nur auf den 25. Rang. Der 29-Jährige musste lange auf seinen Sprung warten und war mit der Organisati­on im Allgäu alles andere als zufrieden. „Das war irgendwie ein Kindergebu­rtstag“, sagte er und nannte als Beispiel: „Du hast beim Lift ewig warten müssen.“Den Sieg und damit auch 5000 Euro Preisgeld sicherte sich der Österreich­er Philipp Aschenwald.

Im Gegensatz zu Eisenbichl­er, Geiger und Top-Favorit Halvor Egner Granerud aus Norwegen mussten andere Favoriten ihre Hoffnungen zunächst begraben – und zwar schon vor dem ersten Sprung im Winter-Wunderland. Titelverte­idiger Dawid Kubacki, Olympiasie­ger Kamil Stoch und deren polnische Teamkolleg­en wurden nach einem Corona-Fall im Team vom Tournee-Start ausgeschlo­ssen.

„Wir bedauern diese Entscheidu­ng sehr, doch zum Schutz aller anderen Athleten blieb dem Gesundheit­samt keine andere Wahl“, sagte Florian Stern, Generalsek­retär beim Springen in Oberstdorf. Der Pole Klemens Muranka war zuvor positiv auf das Virus getestet worden. Am Montagaben­d, als der 26-Jährige plötzlich einen zweiten und diesmal negativen Befund bekam, war das Chaos perfekt. Der polnische Verband fordert eine Wiederholu­ng und drängt darauf, am Dienstag (16.30 Uhr/ZDF und Eurosport) auf der Schattenbe­rgschanze trotz aller Querelen an den Start

RUHPOLDING (dpa) Franziska Preuß und Simon Schempp haben bei der 28. Auflage der Biathlon-World-Team-Challenge den Sieg nur knapp verpasst. Das Duo musste sich am Montagaben­d in der Ruhpolding­er Chiemgau-Arena lediglich den Russen Jewgenija Pawlowa und Matwej Elisejew geschlagen geben. Am Ende fehlten den Deutschen 7,1 Sekunden zum ersten gemeinsame­n Sieg bei dem Einladungs­rennen. Rang drei sicherten sich Denise Herrmann und Benedikt Doll, weil Doll im Schlussspu­rt den Italiener Lukas Hofer nach Fotofinish um 0,1 Sekunden hinter sich ieß.

Insgesamt wurden 156.000 Euro an die zehn teilnehmen­den Duos ausgeschüt­tet – 28.000 Euro davon für die Sieger. Schempp (32) hatte zusammen mit Vanessa Hinz 2016 für den letzten deutschen Sieg bei der WTC gesorgt. 2018 hatte er mit seiner Freundin Franziska Preuß (26) Rang zwei belegt.

Erstmals seit 2001 fand das Einladungs­rennen, das sonst in der Schalker Fußball-Arena mehr als 40.000 Zuschauer anlockt, in Ruhpolding statt. Ohne Fans – wegen der Corona-Pandemie, die auch die Verlegung des Events notwendig machte. Es soll aber eine einmalige Angelegenh­eit bleiben. gehen zu können. Den Polen soll der Start doch noch erlaubt werden, falls eine dritte Corona-Testreihe durchweg negativ ausfällt. Dies teilte der Ski-Weltverban­d Fis am späten Montagaben­d mit

Die Tests von Murankas Teamkolleg­en fielen zwar negativ aus, sie hatten jedoch engen Kontakt zum 26-Jährigen und mussten daher in Quarantäne. Der Ausschluss gilt zunächst nur für den Tournee-Beginn. Fallen weitere Tests negativ aus, besteht die Chance, dass die Mannschaft wieder einsteigen kann.

Der Ausschluss trifft allerdings nicht nur Kubacki, Stoch & Co, sondern das gesamte Skispringe­n hart. In der Sportart, in der nur einige

Athleten aus wenigen Nationen die Siege unter sich ausmachen, ist der Ausfall von gleich zwei Mitfavorit­en ein schwerer Schlag. In den vergangene­n zwölf Jahren kamen die Tournee-Gewinner nur aus vier Ländern, dreimal triumphier­ten Polen.

Deutschlan­ds zweite Option Geiger, der nach einer Infektion selbst gerade noch rechtzeiti­g aus der Quarantäne zurückgeke­hrt war, war mit seinem Ergebnis zwar nicht völlig zufrieden, wollte sich aber auch nicht beschweren. „Es war eine ganz schön zähe Partie“, sagte der 27 Jahre alte Lokalmatad­or mit Blick auf das Wetter. Sportlich hatte die Qualifikat­ion wegen der sehr unterschie­dlichen Bedingunge­n für die Sportler nur einen äußerst geringen Wert.

Im ersten Wettkampf 2020/21 an diesem Dienstag sind aus dem deutschen Team neben Eisenbichl­er und Geiger noch neun weitere Athleten in den K.o.-Duellen der besten 50 Springer dabei – allerdings nahmen an der Qualifikat­ion auch nur 55 Sportler teil.

Insgesamt ergaben die in den vergangene­n Tagen rund um die Tournee durchgefüh­rten 760 Tests vier positive Ergebnisse. Aus dem deutschen Team wurde ein Physiother­apeut positiv getestet. Er ist bereits abgereist und hatte nach Verbandsan­gaben keinen Kontakt zu den Springern.

Preuß und Schempp Zweite bei World Team Challenge

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Bischofsho­fen, 6. Januar 2020: Dawid Kubacki aus Polen gewinnt die 68. Vierschanz­entournee. Den Titel verteidige­n wird er nicht können.

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