Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Die Top-Ideen für den Anbau des Landtags
Im November wurde der Siegerentwurf für die Erweiterung des Landtags veröffentlicht. Weitere Pläne werden im neuen Jahr gezeigt.
Unterbilk Seit Ende November steht fest, wie der Landtag erweitert werden soll. Was bislang der Öffentlichkeit jedoch unbekannt war, ist der Umstand, dass bei den 34 zur Entscheidung stehenden Entwürfen des Wettbewerbs und in der Jury-Sitzung zwei Philosophien miteinander konkurrierten: Die Architekten dockten den Neubau entweder an den bestehenden Landtagsbau an oder sie stellten ihn ein wenig entfernt in die Landschaft (also Richtung WDR-Gebäude), um dem Grün (Bürgerpark und Rheinuferpark) eine größere Bedeutung zu geben. Entschieden hat sich die Jury schließlich nicht einstimmig: Mit elf zu sechs Stimmen setzte sich nach intensiver Diskussion der Entwurf der Architekten Schulz und Schulz durch, die als Grünplanungspartner das Büro R+B Landschaftsarchitektur hatten.
Bislang sind lediglich die Simulationen des Leipziger Siegers der Öffentlichkeit präsentiert worden. Es wird jedoch eine Ausstellung geben, bei der die Entwürfe zu sehen sein sollen. Ab Ende Januar, Anfang Februar sollen alle Konzepte präsentiert werden. Hier die wichtigsten Informationen aus dem Jury-Protokoll, das unserer Redaktion vorliegt, zu den Plätzen eins bis vier, die beim Wettbewerb mit Preisgeldern versehen wurden:
Der Sieger verbindet beide Ansprüche und hat deswegen überzeugt – er ist also auch ein Kompromiss. Er nimmt die Formensprache des Landtags auf und schließt auch gleich an ihn an, reiht vier runde Gebäude wie an einer Kette aneinander. Am direkten Anschluss lag der Landtagsverwaltung und auch den Parlamentarieren besonders. Aus Düsseldorf waren die Abgeordneten Angela Erwin (CDU), Stefan Engstfeld (Grüne), Markus Weske (SPD) und Rainer Matheisen (FDP) mit in der Jury.
Wer aus der Vogelperspektive auf die vier Bauten schaut, die jetzt realisiert werden sollen, könnte meinen, sie bildeten eine Sperre zwischen Park und Rhein. „Tatsächlich steht aber nur eines der vier Gebäude komplett auf dem Boden“, lobt Alexander Fils (CDU), der dem Planungsausschuss des Stadtrates vorsitzt und ebenfalls Mitglied der Jury war.
Drei der Gebäude, die allesamt durch Brücken in der zweiten Etage verbunden sind, sind aufgeständert. Wer vom Stadtteil kommt, hat Richtung Rhein also nicht nur Durchblick (es gibt bei einem anderen
Entwurf auch gläserne Gänge, die das Volk quasi aussperren), sondern auch freien Durchgang. 72.000 Euro beträgt das Preisgeld für Schulz und Schulz. Das Büro hat in Düsseldorf dieses Jahr auch den 1. Preis gewonnen für die Umgestaltung des Innenraums von St. Rochus.
Beim 2. Preis (50.000 Euro) setzt das Büro Kim Nalleweg Architekten aus Berlin mit Capattistaubach Urbane Landschaften auf einen Solitär, der gleich neben dem Rheinturm steht und seinen Standort aus der Hafenrandbebauung ableitet, aber einen Durchgang zur Promenade lässt. Gelobt wird, dass im ersten Obergeschoss ein offener Raum als Forum für die Begegnung von Politik und Bevölkerung vorgesehen ist. Den in der Ausschreibung geforderten Bezug zum Landtag stellen die Planer durch einen „Parlamentshain“her, durch den die Abgeordneten wandeln können. Wenn es regnet oder kalt ist, bleibt ihnen ein unterirdischer Gang zwischen Altund Neubau, was ein Großteil der Jury nicht goutierte.
Die Ambition, den Park durch viele neue Bäume zu stärken, brachte den Architekten den ersten Rang im parallelen Ideenwettbewerb ein (6000 Euro Preisgeld), bei dem es um den Grünplan und den Anschluss an den Bürgerpark ging. Hier kamen Schulz und Schulz „nur“auf den dritten Platz.
Den dritten Platz machte das Düsseldorfer Büro RKW (Preisgeld 36.000 Euro), das mit den WKM Landschaftsarchitekten ins Rennen gezogen war. Die Architekten wagen einen klaren Bruch und platzieren ihren gläsern und transparent wirkenden Neubau distanziert. Auch dieser setzt auf Begegnung, denn er schwebt über einer Plaza. Es gibt zum Wasser eine große Sitztreppenanlage und zudem ein Café mit Rhein- und Parlamentsblick. Das Juryprotokoll hält fest, dass der fehlende Bezug zum Landtagsbestand und die städtebaulich abgesetzte Positionierung kontrovers diskutiert wurden.
Die Lorber Paul Architekten aus Köln konnten mit Club L94 Landschaftsarchitekten den vierten Platz erobern (24.000 Euro Preisgeld). Sie stellen gleich neben den Landtag einen völlig gegensätzlichen, langgezogen kantigen und begrünten Komplex, der in sieben Einheiten unterteilt ist. Gelobt wird die „ruhige, sinnvolle, aber auch eigene skulpturale Architektur“, kritisiert dagegen, dass der städtebauliche Bezug zum Neubau fehle und durch die neue Raumkante eine Barriere zwischen Rheinpark und Bürgerpark entstehe.
Die Stadt Düsseldorf wollte auf dem Areal zunächst zwei Wohnhochhäuser nach den Plänen Christoph Ingenhovens ermöglichen. Als dies 2016 bekannt wurde, probte die damalige Landtagspräsidentin Carina Gödecke den Aufstand. Die Stadt lenkte nach heftigem Streit ein. Parlamentsintern sah es zunächst so aus, dass das Düsseldorfer Büro Eller + Eller die Erweiterung gestalten würde. Sein Name steht für den Bau des Landtags bis 1988 (durch Eller, Moser, Walter + Partner) sowie seinen Umbau und die erste Erweiterung ab 2004.
Im Wettbewerb schaffte es Eller + Eller jedoch „nur“bis in die vorletzte Runde. Die Planer entwarfen zwei zusammengefügte runde Baukörper, die ebenfalls ein wenig abseits gesetzt wurden. Das Verbindungsbauwerk zum Landtag verbargen sie unter einem aufgeschütteten Hügel, der allerdings die Blickbeziehung zum Rhein stören würde. Das Beispiel zeigt: Bei einem Wettbewerb, der mit Tarnnamen arbeitet und das Geheimnis der Teilnehmer erst zum Schluss lüftet, geht es allein um die Qualität.