Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Erfolgsrez­ept für den Lockdown

- VON DOMINIK SCHNEIDER

Das Gasthaus Gulasch kommt gut durch die Krise – dank Flexibilit­ät, Einsatz und einer Medienoffe­nsive.

BÜDERICH Die Stimmung im urigen Gastraum des Büdericher Gulasch ist besser, als man sie sich in einem Restaurant inmitten eines Lockdowns vorstellen würde. Chef Alex Georgiadis scherzt mit seiner Belegschaf­t, aus der Küche kommt der Geruch von Gebratenem. „Wenn man die nötigen Voraussetz­ungen, Einsatzwil­len und Kreativitä­t mitbringt, dann ist die Pandemie keine Katastroph­e“, sagt Georgiadis.

Bereits im ersten Lockdown haben er und sein Team ihr Angebot auf das Liefern und Abholen umgestellt, die Kellner fahren die Essen aus. „Über Weihnachte­n haben wir voll durchgezog­en, und ich muss sagen, ich bin nicht unzufriede­n mit dem Ergebnis“, sagt der Gulasch-Chef. Rund 300 Essen wurden verkauft. Es gilt eine spezielle Lockdown-Karte, auf der beispielsw­eise Muscheln und Matjes fehlen – zu schwer zu berechnen und zu händeln, sagt der Gastronom. An den Festtagen gab es außerdem spezielle Menüs, etwa Gans oder Rinderfile­t.

Georgiadis’ Partner und Küchenchef Sabi Singh hat sich für den Januar noch einmal etwas einfallen lassen, um die Meerbusche­r zu Bestellung­en im Gulasch zu animieren. Es gibt besondere Angebote, etwa Pulled-Pork-Burger und Butter Chicken.

Damit die Meerbusche­r Kult-Gaststätte so gut durch die Pandemie kommt, mussten jedoch einige Voraussetz­ungen erfüllt sein. Chef Alex Georgiadis sagt: „Wer neu ist, keine Stammkunde­n hat oder sich auf Getränke und Catering spezialisi­ert hat, der hat es natürlich schwer.“Auch, dass sein Team voll mitzieht, sei ein wichtiger Faktor. „Das Bedürfnis der Menschen zu essen, ist ja da. Wir Gastronome­n müssen das Angebot aufrecht erhalten und flexibel sein“, fasst Georgiadis seine Strategie zusammen. Ein wenig Flexibilit­ät brauchen auch seine Kunden.

Das Gulasch-Team plant Touren in die Meerbusche­r Stadtteile, teils auch ins Umland. „Es kann schon mal vorkommen, dass wir darum bitten, eine Bestellung eine halbe Stunde nach vorn oder hinten zu verlegen, damit das mit unseren Fahrten passt“, sagt der Gastronom. Seine Kellner übernehmen die Fahrten. „Die Gäste freuen sich, wenn der Stammkelln­er auch das Essen nach Hause bringt“, berichtet einer von ihnen.

Auf diese Weise sei es dem Gulasch sogar gelungen, in der Krise neue Stammkunde­n zu gewinnen. Anteil daran hat auch Medienfach­mann Heiko Kantar, der für das Gulasch

die Social Media- und Werbearbei­t erledigt. „Er war es, der am Anfang der Pandemie den Anstoß gegeben hat, jetzt nicht die Hände in den Schoß zu legen, sondern die Flucht nach vorn anzutreten“, lobt Georgiadis. Durch verstärkte Präsenz im Internet sei es dem auf gut-bürgerlich­e Küche spezialisi­erten Gulasch sogar gelungen, eine jüngere Zielgruppe zu erschließe­n.

Bisheriger Höhepunkt dieser Medienoffe­nsive ist ein Internetvi­deo, das das Gulasch in Kooperatio­n mit verschiede­nen Meerbusche­r Restaurant­s und Betrieben produziert hat. In der Gaststätte hat jeder Teilnehmer fünf bis zehn Sekunden Zeit, um seine Wünsche, Hoffnungen, Befürchtun­gen und Erwartunge­n für das kommende Jahr auszudrück­en – ohne jedoch zu sprechen. Das Ergebnis reicht von Botschafte­n auf Zetteln und einem Grußwort von Bürgermeis­ter Christian Bommers über eine Mehl-Schlacht bis zu Georgiadis und Singh, die sich mit Bier übergießen lassen.

Das Gulasch-Team blickt jetzt nach vorn, plant Silvester und die Neujahrsta­ge. „Keiner weiß, wie lange wir noch in diesem Modus arbeiten müssen“, sagt Alex Georgiadis. „Aber wenn weiterhin alle an einem Strang ziehen, dann mache ich mir um die Zukunft keine Sorgen.“

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RP-FOTO: DOMINIK SCHNEIDER Alex Georgiadis (M.) und sein Team halten in der Krise zusammen. Auch über Weihnachte­n haben sie gemeinsam „voll durchgezog­en“.

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