Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Manager mit Work-Life-Balance
Braun wird zum großen Schweiger
Markus Braun war zu Zeiten, als es dem Finanzdienstleister Wirecard noch gut zu gehen schien, oft sehr redselig. Doch seit das ganze Ausmaß des Betrugs beim ehemaligen Dax-Konzern bekanntgeworden ist, hüllt sich der frühere Vorstandsvorsitzende in Schweigen – zuletzt auch vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages. Was man jemandem, der sich womöglich mit Aussagen selbst belasten würde, nicht unbedingt verübeln kann. Jedenfalls steht das Gesicht des Ex-Managers für den vermutlich steilsten Abstieg, den je einer der größten Börsen-Konzerne der Republik erlebt hat. Ob er aktiv mitbetrogen hat oder ihm die Kontrolle abhandengekommen ist, muss noch geklärt werden. Beides macht ihn jedenfalls zum Absteiger des Jahres. (gw)
„Dr. Z“bei Daimler nicht erwünscht
Dieter Zetsche oder „Dr. Z“, wie sie den früheren Vorstandsvorsitzenden bei Daimler gerne nannten, wollte eigentlich nach einer Abkühlphase im kommenden Jahr an die Spitze des Aufsichtsrats beim Stuttgarter Automoibilhersteller zurückkehren. Doch die Probleme, die Zetsche seinem Nachfolger Ola Källenius hinterließ, sind so groß, dass sich immer mehr Widerstand gegen die Besetzung regte. Daimler steckt in der Krise, muss Personal abbauen und einen harten Sparkurs fahren. Schließlich verzichtete Zetsche. Auch bei seinem anderen Mandat lief es nicht besonders gut für den Kontrolleur-Zetsche: Er beaufsichtigt auch den Tourismus-Konzern Tui, der in diesem Jahr mehrmals Staatshilfe zum Überleben in der Corona-Krise brauchte. (frin)
Co-Chefin für nur sieben Monate
Jennifer Morgan
Rubin Ritter, früherer McKinsey-Berater, hat gemeinsam mit Robert Gentz und David Schneider Zalando aufgebaut und zum größten Online-Modehändler Europas gemacht. Nun steigt er aus – und erntet dafür öffentlich Lob. Denn Ritter begründete den Schritt mit seinem Privatleben. „Meine Frau und ich sind uns einig, dass in den kommenden Jahren ihr Beruf Priorität haben soll“, ließ er sich zitieren. Zuvor hatte er bereits als Co-Vorstandschef nach der Geburt seines ersten Kindes Elternzeit genommen, auch das ein Novum in leistungsorientierten deutschen Vorstandsetagen. Finanzielle Sorgen muss er sich nicht mehr machen: Allein durch Aktienverkäufe hatte Ritter nach dem starken Kursanstieg bei Zalando Millionenbeträge verdient. (frin)
Der Überläufer von Thyssenkrupp
Premal Desai war ein kleines Urgestein bei Thyssenkrupp. Während die Chefs beim Essener Konzern kamen und gingen, war der Ökonom mit indisch-deutschen Wurzeln seit 2006 stets an Bord: in der Strategie, bei den Finanzen, als Chef der Stahlsparte. Im Februar aber schasste ihn Konzernchefin Merz. Sie traute ihm die Sanierung der angeschlagenen Stahlsparte nicht zu. Nun steht Desai wieder vor der Tür – in Diensten des britischen Stahlkonzerns Liberty, der Thyssenkrupp Steel übernehmen will. Am 1. Januar fängt Desai, der einst in Leverkusen Abitur machte, als „Chief Operating Officer“bei Libertys Muttergesellschaft an. Das empfinden Stahlkocher an der Ruhr als Verrat. Für Thyssenkrupp ist 2021 das Jahr der Entscheidung, für Desai auch.(anh)
Mister Eon geht in Rente
Johannes Teyssen war lange Mister Eon. Seit 1989 war er im Konzern, seit 2010 stand der Jurist und Volkswirt an der Spitze des Energiekonzerns. Er hat Eon durch gewaltige Umbrüche geführt: Die Politik setzte die Branche mit der Liberalisierung der Strommärkte, dem Atom- und Kohleausstieg unter Druck. Teyssen musste immer neue Wege finden. Mancher führte in die Irre wie der teure Ausflug nach Brasilien. Mit der Abspaltung der Kraftwerke in Uniper bewies er ebenso Mut wie beim Megadeal mit RWE, der zur Aufteilung von Innogy führte. Im April nun zieht sich der 61-jährige Düsseldorfer zurück und übergibt das Steuer an Leonhard Birnbaum. Endlich hat Teyssen mehr Zeit für die Familie (er hat vier Kinder) und seine Hobbys: das Laufen und die Kunst. (anh)