Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Baronin und Ärztin impft ihre Mitbewohner
LÖRICK Täglich klingelt bei Baronin Ingrid von Mirbach das Telefon. Am anderen Ende ist meist die Heimleiterin des Wohnstifts Haus Lörick, die nach dem aktuellen Stand fragt. Wie der Schnelltest bei der einen Bewohnerin ausgefallen ist, welche Symptome sie zeigt und ob sie sich an die Quarantäne hält. Ingrid von Mirbach, 79 Jahre alt, ist Ärztin und eigentlich im Ruhestand. In dem Wohnstift in Lörick aber, in dem sie seit 14 Monaten lebt, ist sie immer mal wieder als Medizinerin im Einsatz, vor allem seit Beginn der Corona-Pandemie.
So hat Ingrid von Mirbach beim Start der Impfaktion am Sonntag nicht nur sich selbst immunisieren lassen, sondern auch zur Spritze gegriffen und die anderen Bewohner und Pflegekräfte des Wohnstifts mit dem Corona-Schutz versorgt. Regelmäßig führt sie zudem bei ihren Nachbarn die Corona-Schnelltests durch, wenn ein Verdacht auf eine Infektion besteht. Dafür, erzählt die 79-Jährige, habe sie eine ganze Kiste voller Schutzkleidung in ihrer Wohnung. Und sie hält eben ständigen Kontakt zu der Heimleitung, die sich auf das Urteil der pensionierten Ärztin verlässt.
Ingrid von Mirbach, die den Titel Baronin trägt, studierte Medizin in Saarbrücken, Frankfurt, Paris und Kiel. Zusammen mit ihrem Mann, Ernst Dietrich von Mirbach, der aus einem rheinischen Adelsgeschlecht stammt, führte sie lange eine Landarztpraxis in Holstein, später setzten sie sich in Bonn zur Ruhe. Gemeinsam wollten sie im vergangenen Jahr nach Düsseldorf ins Haus Lörick ziehen, Ernst Dietrich von Mirbach starb jedoch kurz vorher.
Dass sie heute in dem Wohnstift als Ärztin im Ruhestand helfen kann, empfindet Ingrid von Mirbach als ein Geschenk – und als eine Selbstverständlichkeit. „Wenn mein Wissen gefragt ist, lasse ich das gerne einfließen“, sagt sie. Darum habe sie sich sofort als freiwillige Helferin bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein gemeldet, die die Impfaktionen organisiert.
Der pensionierten Ärztin gehe es aber auch darum, die Sorgen ihrer Mitbewohner auszuräumen. Darum nehme sie sich gerne Zeit, beantworte alle medizinischen Fragen der Senioren und Pflegekräfte und erkläre, wie der neue Impfstoff wirkt. „Und dass sie eben nicht die Erbsubstanz verändert“, sagt Ingrid von Mirbach.