Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Vom Seestern an die Spitze des Handy-Markts
Xiaomi liegt weltweit auf Rang drei der Smartphone-Hersteller. Die Deutschland-Zentrale des chinesischen Unternehmens ist in Lörick.
LÖRICK Im Sommer 2019 startete Xiaomi ganz offiziell auf dem deutschen Markt. Weltweit hatte das chinesische Unternehmen da längst Millionen Geräte verkauft, vor einigen Monaten schob es sich auf Rang drei der global gefragtesten Smartphone-Hersteller – hinter Samsung und Huawei und nun vor Apple. In Deutschland liegt man aktuell auf Rang vier. Neben Telefonen stellt Xiaomi eine Reihe von „smarten Geräten“her, Luftreiniger sind darunter, kabellose Kopfhörer, Staubsauger-Roboter und ein Fön. Damit will das Unternehmen sich einen festen Platz in möglichst vielen deutschen Haushalten erobern – und zwar von Düsseldorf aus.
Seine Deutschland-Zentrale hat Xiaomi vor einigen Monaten fest in der Landeshauptstadt angesiedelt, nachdem man zuvor schon in Coworking-Spaces in der Stadt residierte. Knapp 1000 Quadratmeter Bürofläche mietete das Unternehmen im Bürogebäude Seestern-Tower in Lörick an, um von dort aus die Geschäfte hierzulande und perspektivisch auch in ganz Westeuropa zu steuern. „Der deutsche Markt ist wichtig für uns“, sagt der zuständige Country-Manager Alan Chen Li. Den Umzug bezeichnete er als wichtigen Schritt „auf unserem Weg nach oben“, der die Entwicklung des Unternehmens auch in Deutschland weiter beschleunigen solle.
Hergestellt wird am hiesigen Standort zwar nichts, doch Marketing
und PR, Vertrieb und Kundenservice sind hier angesiedelt. Zwischen 50 und 100 Mitarbeiter sind inzwischen für Xiaomi in der Düsseldorfer Zentrale tätig, man sei schnell gewachsen und wolle das auch weiter tun, sagt Li: „Uns war es von Anfang an wichtig, vor Ort lokale Talente zu finden, die den Markt genau kennen.“Das sei auch dank der hohen Attraktivität gelungen, die Düsseldorf für Fachkräfte habe. „Für uns ist es ein Teil der Strategie, dass wir eine ,global local’ Company sind“, sagt Li, also weltweit agierend, aber gleichzeitig lokal verankert. Seit September unterstützt der Konzern deshalb auch Fortuna Düsseldorf als Sponsor.
Für die Landeshauptstadt als Sitz sprach eine Reihe von Argumenten, wie Li sagt. Da sei ganz allgemein die Internationalität der Stadt, in der sich – zum Beispiel – auch Geschäftsreisende aus der chinesischen Hauptstadt Peking problemlos zurechtfänden. Und dann die ohnehin enge Verbindung zwischen China und Düsseldorf: Die chinesische Gemeinde wächst hier seit Jahren rasant, zahlreiche Unternehmen haben sich bereits hier angesiedelt, so dass es inzwischen eine gute Infrastruktur für chinesische Mitarbeiter gibt, die nach Düsseldorf ziehen. (Übrigens auch mit guten chinesischen Restaurants, wie Li versichert.)
Dazu komme die gute strategische Lage und Erreichbarkeit auch innerhalb Europas, nicht zuletzt ist die Verbindung mit Madrid wichtig. In der spanischen Hauptstadt hat
Xiaomi im vergangenen Jahr mehrere seiner neuen Top-Smartphones präsentiert, auf dem spanischen Markt ist das Unternehmen schon seit 2017 vertreten und erfolgreich.
Gegründet wurde Xiaomi im April 2010 in Peking und hat inzwischen nach eigenen Angaben die weltweit führende „Internet of Things“-Plattform mit vernetzten Geräten für Verbraucher etabliert. Im zweiten Quartal meldete das Unternehmen einen Umsatz von 6,5 Milliarden Euro. In mehr als 80 Ländern sind die Geräte inzwischen erhältlich.
Die Bewertungen von Fachjournalisten für die tendenziell günstigen Smartphones der Marke fallen häufig positiv aus, ebenso für das Preis-Leistungs-Verhältnis; Kritik gab es in der Vergangenheit beim Thema Datenschutz. Fachmagazine berichteten im Mai, dass Xiaomi offenbar das Verhalten von Nutzern aufzeichne und an eigene Server weiterleite, um es auszuwerten. Das
Unternehmen hatte daraufhin Updates zur Verfügung gestellt, um die kritisierten Punkte zu beheben.
Auf dem deutschen Markt will Xiaomi nicht zuletzt mit den knapp kalkulierten Margen punkten und daraus folgenden Preisen, die auf der eigenen Webseite als „ehrlich“bezeichnet werden. Man setze darauf, sagt Alan Chen Li, dass man damit treue Kunden gewinne, die sich möglicherweise mehrere Geräte aus dem Hause Xiaomi zulegen – auch wegen der umfassenden Vernetzungsmöglichkeiten. Man wolle im Herzen der Nutzer die „coolste Marke“sein, heißt es auf der Internetseite.
Nicht alle 2000 Produkte gibt es schon in Deutschland zu kaufen, zumal jedes einzelne den spezifischen Anforderungen hier angepasst werden muss – beispielsweise die Tempo-Drosselung des E-Scooters gemäß der hiesigen Straßenverkehrsordnung. Nach und nach aber würden es mehr, sagt Li.
Nur wenige Kilometer von der Löricker Zentrale entfernt, in der Düsseldorfer Altstadt, befindet sich seit dem Sommer auch das erste stationäre Geschäft von Xiaomi in Deutschland. An der Flinger Straße im ehemaligen Kult-Gebäude standen die Kunden an den ersten Tagen in langen Schlangen an. Alan Chen Li ist überzeugt, dass man sich auf dem hiesigen Smartphone-Markt mittelfristig ebenfalls auf Rang drei vorschieben kann. 1,5 Millionen Geräte habe man in diesem Jahr hier absetzen wollen: „Dieses Ziel haben wir schon Ende November erreicht.“