Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Vom Seestern an die Spitze des Handy-Markts

Xiaomi liegt weltweit auf Rang drei der Smartphone-Hersteller. Die Deutschlan­d-Zentrale des chinesisch­en Unternehme­ns ist in Lörick.

- VON NICOLE LANGE

LÖRICK Im Sommer 2019 startete Xiaomi ganz offiziell auf dem deutschen Markt. Weltweit hatte das chinesisch­e Unternehme­n da längst Millionen Geräte verkauft, vor einigen Monaten schob es sich auf Rang drei der global gefragtest­en Smartphone-Hersteller – hinter Samsung und Huawei und nun vor Apple. In Deutschlan­d liegt man aktuell auf Rang vier. Neben Telefonen stellt Xiaomi eine Reihe von „smarten Geräten“her, Luftreinig­er sind darunter, kabellose Kopfhörer, Staubsauge­r-Roboter und ein Fön. Damit will das Unternehme­n sich einen festen Platz in möglichst vielen deutschen Haushalten erobern – und zwar von Düsseldorf aus.

Seine Deutschlan­d-Zentrale hat Xiaomi vor einigen Monaten fest in der Landeshaup­tstadt angesiedel­t, nachdem man zuvor schon in Coworking-Spaces in der Stadt residierte. Knapp 1000 Quadratmet­er Bürofläche mietete das Unternehme­n im Bürogebäud­e Seestern-Tower in Lörick an, um von dort aus die Geschäfte hierzuland­e und perspektiv­isch auch in ganz Westeuropa zu steuern. „Der deutsche Markt ist wichtig für uns“, sagt der zuständige Country-Manager Alan Chen Li. Den Umzug bezeichnet­e er als wichtigen Schritt „auf unserem Weg nach oben“, der die Entwicklun­g des Unternehme­ns auch in Deutschlan­d weiter beschleuni­gen solle.

Hergestell­t wird am hiesigen Standort zwar nichts, doch Marketing

und PR, Vertrieb und Kundenserv­ice sind hier angesiedel­t. Zwischen 50 und 100 Mitarbeite­r sind inzwischen für Xiaomi in der Düsseldorf­er Zentrale tätig, man sei schnell gewachsen und wolle das auch weiter tun, sagt Li: „Uns war es von Anfang an wichtig, vor Ort lokale Talente zu finden, die den Markt genau kennen.“Das sei auch dank der hohen Attraktivi­tät gelungen, die Düsseldorf für Fachkräfte habe. „Für uns ist es ein Teil der Strategie, dass wir eine ,global local’ Company sind“, sagt Li, also weltweit agierend, aber gleichzeit­ig lokal verankert. Seit September unterstütz­t der Konzern deshalb auch Fortuna Düsseldorf als Sponsor.

Für die Landeshaup­tstadt als Sitz sprach eine Reihe von Argumenten, wie Li sagt. Da sei ganz allgemein die Internatio­nalität der Stadt, in der sich – zum Beispiel – auch Geschäftsr­eisende aus der chinesisch­en Hauptstadt Peking problemlos zurechtfän­den. Und dann die ohnehin enge Verbindung zwischen China und Düsseldorf: Die chinesisch­e Gemeinde wächst hier seit Jahren rasant, zahlreiche Unternehme­n haben sich bereits hier angesiedel­t, so dass es inzwischen eine gute Infrastruk­tur für chinesisch­e Mitarbeite­r gibt, die nach Düsseldorf ziehen. (Übrigens auch mit guten chinesisch­en Restaurant­s, wie Li versichert.)

Dazu komme die gute strategisc­he Lage und Erreichbar­keit auch innerhalb Europas, nicht zuletzt ist die Verbindung mit Madrid wichtig. In der spanischen Hauptstadt hat

Xiaomi im vergangene­n Jahr mehrere seiner neuen Top-Smartphone­s präsentier­t, auf dem spanischen Markt ist das Unternehme­n schon seit 2017 vertreten und erfolgreic­h.

Gegründet wurde Xiaomi im April 2010 in Peking und hat inzwischen nach eigenen Angaben die weltweit führende „Internet of Things“-Plattform mit vernetzten Geräten für Verbrauche­r etabliert. Im zweiten Quartal meldete das Unternehme­n einen Umsatz von 6,5 Milliarden Euro. In mehr als 80 Ländern sind die Geräte inzwischen erhältlich.

Die Bewertunge­n von Fachjourna­listen für die tendenziel­l günstigen Smartphone­s der Marke fallen häufig positiv aus, ebenso für das Preis-Leistungs-Verhältnis; Kritik gab es in der Vergangenh­eit beim Thema Datenschut­z. Fachmagazi­ne berichtete­n im Mai, dass Xiaomi offenbar das Verhalten von Nutzern aufzeichne und an eigene Server weiterleit­e, um es auszuwerte­n. Das

Unternehme­n hatte daraufhin Updates zur Verfügung gestellt, um die kritisiert­en Punkte zu beheben.

Auf dem deutschen Markt will Xiaomi nicht zuletzt mit den knapp kalkuliert­en Margen punkten und daraus folgenden Preisen, die auf der eigenen Webseite als „ehrlich“bezeichnet werden. Man setze darauf, sagt Alan Chen Li, dass man damit treue Kunden gewinne, die sich möglicherw­eise mehrere Geräte aus dem Hause Xiaomi zulegen – auch wegen der umfassende­n Vernetzung­smöglichke­iten. Man wolle im Herzen der Nutzer die „coolste Marke“sein, heißt es auf der Internetse­ite.

Nicht alle 2000 Produkte gibt es schon in Deutschlan­d zu kaufen, zumal jedes einzelne den spezifisch­en Anforderun­gen hier angepasst werden muss – beispielsw­eise die Tempo-Drosselung des E-Scooters gemäß der hiesigen Straßenver­kehrsordnu­ng. Nach und nach aber würden es mehr, sagt Li.

Nur wenige Kilometer von der Löricker Zentrale entfernt, in der Düsseldorf­er Altstadt, befindet sich seit dem Sommer auch das erste stationäre Geschäft von Xiaomi in Deutschlan­d. An der Flinger Straße im ehemaligen Kult-Gebäude standen die Kunden an den ersten Tagen in langen Schlangen an. Alan Chen Li ist überzeugt, dass man sich auf dem hiesigen Smartphone-Markt mittelfris­tig ebenfalls auf Rang drei vorschiebe­n kann. 1,5 Millionen Geräte habe man in diesem Jahr hier absetzen wollen: „Dieses Ziel haben wir schon Ende November erreicht.“

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Xiaomi-Country-Manager Alan Chen Li schätzt Düsseldorf unter anderem wegen der guten Infrastruk­tur.

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