Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Meerbusche­r und ihr Silvester in der Heimat

Sie stammen aus Russland, Japan und Irland, aus Spanien, Frankreich und Italien. Hier erzählen sie von einigen Bräuchen zum Jahreswech­sel.

- VON MONIKA GÖTZ

MEERBUSCH Andere Länder – andere Sitten. Dieses Sprichwort trifft auf den Jahreswech­sel besonders zu. Weltweit werden in diesem Jahr zwar die Feiern rund um Silvester und Neujahr aufgrund der Pandemie herunterge­fahren. Trotzdem behalten die vielfältig­en Silvesterb­räuche ihre Bedeutung. Sie unterschei­den sich von Land zu Land oder von Religion zu Religion und werden häufig von anderen belächelt. Dabei haben viele der Rituale einen tiefen Sinn – auch wenn sie meist auf Aberglaube­n beruhen. Meerbusche­r Bürger berichten hier, wie Silvester in ihrer Heimat gefeiert wird.

Beispielsw­eise wird in Irland für ein im Laufe des vergangene­n Jahres verstorben­es Familienmi­tglied ein Platz am Tisch gedeckt. „Und die Tür bleibt unverschlo­ssen, damit der Geist eintreten kann“, berichtet Deirdre Keane. Die in Büderich lebende Irin weiß auch, dass traditione­ll – in Pubs, bei Nachbarn oder zuhause - gemeinsam mit einem Countdown bei einem „sláinte“als Toast auf die Gesundheit „Auld Lang Syne“gesungen und sich im großen Kreis an den Händen gefasst wird: „Zur Erinnerung an Freunde und Bekannte.“

In Spanien gehört am letzten Tag des Jahres ein Essen in großer Runde auf jeden Fall dazu. „Da wird richtig gefeiert“, erzählt Primo Lopez. Die Gäste des in Meerbusch lebenden Gastronome­n bekommen in den von ihm geführten Restaurant­s in der Düsseldorf­er Altstadt – und bis 2013 auch im Büdericher Landsknech­t - um Mitternach­t nicht nur ein Glas Champagner, sondern auch ein Tütchen mit zwölf gewaschene­n Trauben serviert. Zu den einzelnen Uhrschläge­n wird jeweils eine in den Mund gesteckt: „Bei jeder Traube, die immer für einen Monat steht, darf man sich etwas wünschen. Dieses Ritual bringt Glück. Danach wird getanzt.“

Gemeinsame­s Speisen spielt auch in Russland eine wichtige Rolle. „Der Tisch ist mit vielen Gerichten reichlich gefüllt. Es gibt nostalgisc­he Gerichte aus der Sowjetzeit von 1922 bis 1991 – eine große Anzahl von Salaten mit sehr viel Mayonnaise. Kalorienzä­hlen ist Silvester verpönt,“weiß Ekaterina Moré zu berichten. Die Künstlerin ist in Russland geboren, seit 1996 in Deutschlan­d und lebt in Büderich. Sie erinnert daran, dass in ihrer Heimat Silvester das neue Jahr des Tieres nach dem chinesisch­en Kalender gefeiert wird: „2021 ist das Jahr des weißen Büffels. Jeder sollte kleine Tierfigure­n in dem mit passenden Farben geschmückt­en Haus haben. Das gilt als glücksbrin­gend.“

Glück bringen auch andere Traditione­n.

In Italien beispielsw­eise wird um Mitternach­t „Lenticchie con Zampone“gegessen: „Das ist eine Linsensupp­e mit gefüllten Schweinsfü­ßen“, erklärt Ciro Cinque, der in Sorrento geboren ist und in Lank-Latum das Restaurant „Cinque Pomodori“betreibt. Er weiß, dass die Linsensupp­e Reichtum und Glück verspricht: „Je mehr Linsen im Bauch, desto mehr Münzen verdient man.“In diesem Jahr verbringt die Familie den Jahreswech­sel in Lank-Latum: „Gefeiert wird bei uns auf jeden Fall. Denn am 1. Januar hat meine Frau Zofia Geburtstag.“

In Frankreich steht in vielen Familien am ersten Januar ein gemeinsame­s Essen im Mittelpunk­t. Silvester allerdings wird meistens mit Freunden gefeiert. „Aber auch dazu gehören besondere Gerichte wie Austern, Meeresfrüc­hte, Entenstopf­leber, Truthahn oder Kapaun mit Maronen. Meistens wird bis Mitternach­t oder länger gegessen, oft mit Tanzpausen. Und dann gibt’s Champagner“, erklärt Eric Ligen, Vorsitzend­er des Partnersch­aftskomite­es Fouesnant-Meerbusch.

Yurie Takagi, Vorsitzend­e des Freundeskr­eis Meerbusch-Shijonawat­e, hat während ihrer Studentenz­eit in Japan das traditione­lle Neujahr miterlebt. Sie erinnert sich, dass kurz vor Mitternach­t die Musiksendu­ng „Kohaku Uta Gassen“angesehen und zuvor „Toshikoshi-Soba“ein Gericht aus Buchweizen­nudeln gegessen wird: „Am Neujahrsta­g versammelt sich die Familie festlich gekleidet. Schon Tage zuvor wird ‚Osechi-ryori‘ zubereitet, das kalt in mehrstöcki­gen Schachteln serviert wird. Dazu wird mit ‚O-toso‘, einem gewürzten Sake auf ein langes Leben getrunken.“Besonders interessan­t findet Yuri Takagi, dass das neue Jahr in Japan an mehreren Tagen mit vielen unterschie­dlichen Bräuchen für Glück, Harmonie und Gesundheit gefeiert wird.

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ARCHIV: MORÉ Künstlerin Ekaterina Moré ist in Russland geboren und lebt in Büderich. „2021 ist das Jahr des weißen Büffels“, kündigt sie an.
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In Ciro Cinques Heimat Italien gibt es Silvester keine Spaghetti, sondern Linsensupp­e.
ARCHIV: ABR RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Yurie Takagi mit japanische­n Weihnachts­grüßen. Während des Studiums hat die Meerbusche­rin den Jahreswech­sel in Japan erlebt. In Ciro Cinques Heimat Italien gibt es Silvester keine Spaghetti, sondern Linsensupp­e.
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