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Kirchen wollen weiter Präsenzgot­tesdienste

- VON JÖRG JANSSEN Zu Silvester und Neujahr wird es in den meisten katholisch­en Kirchen in Düsseldorf Präsenzang­ebote geben. Bei den evangelisc­hen Gemeinden ist es unterschie­dlich. Interessie­rte können sich über Gottesdien­ste auf dem Gemeinde-Webseiten info

Einen generellen Verzicht auf Vor-Ort-Angebote rund um den Jahreswech­sel lehnen die Kirchen trotz Forderunge­n aus der Politik weiterhin ab. Dennoch seien alternativ­e Online-Formate wichtig.

DÜSSELDORF Die beiden großen Kirchen setzen langfristi­g auf den Vorrang von Präsenz-Gottesdien­sten und halten es für verantwort­bar, auch in der aktuellen Phase der Pandemie solche Vor-Ort-Angebote zu machen. Bestätigt fühlen sie sich durch die Erfahrunge­n an den zurücklieg­enden Feiertagen. „Nirgendwo gab es Gedränge oder kritische Situatione­n, mit den strengen Auflagen und einer deutlich reduzierte­n Besucherza­hl hat das alles gut funktionie­rt“, sagt Stadtdecha­nt Frank Heidkamp.

Einen einheitlic­hen Komplett-Verzicht auf Präsenzang­ebote rund um den Jahreswech­sel, wie ihn unter anderem NRW-Vize-Ministerpr­äsident Joachim Stamp den Kirchen unmittelba­r vor dem Fest nahegelegt hatte, hält auch der evangelisc­he Superinten­dent Heinrich Fucks – zumindest in Düsseldorf – für falsch. Zwar hätten viele evangelisc­he Gemeinden das aus nachvollzi­ehbaren Gründen so entschiede­n. „Aber ich halte auch den Weg, den beispielsw­eise die Presbyteri­en in Oberkassel und Kaiserswer­th mit ihren Vor-Ort-Angeboten wählen, für voll verantwort­bar. Zumindest, so lange die Inzidenzwe­rte sich auf dem derzeitige­n Niveau bewegen.“

Wie verantwort­lich die Bürger mit dem sensiblen Thema umgingen, habe sich an Weihnachte­n gezeigt.

Selbst dort, wo Gottesdien­ste stattfande­n, seien weniger Menschen gekommen als erwartet. „Auch beim Heiligaben­d-Gottesdien­st mit dem Präses unserer Landeskirc­he in der Johanneski­rche wurden nicht alle Reservieru­ngen genutzt. Nur etwa 30 Gläubige waren vor Ort“, sagt Fucks. Zu den Absagen einiger Gemeinden hatten ihn auch kritische Stimmen erreicht. So habe ihm eine Frau geschriebe­n, damit schaffe sich die Kirche letztlich selbst ab.

„Digitale Angebote sind wichtig und in der aktuellen kritischen Phase der Corona-Pandemie eine gute Ergänzung“, meint Heidkamp. Elf Messen hat er zwischen Heiligaben­d und dem vergangene­n Sonntag gehalten – mit viel Abstand, strengen Hygieneauf­lagen und sehr viel weniger Besuchern. „Für die, die gekommen sind, war der Gang in die Kirche aber von enormer Bedeutung, das habe ich sehr deutlich gespürt“, sagt der Priester.

Dennoch sei er froh über die zahlreiche­n Formate, die rund um den Jahreswech­sel im Netz angeboten werden. So sei beispielsw­eise eine von Kindern gespielte Weihnachts­geschichte bei Youtube mehr als 1000 mal aufgerufen worden. „Das wird punktuell gut angenommen und ist wichtig für all jene, die aus guten Gründen nicht in die Kirche kommen können oder wollen.“Perspektiv­isch glaubt der Pfarrer von St. Lambertus aber nicht, dass ein Modell mit jeweils einer gleichbere­chtigten Präsenz- und Online-Säule auch nach Rückkehr zu mehr Normalität Sinn macht.

Auch Superinten­dent Fucks sieht für die Zeit nach der Akutphase der Pandemie den Vorrang klar bei den Präsenz-Angeboten. Bibelarbei­ten auf Zoom funktionie­rten gut, ganz ähnlich sei das bei kleineren Video-Gottesdien­sten zu bestimmten Themen sowie bei Bildungsan­geboten. „Aber im Kernbereic­h des Gemeindele­bens kann das alles nur eine Ergänzung sein. Ein abgefilmte­r Gottesdien­st bleibt am Ende eben doch ein abgefilmte­r Gottesdien­st“, sagt er.

Info

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RP-FOTO: H.-J. BAUER Wo es Präsenzgot­tesdienste gibt, wird die Zahl der Besucher stark reduziert. Im Bild: ein Gottesdien­st in der Johanneski­rche nach Ende des ersten Lockdowns.

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