Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Krefeld könnte Anwalt der Menschenaf­fen sein

- VON HORST THOREN

aum vorstellba­r: Es gab Zeiten, da wurden exotisch aussehende Menschen im Zoo zur Schau gestellt. Was vordergrün­dig der Bildung diente,

nichts anderes als menschenve­rachtende Geschäftem­acherei. Die Opfer konnte sich kaum wehren. Sie wurden zunächst gewaltsam, später mit falschen Versprechu­ngen ins Land geholt. Der Vergleich mit dem Schicksal der Wildtiere heute verbietet sich. Dennoch stellen Tierschütz­er die Frage: Dürfen die Primaten, die nächsten Verwandten des Menschen, als Schaustück­e missbrauch­t werden?

Der Tierschutz­bund übt heftige Kritik am Krefelder Zoo, der nach der Brandkatas­trophe das Affenhaus wieder aufbauen will: Größer, schöner, moderner soll die neue Heimat für mehr als 30 Tiere werden. Bei aller Modernität aber bleibt das Konzept Teil der Zoowelt. Frei sind die Tiere trotz aller Großzügigk­eit nicht. Was den Tierschutz­bund stört, bewegt auch Zoobesuche­r: Wie fühlen sich die Menschenaf­fen in Gefangensc­haft? War Massa – der beliebte, beim Brand getötete Gorilla – in Krefeld glücklich? Beantworte­t wird diese Frage gern mit dem Hinweis auf artgerecht­e Haltung und internatio­nale Vorgaben. Das mag stimmen. Es befreit den Zoo jedoch nicht von der Verantwort­ung für das Schicksal seiner Schützling­e. Der Tierschutz sähe die Affen am liebsten in der Wildnis. Aber auch dort lauern Gefahren – der Lebensraum schrumpft, Wilderer schlagen zu. Die schnelle Entscheidu­ng zum Wiederaufb­au des Affenhause­s bedarf einer Überprüfun­g. Zeit dafür ist vorhanden, denn so bald werden die benötigten Millionen kaum aufzutreib­en sein. Krefeld könnte sich in diesem, am besten mit einem Symposium begleitete­n Denkprozes­s, einen Namen machen: als Anwalt der Menschenaf­fen. Wie wäre es mit einem digitalen Dokumentat­ionszentru­m, in dem die Menschen alles über die Faszinatio­n ihrer nächsten Verwandten erfahren?

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