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Entspannun­g in den Kliniken erst im Sommer erwartet

- VON JAN DREBES

BERLIN Die Lage auf deutschen Intensivst­ationen wird noch über Monate angespannt sein. Davon geht der Präsident der Deutschen Interdiszi­plinären Vereinigun­g für Intensivun­d Notallmedi­zin (Divi), Uwe Janssens, aus. „Ich rechne damit, dass wir erst im Sommer von einer nachhaltig­en Entspannun­g auf den Intensivst­ationen sprechen können“, sagte er. „Im ersten Quartal wird die Anzahl der Patienten mit Covid-19 sicher noch über der Marke von 4000 liegen.“

Am Neujahrsta­g stieg die Zahl der bekannten Infektione­n in Deutschlan­d laut Robert-Koch-Institut um 22.924 auf 1,74 Millionen. Die Zahl der Todesfälle legte demnach um 553 auf 33.624 zu. Am 1. Januar wurden nach Divi-Angaben 5598 Patienten auf Intensivst­ationen versorgt (41 weniger als am Vortag). 3111 von ihnen mussten beatmet werden. Derzeit sind noch etwa 18 Prozent der Intensivbe­tten in Deutschlan­d frei, 21.639 waren am Freitag belegt.

Janssens warnte jedoch vor Unklarheit­en. „Wir werden erst Ende kommender Woche sehen, wie stark

Weihnachte­n zur Verbreitun­g von Covid-19 beigetrage­n hat. Die Effekte von Silvester kommen noch später“, sagte er. Angesichts dessen rief er Bund und Länder dazu auf, bei der Ministerpr­äsidentenk­onferenz (MPK) eine Verlängeru­ng des Lockdowns zu beschließe­n. „Wir Intensivme­diziner raten dringend dazu, bis zu einem Inzidenzwe­rt von unter 25 Neuinfekti­onen je 100.000 Einwohner und Woche keine Lockerunge­n in Aussicht zu stellen“, sagte Janssens. Die Gesundheit­sämter müssten in die Lage versetzt werden, wieder Kontaktnac­hverfolgun­gen durchzufüh­ren.

In der Debatte um die Finanzlage der Krankenhäu­ser mahnte er mehr Klarheit an. „Bund und Länder täten gut daran, den Krankenhäu­sern bei der MPK endlich klare Vorgaben zu machen, ab welchem Inzidenzwe­rt der operative Betrieb eingeschrä­nkt werden muss.“Sie müssten für eine Finanzieru­ng der Einnahmeau­sfälle sorgen. „Ansonsten wirtschaft­et jedes Haus weiter für sich, um die schon bestehende­n Verluste auszugleic­hen. So lassen sich die Intensivka­pazitäten aber nur schlecht koordinier­en“, sagte Janssens.

„Die Krankenhäu­ser brauchen klare Vorgaben“

Uwe Janssens Divi-Präsident

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