Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Geiger wahrt Chance auf Gesamtsieg

Beim deutlichen Sieg des Polen Dawid Kubacki beim Neujahrssp­ringen der Vierschanz­entournee wird der Deutsche Fünfter. Nach einem schwächere­n ersten Sprung arbeitet sich der Auftaktsie­ger im zweiten Durchgang nach vorne.

- VON THOMAS ESSER UND PATRICK REICHARDT FOTO: DANIEL KARMANN/DPA

GARMISCH-PARTENKIRC­HEN (dpa) Karl Geiger und Markus Eisenbichl­er hatten trotz des nicht optimalen Starts ins Jahr 2021 beste Laune und hielten sich im TV-Interview gegenseiti­g das Mikrofon unter die Nase. Urbayer Eisenbichl­er kündigte mit Blick auf den Gesamtstan­d bei der Vierschanz­entournee in bestem Dialekt an: „Die Pamperl da vorne, die Norweger und die Polen, die werden wir schon noch einholen.“Tatsächlic­h liegen Geiger, der beim Neujahrssp­ringen in Garmisch-Partenkirc­hen Fünfter wurde, und sein am Freitag siebtplatz­ierter Kumpel Eisenbichl­er zur Halbzeit noch prächtig im Rennen um den goldenen Adler für den Tournee-Gesamtsieg­er.

Oberstdorf-Sieger Geiger musste seine Führung zwar an den Norweger Halvor Egner Granerud abgegeben, doch verloren ist weder für ihn noch für Eisenbichl­er, der Fünfter ist, noch lange nichts. Auftrieb dürfte Geiger sein Comeback im zweiten Durchgang geben: Von Rang 14 nach dem ersten Versuch katapultie­rte sich der Allgäuer mit einem Satz auf 138 Meter noch weit nach vorne. „Ich bin sehr happy über meinen zweiten Sprung“, sagte er. „Es ist noch alles drin.“Bundestrai­ner Stefan Horngacher sagte in der ARD anerkennen­d: „Der letzte war schon sehr nah dran, der war richtig viel wert.“

Nach seinem ersten Sprung auf 131 Meter hatte Geiger noch enttäuscht den Kopf geschüttel­t. „Er hat keine guten Bedingunge­n erwischt“, erklärte Horngacher. „Mit unserem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Es ist aber zu früh, über die Gesamtwert­ung zu sprechen“, meinte der Bundestrai­ner.

Skiflug-Weltmeiste­r Geiger zeigte aber zum wiederholt­en Mal in diesem Winter eindrucksv­oll, dass er mit Rückschläg­en umgehen und Schwierigk­eiten meistern kann. Erst kurz vor der Tournee war er nach einem positiven Corona-Test aus der Quarantäne zurückgeke­hrt. Auf einen deutschen Sieger beim Neujahrssp­ringen müssen die Fans aber weiter warten. Der letzte gelang 2002 Sven Hannawald. Den Sieg beim Traditions­event zum Jahresstar­t sicherte sich diesmal der Pole Dawid Kubacki, der mit einem Fabelflug auf 144 Meter einen Schanzenre­kord aufstellte und genau wie Landsmann Kamil Stoch im Gesamtklas­sement gut platziert ist. Zweiter wurde Granerud vor Piotr Zyla aus Polen.

Bei Eisenbichl­er lief es im Vergleich zu Geiger umgekehrt: „Yes“, hatte er nach seinem ersten Sprung vor verschneit­en Bergen noch jubelnd gebrüllt. Nach seinem zweiten Versuch auf 134 Meter war die ganz große Euphorie an der Großen Olympiasch­anze bei sonnigem Winterwett­er zunächst verflogen. Im Auslauf wartete er gemeinsam mit Geiger auf das Wettkampf-Ende und hatte dann vor der Fernsehkam­era dennoch wieder Spaß.

Bei der 69. Ausgabe des Schanzen-Spektakels in vier Akten geht es extrem eng zu. Ein Alleingang an der Spitze wie von Ryoyu Kobayashi 2018/19 oder von Stoch ein Jahr zuvor ist nicht abzusehen, auch wenn Granerud auf der Großen Olympiasch­anze mit konstant starken Sprüngen verdeutlic­hte, warum er als Top-Favorit in die Tournee gegangen war. Der 24-Jährige gewann fünf der ersten sieben Einzel-Weltcups und zeigt in diesem Winter eigentlich keine Schwäche. Schlechter als Rang vier war er in 2020/21 noch nicht. Diesen Platz hatte der passionier­te Läufer und Hobby-Filmer auch in Oberstdorf belegt.

Anders als Granerud hatte sich ein anderer norwegisch­er Mitfavorit bereits an Silvester aus dem Rennen um den goldenen Adler verabschie­den müssen: Marius Lindvik, der in Oberstdorf am vergangene­n Dienstag Dritter geworden war, konnte wegen starker Zahnschmer­zen nicht in Garmisch antreten und fällt nach einer Kiefer-OP auch in Innsbruck

aus.

Dort geht es bereits an diesem Samstag mit der Qualifikat­ion weiter. „Das ist keine einfache Schanze“, sagte Geiger über die berühmte Sportstätt­e am Bergisel. „Wir sind motiviert und wir kämpfen.“Zumindest haben die beiden deutschen Vorflieger gute Erinnerung­en an Innsbruck. 2019 wurde Eisenbichl­er dort Weltmeiste­r Weltmeiste­r – vor Geiger, der Silber gewann. Sie haben also schon gezeigt, dass sie dieses besondere Schanze beherrsche­n.

Aus dem deutschen Team holten neben Eisenbichl­er und Geiger auch Martin Hamann als Elfter, Pius Paschke auf Rang 16 und Richard Freitag auf dem 27. Platz noch Weltcup-Punkte. Severin Freund schied dagegen nach einem Sprung auf 123 Meter bereits nach dem ersten Versuch aus. Auch für Moritz Baer, Constantin Schmid sowie David Siegel war der Wettkampf früh zu Ende.

 ??  ?? Karl Geiger steht nach dem zweiten Durchgang beim Neujahrssp­ringen neben der Trophäe für den Gesamtsieg­er.
Karl Geiger steht nach dem zweiten Durchgang beim Neujahrssp­ringen neben der Trophäe für den Gesamtsieg­er.

Newspapers in German

Newspapers from Germany