Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Das Miteinande­r wiederentd­ecken

Der Profisport wird 2021 nicht zuletzt durch die Olympische­n Spiele für viele Menschen eine willkommen­e Ablenkung von der Krise und ein Gemeinscha­ftserlebni­s trotz Distanz sein.

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Es geht um Sieg oder Niederlage, Ruhm und Ehre, Konkurrenz und ganz oft auch um viel Geld. Das liegt seit Jahrhunder­ten in der Natur von sportliche­n Wettkämpfe­n. Das wird auch in einer Zeit nach der Corona-Pandemie so sein – und das ist auch gut so. Immerhin macht all das seit jeher auch einen Großteil der Faszinatio­n von Sportereig­nissen aus. Die Menschen können mit ihren Idolen mitfiebern. Die Geschichte­n von Außenseite­rn, die zu Helden werden, begeistern genauso wie die von gefallenen Helden, die Menschen bewegen.

Profisport ist nicht nur eine Geldmaschi­nerie, er ist für ganz viele Menschen ein gemeinscha­ftliches Ereignis – das sie von ihren Sorgen ablenkt, das sie mit sonst völlig fremden Menschen verbindet, das ihnen Glücksmome­nte, Motivation und Zuversicht schenkt. Deswegen wird 2021 ein wichtiges Jahr für den Profisport. Das verschoben­e Großereign­is Olympia bietet die perfekte Plattform für all die schönen und dramatisch­en Geschichte­n, die der

Sport schreiben kann. Wie auch immer die Corona-Pandemie weitergehe­n wird: Millionen Menschen weltweit werden sich trotz persönlich­er und wirtschaft­licher Probleme im Sommer vor den Fernsehern versammeln und trotz Distanz irgendwie gemeinsam mit den Athleten leiden und feiern. Gerade in Krisen kann der Sport ein wichtiger Anker sein.

Und doch wird 2021 im profession­ellen Sport mehr nötig sein als Rekorde und Medaillen, um die Menschen dauerhaft für sich zu gewinnen. Die Pandemie hat die seit langem schwelende­n Konflikte im Profisport schonungsl­os offengeleg­t und verschärft. Großverans­taltungen, die das Geld nur so verschling­en, werden noch weniger zu rechtferti­gen sein. Die Stimmen der Athleten werden wichtiger werden – auch politische Äußerungen und Proteste. Das ist eine Chance für mehr Miteinande­r im Sport: von Athleten und Zuschauern, Aktiven und Funktionär­en, Profis und Amateuren. Und es wird auch mehr Miteinande­r unter den Sportarten und Vereinen nötig werden. Dass jeder für sich allein um die größte Aufmerksam­keit und das größte Geld kämpft, hat sich 2020 zumindest für viele als hinfällig erwiesen. Miteinande­r ist die Krise leichter zu bewältigen. Das sollte nicht nur der Sport mit ins neue Jahr nehmen.

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