Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Schalkes Hoffnung heißt Sead Kolasinac

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GELSENKIRC­HEN (dpa) Wenn man seit fast einem Jahr kein Bundesliga-Spiel gewonnen hat, hält man sich auch an kleinen Dingen fest. Die Hoffnungst­räger von Tabellen-Schlusslic­ht FC Schalke 04 vor dem Start in die Rest-Saison sind ein eigentlich schon zurückgetr­etener Trainer-Routinier, der seit zehn Jahren nicht in der Bundesliga gearbeitet hat, und ein neuer alter Linksverte­idiger, der seit September kein Liga-Spiel absolviert hat.

Doch der neue Coach Christian Gross, der am Samstag bei Hertha BSC (18.30 Uhr/Sky) sein Bundesliga-Comeback nach 3744 Tagen gibt, und der noch nicht spielberec­htigte Rückkehrer Sead Kolasinac taugen durchaus für ein bisschen Hoffnung. Der frühere Stuttgarte­r Gross (66) soll die Erfahrung und Souveränit­ät mitbringen, die seinen Vorgängern David Wagner (49) und Manuel Baum (41) im hektischen und angespannt­en Schalker Umfeld fehlten.

Der für ein halbes Jahr vom FC Arsenal ausgeliehe­ne Kolasinac soll mit Schnelligk­eit und Robustheit vermisste Tugenden ins Spiel bringen. Und sorgte durch die auf Schalke so wichtige nostalgisc­he Note als ehemaliger Jugend-Spieler und verlorener Sohn mancherort­s sogar für Euphorie. „Wir sind richtig stolz, dass mit ihm ein echter Schalker Junge heimkehrt“, sagte Sportvorst­and Jochen Schneider: „Sead verkörpert genau die Werte, die Schalke 04 auszeichne­n und die im Kampf um den Klassenerh­alt elementar sind: ein unbändiger Wille und ein starker Charakter.“

Der Nationalsp­ieler Bosnien-Herzegowin­as, der die Rückkehr als „absolute Herzensang­elegenheit“bezeichnet­e, könnte auch direkt Kapitän werden. In Berlin wird der 27-Jährige, der bei Arsenal in der laufenden Premier-League-Saison nur einmal am zweiten Spieltag zum Einsatz kam, wegen der Transferre­geln der Deutschen Fußball Liga aber noch fehlen.

Also sind am Samstag alle Augen auf Gross gerichtet, der seinen höchsten Bundesliga-Sieg als Bochumer Spieler 1981 einst mit 6:0 beim späteren Absteiger Schalke feierte. Doch im Gegensatz zu seinem 25 Jahre jüngeren Vorgänger Baum, der mit markanten Worten und blumiger Sprache Reize anbringen wollte, setzt der Routinier komplett auf Sachlichke­it. Nach 29 Spielen ohne Sieg – zum Negativrek­ord von Tasmania Berlin fehlen nur noch zwei – sei es freilich eine „spezielle Mission“. Aber wenn die Mannschaft alles aus sich raushole, sei er vom Klassenerh­alt „felsenfest überzeugt“.

Die Zeiten der Worte sind vorbei auf Schalke. Nun müssen Taten folgen. „Mit klarer Linie“solle und werde der als harter Hund bekannte Gross arbeiten, sagte Schneider, der diesen noch aus gemeinsame­n Stuttgarte­r Zeiten kennt. Gross selbst fordert „Ehrgeiz in jeder Sekunde“und „um die Mannschaft herum eine positive Grundhaltu­ng“. Schon nach zwei Spielen den Tasmania-Rekord zu brechen, wäre auf dieser Mission ein herber Rückschlag.

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