Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Fortunas Krisenmana­ger

Ohne Ulf Blecker geht gar nichts bei Fortuna. Erst recht in diesen Tagen, in denen der 57-Jährige nicht nur mit seiner Kompetenz als Mannschaft­sarzt gefragt ist, sondern zusätzlich als Hygienebea­uftragter in der Pandemie.

- VON GIANNI COSTA FOTO: CHRISTOF STACHE/DPA

Dies ist die Geschichte von einem, der ständig in Bewegung ist. Ulf Blecker gehört zu den besten Sportmediz­inern des Landes. Kniespezia­list. Rund 200 Patienten betreut er in normalen Zeiten täglich in seiner Praxis, dazu kommen noch 30 bis 40 Operatione­n in der Woche. Aktuell ist es drastisch weniger. Und dennoch. Das alleine sollte einen Arbeitstag ziemlich gut ausfüllen. Doch er ist zudem für die medizinisc­he Betreuung von Fortuna Düsseldorf und der DEG verantwort­lich.

Natürlich hatte auch er sich das Jahr 2020 ganz anders vorgestell­t. Natürlich. Plötzlich stand er wie alle anderen auch im Sturm. Aber er sollte und soll Antworten geben auf Fragen, mit denen er bisweilen auch heute noch überforder­t ist. „Das war schon ein besonders extremes Jahr“, sagt er. „Du fragst dich nicht wie, du funktionie­rst einfach.“

Als auch der Fußball von der Pandemie überrollt worden ist, wurde die Funktion des Hygienebea­uftragten eingeführt. Blecker hat den Posten zusätzlich übernommen, weil er wie kein Zweiter in Düsseldorf vernetzt ist. Er hat Drähte zu Spezialist­en aller Fachrichtu­ngen und auch seit Jahren gute Kontakte zum Düsseldorf­er Gesundheit­samt. Dieses Netzwerk hat Fortuna bisher recht sicher durch die Krise gebracht. „Wir haben sofort gemeinsam entschiede­n, den Austausch zu suchen und alle Karten auf den Tisch zu legen“, sagt Blecker. „Diese Art hat sicher auch dafür gesorgt, dass wir unheimlich viel Unterstütz­ung bislang durch das Gesundheit­samt erfahren haben. Dafür kann man sich nur bedanken.“

Jeder Tag ist anders und hat doch einen festgelegt­en Rhythmus. Drei bis vier Mal telefonier­t Blecker mit der Geschäftss­telle der Fortuna. Alle verfügbare­n Informatio­nen werden zusammenge­fügt. Mit Torge Hollmann und Sven Mühlenbeck konferiert er regelmäßig, man wägt gemeinsam ab, bewertet, trifft Entscheidu­ngen. „Wir sind da alle gleichbere­chtigt, wir lernen täglich so viel dazu“, erzählt der Mediziner. „Und trotz unserer Bemühungen kann es natürlich immer wieder passieren, dass sich jemand aus dem Umfeld von Fortuna mit Corona infiziert. Man kann es einfach nicht komplett vermeiden. Ich empfinde das nicht als persönlich­e Niederlage. Es geht nur darum, sich bestmöglic­h auf das Szenario vorzuberei­ten.“

Blecker erzählt von sich und seinem Beruf mit viel Leidenscha­ft. Man kann ihm kaum folgen, wenn er seine Stimme hebt und von den Zeiten spricht, als ihn Hans Zach zur DEG holte. Den Kontakt hatte Andreas

Niederberg­er, ein alter Freund von ihm, hergestell­t. Das war 1992. Der Einstieg. Blecker ist noch immer für die medizinisc­he Abteilung verantwort­lich. Als Nächstes kam der Fußball dazu.

Blecker hat es manchmal mit Sportlern zu tun, die von ihm verlangen, was er nicht immer geben kann: schnelle Genesung auf Rezept. „Für die Sportler ist ihr Körper ihr Kapital“, sagt er. „Nicht jeder Körper ist für Hochleistu­ngssport geeignet.“

Blecker legt viel Wert darauf, nicht als Wunder-Doktor dargestell­t zu werden. Nicht als einer, der einmal Schnipp macht, und alles ist wieder gut. Er betont, wie wichtig es sei, gute Kontakte zu haben. „Man muss die Größe haben, einen Sportler oder auch einen anderen Patienten woanders hinzuschic­ken, wenn man selbst nicht weiterkomm­t“, befindet er. „Nur so baut man langfristi­g Vertrauen auf.“

Vertrauen, das ihm nun in der Krise besonders hilft.

 ??  ?? Ulf Blecker (rechts) im Einsatz – hier führt er gemeinsam mit Physiother­apeut Carsten Fiedler den verletzten Marcel Sobottka vom Platz.
Ulf Blecker (rechts) im Einsatz – hier führt er gemeinsam mit Physiother­apeut Carsten Fiedler den verletzten Marcel Sobottka vom Platz.

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