Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Fortunas Krisenmanager
Ohne Ulf Blecker geht gar nichts bei Fortuna. Erst recht in diesen Tagen, in denen der 57-Jährige nicht nur mit seiner Kompetenz als Mannschaftsarzt gefragt ist, sondern zusätzlich als Hygienebeauftragter in der Pandemie.
Dies ist die Geschichte von einem, der ständig in Bewegung ist. Ulf Blecker gehört zu den besten Sportmedizinern des Landes. Kniespezialist. Rund 200 Patienten betreut er in normalen Zeiten täglich in seiner Praxis, dazu kommen noch 30 bis 40 Operationen in der Woche. Aktuell ist es drastisch weniger. Und dennoch. Das alleine sollte einen Arbeitstag ziemlich gut ausfüllen. Doch er ist zudem für die medizinische Betreuung von Fortuna Düsseldorf und der DEG verantwortlich.
Natürlich hatte auch er sich das Jahr 2020 ganz anders vorgestellt. Natürlich. Plötzlich stand er wie alle anderen auch im Sturm. Aber er sollte und soll Antworten geben auf Fragen, mit denen er bisweilen auch heute noch überfordert ist. „Das war schon ein besonders extremes Jahr“, sagt er. „Du fragst dich nicht wie, du funktionierst einfach.“
Als auch der Fußball von der Pandemie überrollt worden ist, wurde die Funktion des Hygienebeauftragten eingeführt. Blecker hat den Posten zusätzlich übernommen, weil er wie kein Zweiter in Düsseldorf vernetzt ist. Er hat Drähte zu Spezialisten aller Fachrichtungen und auch seit Jahren gute Kontakte zum Düsseldorfer Gesundheitsamt. Dieses Netzwerk hat Fortuna bisher recht sicher durch die Krise gebracht. „Wir haben sofort gemeinsam entschieden, den Austausch zu suchen und alle Karten auf den Tisch zu legen“, sagt Blecker. „Diese Art hat sicher auch dafür gesorgt, dass wir unheimlich viel Unterstützung bislang durch das Gesundheitsamt erfahren haben. Dafür kann man sich nur bedanken.“
Jeder Tag ist anders und hat doch einen festgelegten Rhythmus. Drei bis vier Mal telefoniert Blecker mit der Geschäftsstelle der Fortuna. Alle verfügbaren Informationen werden zusammengefügt. Mit Torge Hollmann und Sven Mühlenbeck konferiert er regelmäßig, man wägt gemeinsam ab, bewertet, trifft Entscheidungen. „Wir sind da alle gleichberechtigt, wir lernen täglich so viel dazu“, erzählt der Mediziner. „Und trotz unserer Bemühungen kann es natürlich immer wieder passieren, dass sich jemand aus dem Umfeld von Fortuna mit Corona infiziert. Man kann es einfach nicht komplett vermeiden. Ich empfinde das nicht als persönliche Niederlage. Es geht nur darum, sich bestmöglich auf das Szenario vorzubereiten.“
Blecker erzählt von sich und seinem Beruf mit viel Leidenschaft. Man kann ihm kaum folgen, wenn er seine Stimme hebt und von den Zeiten spricht, als ihn Hans Zach zur DEG holte. Den Kontakt hatte Andreas
Niederberger, ein alter Freund von ihm, hergestellt. Das war 1992. Der Einstieg. Blecker ist noch immer für die medizinische Abteilung verantwortlich. Als Nächstes kam der Fußball dazu.
Blecker hat es manchmal mit Sportlern zu tun, die von ihm verlangen, was er nicht immer geben kann: schnelle Genesung auf Rezept. „Für die Sportler ist ihr Körper ihr Kapital“, sagt er. „Nicht jeder Körper ist für Hochleistungssport geeignet.“
Blecker legt viel Wert darauf, nicht als Wunder-Doktor dargestellt zu werden. Nicht als einer, der einmal Schnipp macht, und alles ist wieder gut. Er betont, wie wichtig es sei, gute Kontakte zu haben. „Man muss die Größe haben, einen Sportler oder auch einen anderen Patienten woanders hinzuschicken, wenn man selbst nicht weiterkommt“, befindet er. „Nur so baut man langfristig Vertrauen auf.“
Vertrauen, das ihm nun in der Krise besonders hilft.