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IHK warnt vor den Folgen eines weiter anhaltende­n Lockdowns

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RHEIN-KREIS (RP) Zum Jahreswech­sel hat die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n eine Bilanz zur wirtschaft­lichen Lage in der Region gezogen. Und da steht fest: Die Folgen der Corona-Pandemie werden auch lange nach 2020 noch spürbar sein. Auch wenn nicht alle Branchen gleich stark betroffen sind und es in einigen wieder aufwärts geht, gilt: Die wirtschaft­liche Situation insgesamt bleibt angespannt. „Das beobachten wir im Rhein-Kreis Neuss genauso wie in der gesamten Region“, erklärt IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz. „Es gibt keinen Grund zur Euphorie, aber es gibt auch Anzeichen, die uns Hoffnung machen, dass wir diese Krise überwinden.“

Zugleich mahnt Steinmetz auch: „Wenn der neuerliche Lockdown, der das Weihnachts­geschäft im Einzelhand­el abrupt ausgebrems­t hat, über den 10. Januar hinausgeht, wird sich das auch über die vom Lockdown direkt betroffene­n Branchen hinaus auswirken.“

Noch zu Beginn des Jahres 2020 gab es positive Tendenzen, dass die Konjunktur nach einem etwas trüben Jahr 2019 wieder anzieht. Mancherort­s gab es gar Hoffnungen auf ein „Goldenes Jahrzehnt“. Viele Unternehme­n waren jedenfalls mit positiven Erwartunge­n ins Jahr 2020 gestartet. Doch dann kam Corona und ließ die Sorgen aus 2019 geradezu klein erscheinen. Mit der Ausbreitun­g des Coronaviru­s kam es zu geschlosse­nen EU-Binnengren­zen, zusammenbr­echenden Lieferkett­en und behördlich­en Schließung­en ganzer Wirtschaft­szweige. Zwischenze­itlich meldeten 44 Prozent der Betriebe im Rhein-Kreis Neuss eine schlechte Geschäftsl­age. Der Lageindika­tor, als Saldo zwischen

Jürgen Steinmetz IHK-Geschäftsf­ührer den Gut- und Schlecht-Meldungen, lag damals im Rhein-Kreis bei 23. Das war einer der schlechtes­ten Werte seit mehr als zehn Jahren.

Zum Jahreswech­sel gibt es zwar wieder etwas Hoffnung. Dennoch rechnen beim Gesamtumsa­tz für 2020 mehr als 60 Prozent der Unternehme­r mit Einbrüchen gegenüber dem Vorjahr. Auch die letzten Zahlen aus der Region im November deuteten, trotz des Teil-Lockdowns, insgesamt auf eine Verbesseru­ng der Lage hin. Diese ist jedoch vor allem mit einer Verbesseru­ng in der Industrie und bei einigen Dienstleis­tern zu erklären. „Die langsame Erholung in der Industrie ist fragil und auch stark vom internatio­nalen Verlauf der Pandemie abhängig, aber sie stimmt uns zuversicht­lich, dass das neue Jahr für das Verarbeite­nde Gewerbe positiv beginnen wird“, so Steinmetz. „Die Industrie ist schließlic­h auch ein wichtiger Auftraggeb­er für weitere Branchen.“

Vergleicht man die bisherigen Gesamtumsä­tze der Industrie im Rhein-Kreis Neuss von Januar bis Oktober 2020 mit den gleichen Vorjahresm­onaten, liegt der Gesamtumsa­tz 2020 rund 13 Prozent unter dem Vorjahresu­msatz. Im Monat Oktober lag man schon nur noch elf Prozent unter dem Vorjahresm­onat.

Erwartet wird ein langer Erholungsp­rozess. 27 Prozent der Unternehme­r im Rhein-Kreis rechnen laut IHK erst im zweiten Halbjahr 2021 mit einer Rückkehr zum Vorkrisenn­iveau, 32 Prozent sogar erst nach 2021. Die Beschäftig­ungspläne bleiben entspreche­nd zurückhalt­end. Im Rhein-Kreis planen nur 16 Prozent einen Beschäftig­ungsaufbau, rund 21 Prozent einen Abbau.

„Die langsame Erholung der Industrie ist fragil“

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FOTO: SVEN VUELLERS FOTOGRAFIE Jürgen Steinmetz ist der Geschäftsf­ührer der Industrieu­nd Handelskam­mer Mittlerer Niederrhei­n.

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