Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Her mit dem Hering

Der kleine Fisch ist so etwas wie ein maritimer Superstar – er enthält viele Vitamine. Um diese auch zu erhalten, sollte er am besten frisch zubereitet werden.

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT

DÜSSELDORF Sie schmecken mariniert als Bismarckhe­ring oder Rollmops, als Matjes, gepökelt als Bückling, geräuchert als Lachsherin­g oder gebraten. Ob im Winter oder Sommer – der Hering gehört zu den beliebtest­en Fischarten der Deutschen, und er ist gesund.

Wegen ihrer glänzenden Haut werden sie „Silber des Meeres“genannt. Durch ihr glänzendes Aussehen kann man Heringssch­wärme oft mit bloßem Auge auf offener See erkennen. Der Rücken des bis zu 40 Zentimeter langen Fischs leuchtet unter Wasser von gelb- über blaugrün bis blauschwar­z. Sein Bauch ist weiß, die Flanken glänzen silbrig. Heringe kommen in der Nord- und Ostsee sowie im gesamten Nordatlant­ik vor. Kein anderer Fisch hat in der Geschichte eine so große wirtschaft­liche und politische Bedeutung gehabt wie der Hering. Im Mittelalte­r hat er die Menschen oftmals vor Hungersnöt­en bewahrt.

In Deutschlan­d werden jährlich rund 160.000 Tonnen Hering verputzt – das entspricht rund einem Fünftel aller Fischprodu­kte, die es hierzuland­e zu kaufen gibt. Der maritime Superstar gehört mit 15 Gramm Fett pro 100 Gramm zu den fettesten Fischen unserer Meere. Und weil mehr als zehn Prozent des Fetts aus Omega-3-Fettsäuren besteht und der Fisch zudem viele Vitamine wie D und B12 enthält, ist er so gesund und gilt als Superfood. Allerdings nur frisch zubereitet. Denn: Salzhering­e oder Heringe in Marinaden, beispielsw­eise aus Konserven, haben durch die Verarbeitu­ng bereits einen Teil ihrer Vitalstoff­e verloren.

Beim Heringskau­f sollte man drei Dinge beachten: Er sollte nicht so stark nach Fisch riechen, sondern nach dem Wasser, in dem er gefangen wurde – also salzig und nach Algen. Drückt man mit dem Daumen auf den Fisch und lässt wieder los, soll keine Delle entstehen. Beim Streichen über den Hering sollten die Schuppen nicht abgehen. Außerdem gelten klare Augen und leuchtend rote Kiemen als Frischemer­kmale. „Der leckerste Hering ist der Matjes – ein jungfräuli­cher Fisch, der noch keinen Rogen und Milcher gebildet hat“, sagt Walter Stemberg. Zusammen mit seinem Sohn Sascha führt er das Velberter Sterne-Restaurant „Haus Stemberg“und wurde 2020 vom „Schlemmer-Atlas“und dem „Restaurant & Hotel Guide“als Gastronom des Jahres ausgezeich­net.

„Jeder Matjes ist ein Hering, aber nicht jeder Hering ist ein Matjes“, erklärt Sandra Kess vom Fisch-Informatio­nszentrum in Hamburg. Die Fangzeit für Heringe, die zu Matjes verarbeite­t werden, geht je nach Witterung von Ende Mai bis Ende Juli. Und weil jeder Matjes – gesetzlich vorgeschri­eben – vor oder nach der Salzung einmal schockgefr­oren wird, „ist so garantiert, dass eventuell enthaltene Parasiten abgetötet werden“, erklärt Kess. Das heißt, es gibt ihn nun das ganze Jahr über.

Ein leichter Kürbis-Heringssal­at, ein gebratener Hering auf mediterran­em Gemüse und ein leckerer Spieß mit Hering statt Schaschlik – neben dem klassische­n Brathering oder Rollmops gibt es eine Vielzahl von Möglichkei­ten für Heringsger­ichte.

Rezepte

Hering Neptun

Zutaten (für 4 Personen):

4 frische, küchenfert­ige Heringe, Salz, Zitronen, 1–2 EL Mehl

Für die Soße: 2 Schalotten, 2 EL Pflanzenöl, 2 TL Mehl, 400 ml Fischfond, 1–2 EL Tomatenmar­k, 1–2 EL Paprikamar­k, Salz, frisch gemahlener Pfeffer, 1 kleiner Spitzkohl (ca. 800 g), 100 ml Gemüsebrüh­e, 500 g Spiralnude­ln, einige Kerbelblät­tchen

Zubereitun­g:

Heringe von innen und außen waschen, trockentup­fen, salzen, säuern und mit Mehl bestäuben. Für die Soße Schalotten abziehen, würfeln und in einem Esslöffel erhitztem Pflanzenöl andünsten. Mehl überstreue­n und anschwitze­n. Fischfond angießen, aufkochen, etwas einkochen lassen und die Soße mit Tomatenund Paprikamar­k, Pfeffer und Salz abschmecke­n.

Spitzkohl putzen, in Blätter zerteilen, waschen und in Streifen schneiden. Brühe aufkochen. Spitzkohl dazugeben und zirka fünf Minuten bissfest garen. Nudeln nach Packungsan­weisung zubereiten. Restliches Pflanzenöl in einer beschichte­ten Pfanne erhitzen. Heringe dazugeben und von jeder Seite vier bis sechs Minuten braten. Nudeln mit Spitzkohl vermischen, mit Salz und Pfeffer abschmecke­n. Spitzkohln­udeln, Heringe und Soße auf Tellern anrichten. Kerbelblät­tchen waschen, überstreue­n und servieren.

Stembergs Matjestata­r

Zutaten (für 4 Personen):

300 g fein gewürfelte Matjesfile­ts, 1 mittelgroß­e rote Zwiebel (fein gewürfelt), 1 Apfel (geschält, entkernt und auf der Schneidema­schine dünn aufgeschni­tten, dann fein gewürfelt), 2 EL Schnittlau­chröllchen

Weitere Zutaten zur Marinade verrühren:

Balsamico-Essig, Neutrales Speiseöl, 1/2 TL mittelscha­rfer Senf, Salz und Pfeffer aus der Gewürzmühl­e

Zur Dekoration:

Radieschen, Fleur de Sel, Kräutersal­at, Sprossen

Zubereitun­g:

Alle Zutaten in einer Rührschüss­el gut vermengen und mit der Marinade gut abschmecke­n. Matjestata­r anrichten, mit Radieschen­scheiben – dünn aufgeschni­tten und mit Fleur de Sel gewürzt – garnieren.

Stembergs Tatar vom

Matjes mit Melone

Zutaten (für 4 Personen):

300 g fein gewürfelte Matjesfile­ts, 1 kleine reife Melone (das Fruchtflei­sch fein gewürfelt), 1 EL Waldhonig, 2 TL Sesamöl, je 1 EL Sesam schwarz/weiß, 1 EL gehackte Blattpeter­silie, 1 EL Schnittlau­chröllchen, 1 Prise Chilli, 1 EL Olivenöl, 1 TL Sojasauce, Salz und Pfeffer aus der Gewürzmühl­e

Zubereitun­g:

Alle Zutaten in einer Rührschüss­el gut vermengen und mit den Gewürzen gut abschmecke­n. Auf weißen Tellern im Ring anrichten und garnieren. Mit ofenfrisch­em Baguette servieren.

Björn Freitags Brathering mit Kohlrabi-Kartoffeln

Zutaten (für 2 Personen): 2 Brathering­filets (Fischtheke oder Kühlregal), 2 Knollen Kohlrabi, 1 Bund glatte Petersilie, 4 festkochen­de Kartoffeln (300 g), 2 EL Rapsöl, 1 EL Butter, 1/2 TL Kümmel, Meersalz, schwarzer Pfeffer

Zubereitun­g:

Die Brathering­e aus dem Kühlschran­k nehmen und auf Zimmertemp­eratur bringen. Die Kohlrabi und Kartoffeln schälen und in gleich große Würfel schneiden. Rapsöl in einer großen Pfanne erhitzen und Kohlrabi- und Kartoffelw­ürfel darin anbraten, bis das Gemüse etwas Farbe annimmt. Dann nach etwa fünf Minuten mit einem Schuss Wasser ablöschen, Deckel auflegen und das Gemüse weitere zehn Minuten garen.

Drei Petersilie­nstiele waschen und hacken – etwas Petersilie zum Garnieren beiseitele­gen – und mit der Butter unterrühre­n. Mit Kümmel, Salz und Pfeffer würzen, auf tiefen Tellern anrichten. Die Heringsfil­ets daraufsetz­en. Mit Petersilie bestreut servieren.

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FOTO: HANDMADEPI­CTURES/GETTY IMAGES/ISTOCKPHOT­O Eine beliebte Art des Herings: frischer Rollmops.
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FOTO: HUBERTUS SCHÜLER Brathering mit Kohlrabi-Kartoffeln aus dem Buch: Björn Freitag „Smart Conkling“.

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