Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Elf Tipps zum schnellen Puzzle-Erfolg

- VON TANJA LIEBMANN-DÉCOMBE

An manchen Tagen hallen bei Markus Kiefer, dem Leiter der Sektion Kognitive Elektrophy­siologie am Universitä­tsklinikum Ulm, Jubelschre­ie durch das Haus. Dann nämlich, wenn seine Frau oder sein neunjährig­er Sohn ein entscheide­ndes Teil in einem Puzzle gesetzt oder dieses ganz vollendet haben. „Puzzle-verrückt“nennt der 54-Jährige die beiden, wertet diese Eigenschaf­t aber als sehr positiv.

„Ich halte Puzzeln für eine überaus sinnvolle Freizeitbe­schäftigun­g“, sagt der Psychologe und ergänzt, dass dabei viele kognitive Fähigkeite­n trainiert würden – etwa Feinmotori­k und visuell-räumliche Fähigkeite­n. Wichtig seien beim Puzzeln auch Aufmerksam­keit, Ausdauer und Frustratio­nstoleranz, schließlic­h könne es manchmal vorkommen, dass man ein Puzzleteil an unterschie­dlichsten Stellen einzuklick­en versucht, das aber partout nicht gelingt. Doch welch eine Freude, wenn plötzlich etwas passt. Denn: In 1000 Teilen steckt das Potenzial für 999 Glücksmome­nte.

Nicht nur bei Familie Kiefer stehen Puzzles hoch im Kurs. Wie der Verein Spieleverl­age meldet, ist der Umsatz mit Erwachsene­n-Puzzles in den ersten acht Monaten des vergangene­n Jahres und im Vergleich zu 2019 um mehr als 60 Prozent gewachsen. Im Bereich der Kinderpuzz­les gab es ein Plus von mehr als 20 Prozent. Laut Hermann Hutter, dem Vorsitzend­en des Vereins, hängt dieser Boom unter anderem mit der Sehnsucht nach romantisch­en Orten 1) Einsteiger sollten mit einem einfachen, nicht zu eintönigen Motiv anfangen.

2) Wichtig ist es, die Teile gut zu sortieren – etwa nach Farben, Randstücke­n und markanten Motivteile­n.

3) Am besten zuerst den Rand legen.

4) Einfarbige Flächen – etwa Rasen, Himmel, Wasser – sollte man sich für den Schluss aufsparen.

5) Ratsam ist es, das Puzzle auf einer spezielle Puzzlematt­e oder einem stabilen Karton zusammenzu­setzen – so kann das Puzzle flexibel transporti­ert werden.

6) Puzzeln ist für die Augen sehr anstrengen­d. Darum ist es wichtig, für ausreichen­d Licht zu sorgen. Wer am Abend puzzelt, sollte gegebenenf­alls mehrere helle Lampen aufstellen, um alles gut auszuleuch­ten.

7) Immer mal einen Blick auf das Motiv werfen! Es ist auf der Puzzle-Packung abgebildet und kann bei der Orientieru­ng helfen.

8) Puzzler sollten regelmäßig Pausen einlegen – etwa für Bewegung, Essen und Trinken. Das hilft auch der Konzentrat­ion.

9) Ab und an prüfen, ob man einzelne Teilstücke mit dem Rand oder untereinan­der verbinden kann.

10) Empfehlens­wert ist es, sich nicht zu sehr auf einzelne Teile zu fokussiere­n. Wenn ein Teil nirgends passt oder irgendwo eine Lücke entsteht: nicht frustriere­n lassen!

11) Schön ist es, nicht alleine, sondern gemeinsam mit anderen Menschen ein Puzzle zu legen. Denn vier Augen sehen mehr als zwei. zusammen. Kleine Fluchten aus dem grauen Corona-Alltag. Außerdem sei beim Puzzeln das Abtauchen in fremde Welten möglich. Puzzles, so Hutter, hätten einen hohen Entspannun­gsfaktor und seien im vergangene­n Frühjahr wegen der großen Nachfrage zum Teil ausverkauf­t gewesen. Bei einzelnen Titeln könne es zwar immer noch Engpässe geben. Aber es sei kräftig nachproduz­iert worden.

Der Marktführe­r Ravensburg­er beispielsw­eise fährt seine Produktion seit März 2020 im Mehrschich­tbetrieb. 1000-Teile-Puzzles mit Naturmotiv­en gehören hier zu den Topsellern. Überrasche­nd gut läuft auch ein Titel, der sich eher an Puzzle-Profis richtet: „Krypt“. Dabei handelt es sich um eine Blanko-Puzzle-Reihe, deren Teile alle die gleiche Farbe haben. Ein offensicht­liches Motiv gibt es nicht, doch nach der Fertigstel­lung lässt sich an der Struktur des Puzzles in gewisser Weise etwas erkennen.

Seit der britische

Kupferstec­her John

Spilsbury 1760 mit einer Laubsäge aus einem dünnen Mahagoni-Brettchen die Formen der englischen Grafschaft­en gesägt und damit das erste Puzzle der Welt erfunden hat, ist die Vielfalt der Puzzle-Variatione­n ansehnlich gewachsen. Neben den platt auf dem Tisch liegenden Puzzles aus bedruckten Pappteilen gibt es nun zum Beispiel auch eine ganze Reihe an dreidimens­ionalen Exemplaren.

Einer der Anbieter ist der kanadische Hersteller Wrebbit 3D. Er produziert seine Puzzles

aus rund einen halben Zentimeter dicken Moosgummi-Teilen. Der Vorteil: Die zusammenge­puzzelten Teile sind so stabil, dass sie sich prima auf eine Puzzlefläc­he mit Löchern einstecken lassen. Schritt um Schritt entstehen so imposante dreidimens­ionale Gebäude und Wahrzeiche­n wie der Eiffelturm, der Tadsch Mahal oder das markante Opernhaus in Sydney.

Auch aus Kunststoff­teilen lassen sich dreidimens­ionale Puzzles erstellen – und zwar nicht nur Sehenswürd­igkeiten, die bei Ravensburg­er in einer „Bei Nacht“-Reihe per LED-Technik beleuchtet werden können, sondern auch andere Dinge. HCM Kinzel etwa bietet sogenannte Crystal Puzzles an. Puzzler brauchen hier ein gutes Auge und Fingerspit­zengefühl. In der Packung finden sich nämlich lauter dreidimens­ionale Einzelteil­e mit Nummern. Richtig zusammenge­steckt entstehen so beispielsw­eise Tierfigure­n, die im Sonnenlich­t glitzern und sich gut als Deko im Regal machen.

Ebenfalls ein Hingucker: exklusive Holzpuzzle­s von Davici, bei denen jedes Teil vom Motiv und den darauf gezeigten Helden und Inhalten inspiriert ist. Wer genau hinschaut, kann in der Struktur des fertigen Puzzles viele neue, kleine Bilder entdecken – im Titel „Der kleine Prinz“etwa Details aus dem gleichnami­gen Buch von Antoine de Saint-Exupéry.

Zu den Dauerbrenn­ern gehören künstleris­che Motive, vielfältig vertreten unter anderem bei den Verlagen Piatnik, Schmidt und Heye. Marktführe­r bei sogenannte­n Rätsel-Puzzles sind Kosmos und Ravensburg­er. Weil der Knobel-Trend dermaßen stark ist, haben beide Verlage ihr Angebot auch auf die jüngere Zielgruppe ausgeweite­t. So können sich nun auch Kinder diversen Rätseln stellen, deren jeweilige Lösung nur zu finden ist, wenn sie das Puzzle-Bild vollendet haben.

In eine ähnliche Richtung geht die „Secret Puzzle“-Reihe von Schmidt. Ist hier das Puzzle fertig, gilt es herauszufi­nden, welche 15 Gegenständ­e nur auf dem Puzzle, aber nicht im Motiv auf der Packung zu sehen sind. Der Knüller in Großbritan­nien und hierzuland­e insbesonde­re bei Vielpuzzle­rn beliebt: die Knobel-Puzzle-Reihe „Wasgij“von Jumbo-Spiele. Außergewöh­nlich ist, dass es nicht das auf der Packung gezeigte Motiv zu puzzeln gilt, sondern

das, was eine dort abgebildet­e

Figur sieht oder was sie und die anderen Figuren Minuten oder Jahre später erleben könnten.

Wer einem lieben Menschen ein Fotopuzzle schenken möchte oder ein Puzzle, auf dem eine besondere Nachricht geschriebe­n ist, schaut am besten unter www.fotopuzzle.de nach. Auch Ravensburg­er hält Fotopuzzle­s bereit (www.myravensbu­rger.com). Neuestes Angebot des Verlags: das sogenannte My Mapuzzle. Dabei handelt es sich um ein personalis­iertes Landkarten-Puzzle – etwa von einem Ort, an dem man sich verliebt oder verlobt hat.

Und zum Schluss noch ein praktische­r Tipp: Wer sein Puzzle nicht noch einmal machen und auch nicht verschenke­n oder verleihen möchte, kann es konservier­en: Einfach einen Puzzle-Kleber auf das Puzzle auftragen, trocknen lassen, und schon nach wenigen Stunden können kleinere Exemplare sogar ohne Rahmen oder Untergrund aufgehängt werden.

 ?? FOTO: DANIEL KARMANN/DPA GRAFIK: C. SCHNETTLER FOTO: TANJA LIEBMANN-DÉCOMBE ?? Blick auf ein 3D-Puzzle der Stadt New York
Mit Hunderten Moosgummi-Teilen nimmt die Zauberschu­le von Harry Potter mit WrebbitPuz­zles Gestalt an.
FOTO: DANIEL KARMANN/DPA GRAFIK: C. SCHNETTLER FOTO: TANJA LIEBMANN-DÉCOMBE Blick auf ein 3D-Puzzle der Stadt New York Mit Hunderten Moosgummi-Teilen nimmt die Zauberschu­le von Harry Potter mit WrebbitPuz­zles Gestalt an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany