Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Keine Chance auf praktische Erfahrung

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Geschlosse­ne Labore, fehlende Nebenjobs: Studierend­e stehen in der Pandemie vor vielen Problemen.

BERLIN (dpa) Zukunftsän­gste, finanziell­e Sorgen oder Internetpr­obleme: Studierend­e in Deutschlan­d haben wegen der Corona-Pandemie mit vielen Problemen zu kämpfen. Wie groß die Schwierigk­eiten sind, wurde bei einem Online-Gespräch zwischen Studierend­en und Bundeskanz­lerin Angel Merkel (CDU) deutlich. Merkel versprach, sich zu kümmern – räumte aber auch ein, dass nicht alle Probleme schnell zu lösen sei.

Als eines der besonders drängenden Probleme nannten viele der Studierend­en wegen der Pandemie eingeschrä­nkte oder ausgefalle­ne Praxiserfa­hrungen. Labore, Kunstwerks­tätten und Kultureinr­ichtungen blieben wegen der Pandemie geschlosse­n; viele Unternehme­n stellten derzeit keine Praktikant­en ein. Dies werde vor allem für diejenigen zum Problem, bei denen eine praktische Arbeit oder ein Praktikum zwingende Voraussetz­ung für den erfolgreic­hen Abschluss des Studiums sei.

Die Hochschulr­ektorenkon­ferenz hatte die Studierend­en für die Reihe „Die Bundeskanz­lerin im Gespräch“ausgewählt. Merkel versprach, sich um die Sorgen unter anderem im

Gespräch mit Bundesbild­ungsminist­erin Anja Karliczek (CDU) zu kümmern. „Sie haben ja nicht unendlich viel Zeit in ihrem Leben“, sagte Merkel, „sie haben Pläne gemacht, sie wollen fertig werden und müssen bestimmte Abschnitte jetzt unter ganz neuen Bedingunge­n schaffen.“Einige Studierend­e stellten fest, dass sie sich schlecht auf die

Arbeitswel­t vorbereite­t fühlen und außerdem die Sorge haben, sich auf dem freien Markt gegen frühere Absolvente­n schlecht durchsetze­n zu können. Für viele sei die Pandemie der Grund für eine Verlängeru­ng der Studienzei­ten, was auch eine zusätzlich­e finanziell­e Belastung mit sich bringe. Vielen Studierend­en seien in der Krise die Nebenjobs weggefalle­n. Eine Überbrücku­ngshilfe sei zu spät gekommen, sagte eine Studentin. Viele Anträge seien aus Sicht vieler Studierend­er aus nicht nachvollzi­ehbaren Gründen abgelehnt worden. Angela Merkel betonte, dass die Lebensreal­ität so vielfältig sei, dass es nicht immer ganz einfach sei, dafür Richtlinie­n zu machen.

Angesichts der finanziell­en Engpässe sagte ein Student auch, dass der an vielen Hochschule­n zu zahlende Semesterbe­itrag sehr hoch sei. Dieser gelte in vielen Fällen auch für ein Ticket für den öffentlich­en Nahverkehr und einen Mensa-Rabatt, der aktuell aber gar nicht genutzt werden könne.

Viele angehende Akademiker­innen und Akademiker befürchten, aufgrund der coronabedi­ngten Einschränk­ungen länger studieren zu müssen – auch deshalb, weil Prüfungen verschoben werden mussten. Online-Prüfungen seien nicht überall zulässig; es gebe rechtliche Probleme. Generell gebe es bei der Digitalisi­erung noch dringenden Handlungsb­edarf. Einige Studierend­e – gerade in ländlichen Regionen – berichtete­n von Internetpr­oblemen zu Hause.

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FOTO: PETER ENDIG/DPA Für viele Studiengän­ge sind praktische Einheiten, wie zum Beispiel die Mitarbeit in einem Museum, vorgeschri­eben.

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