Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
„Die Organisation war extrem schwierig“
Der stellvertretende Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung über die ersten Impftermine in Düsseldorf.
DÜSSELDORF Die Kassenärztliche Vereinigung (KV), der Zusammenschluss der niedergelassenen Ärzte, ist für die Organisation der Corona-Impfungen zuständig. Carsten König, Facharzt für Allgemeinmedizin mit Praxis in Bilk, ist ihr stellvertretender Vorsitzender.
Herr König, seit dem 27.12. laufen die Corona-Impfungen in Düsseldorfer Alten- und Pflegeheimen. Wie zufrieden sind Sie bislang mit dem Ablauf?
CARSTEN KÖNIG Sehr zufrieden. Vor dem ersten Tag, als im Haus Lörick geimpft wurde, hatten wir natürlich einige Sorgen. Aber es ist richtig toll gelaufen. Auch die weiteren Impftermine haben gut geklappt.
Es gibt Kritik, dass die KV die Heime erst am Tag vor Heiligabend angeschrieben hat und dadurch für zusätzlichen Stress gesorgt hat. Schließlich mussten sie die Einwilligung der Bewohner einholen. KÖNIG Diese Kritik ist unberechtigt, zumal wir nicht Herrin des Verfahrens sind. Wir mussten auf die Vorgaben des Ministeriums warten, danach musste Düsseldorf wie alle anderen Kommunen die Priorisierung der Heime vornehmen. Sobald wir alle Informationen hatten, haben wir die Heime so schnell wie möglich angeschrieben.
Der bundesweite Impfstart lag am 27. Dezember. Wie beurteilen Sie diesen Zeitplan?
KÖNIG Der Impfstart am Tag nach Weihnachten war keine gute Idee. Bei uns hat ein großes Team die gesamten Weihnachtstage durchgearbeitet, um die ersten Termine in den Alten- und Pflegeheimen zu organisieren. Das gestaltete sich extrem schwierig, denn die Heimleitungen sind über die Weihnachtstage natürlich schlechter zu erreichen. Bei vielen Bewohnern musste auch ein Betreuer für die Einverständniserklärung erreicht werden. Auch das ist über Weihnachten komplizierter. Für die Heime war das ebenfalls eine hohe zusätzliche Belastung.
Bislang wurden rund 2600 der 4400 Impfdosen, die Düsseldorf zugeteilt wurden, verimpft. Sind Sie mit diesem Tempo zufrieden?
KÖNIG Wir haben im Gesamtgebiet der KV Nordrhein – das sind die Regierungsbezirke Köln und Düsseldorf – die höchste Impfquote in Deutschland, damit können wir sehr zufrieden sein. Bis Mittwoch werden wir mehr als 3600 Dosen in Düsseldorf verimpft haben. Es lag auch am Start über die Weihnachtstage, dass nicht alle Dosen schon verimpft werden konnten. Wichtig ist, dass sie dadurch nicht verfallen. Zudem rechnen wir für Mitte Januar mit der nächsten größeren Lieferung an Impfstoff. Wir gehen davon aus, dass die Organisation der Termine ab jetzt einfacher wird und werden uns dazu gerne auch bei Gelegenheit mit den Verantwortlichen der
Stadt austauschen, zumal wir schon dabei sind, Termine für den gesamten Januar auszumachen.
Bislang erfolgen alle Impfungen durch mobile Teams. Zu welchem Termin rechnen Sie mit dem Start des Impfzentrums an der Arena?
KÖNIG Das ist eine gute Frage. Vor zwei Wochen habe ich noch gesagt, es wird Mitte Januar so weit sein. Ich weiß aber nicht, ob das Land diesen Termin halten kann. Das wird von der Menge des Impfstoffs abhängen, die wir von Bund und Land erhalten. Es kann auch Anfang Februar werden.
Finden Sie genug Ärzte, die bei den Impfungen mithelfen?
KÖNIG Ja, wir erleben eine gewaltige Bereitschaft. Mehr als 4000 Ärzte haben sich im Bereich der KV Nordrhein
schon freiwillig gemeldet. Wir erwarten daher keine Engpässe.
Es gibt Kritik, dass in NRW vorerst nur Heimbewohner und das dortige Personal geimpft werden soll und nicht auch medizinisches Personal zum Beispiel in Krankenhäusern. Wie stehen Sie dazu?
KÖNIG Zunächst einmal: Auch das ist eine politische Vorgabe, an die wir uns zu halten haben. Ich finde die Haltung der Landesregierung in der jetzigen Situation aber vertretbar. Die Heimbewohner sind die Gruppe mit der höchsten Todesrate und der höchsten Wahrscheinlichkeit eines so schweren Verlaufs, dass sie auf einer Intensivstation behandelt werden müssen. Natürlich wäre es am besten, wenn wir auch das medizinische Personal sofort impfen könnten. Aber dafür fehlt noch die nötige
KÖNIG Das ist eine ganz schwierige Frage. Die Impfpflicht gegen Masern habe ich für richtig gehalten. Ich habe früher in einer Kinderklinik gearbeitet und musste erleben, wie nicht geimpfte Kinder an dieser Krankheit gestorben sind. Das ist unerträglich. Wie man es bei Corona handhabt, ist zunächst eine politische Frage. Rein fachlich wird aus meiner Sicht entscheidend sein, wie lange die Immunität vorhält. Wenn der Impfstoff 10 bis 15 Jahre schützt, wäre eine Impfpflicht eher geboten als bei einer Impfung für nur ein Jahr wie etwa bei der Grippeimpfung.
ARNE LIEB FÜHRTE DAS GESPRÄCH.