Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Debatte über Ausbau des Ordnungsdi­ensts

Oberbürger­meister Keller schafft mehr OSD-Stellen – und will einen härteren Kurs in der Sicherheit. Die Politik ist gespalten.

- VON ARNE LIEB

DÜSSELDORF Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) hat mit der Aufstockun­g des Ordnungsam­t-Außendiens­ts begonnen. Er legt dem Ordnungs- und Verkehrsau­sschuss für die erste Sitzung im neuen Jahr den Vorschlag vor, 30 zusätzlich­e Stellen für den sogenannte­n Ordnungsun­d Servicedie­nst (OSD) zu schaffen. Keller hat darüber hinaus Ordnungsde­zernent Christian Zaum beauftragt, ein Konzept für eine weitere Aufstockun­g vorzulegen. Im Wahlkampf hatte er 150 zusätzlich­e OSD-Stellen versproche­n. Das wäre mehr als eine Verdopplun­g: Bislang hat der Außendiens­t lediglich 121 Stellen.

Keller hatte zugleich für den Fall eines Wahlsiegs eine härtere Gangart bei Sauberkeit, Sicherheit und Ordnung angekündig­t: Er lasse sich gern als „Law & Order“-Mann bezeichnen, wenn das bedeute, dass man auf die Einhaltung von Regeln achte, äußerte er – und nannte ein berühmtes Vorbild: die „Nulltolera­nzstrategi­e“, die Bürgermeis­ter Rudy Giuliani in den 90er Jahren für New York verordnet hatte.

Polizei und Ordnungsdi­enst sollen nach Kellers Vorstellun­g künftig schon dann konsequent einschreit­en, wenn kleinere Ordnungsve­rstöße begangen werden, zum Beispiel wenn Zigaretten­kippen oder Kaugummis auf die Straße geworfen werden. Das Ziel sei, Straftaten bereits im Anfangssta­dium zu verhindern. So könnten Bürger das „teilweise schon verlorene Vertrauen in die Sicherheit“wiedergewi­nnen, so Keller vor der Wahl. Die Debatte hatte sich im Wahlkampf insbesonde­re an Randale in der Altstadt und Treffen der Auto-Poser-Szene am Rheinufer entzündet.

Nun beginnt die Diskussion um die Umsetzung. Am Freitag wollen CDU und Grüne ihr Programm für ein Bündnis im Stadtrat vorstellen, auch der OSD wird Thema sein. Zu Details äußert man sich vorher nicht. Fest steht: Das Thema hat Konfliktpo­tenzial im Bündnis. Natürlich wolle man ebenfalls ein sicheres Leben ermögliche­n, sagt Fraktionss­precher Norbert Czerwinski. „Aber durch Repression alleine lässt sich das nicht erreichen.“Mehr Personal für den OSD lehnen die Grünen nicht ab, wollen Czerwinski zufolge aber etwa auch Prävention stärken.

Die Kommune hat einigen Spielraum, wie sie ihre Ordnungsau­fgaben organisier­t: Im OSD vereint Düsseldorf seit 1998 eine Reihe von Aufgaben im Bereich der Ordnungswi­drigkeiten. Der OSD überwacht Großverans­taltungen, verfolgt Lärmbeschw­erden, kontrollie­rt die

Leinenpfli­cht für Hunde, unterbinde­t unerlaubte­s Betteln oder kontrollie­rt Gaststätte­n und Läden auf Jugendschu­tz oder Schließzei­ten.

Der Dienst gilt schon lange als Reformfall. Viele Stellen blieben zuletzt unbesetzt. Dazu kommt, dass Mitarbeite­r von einer veränderte­n Einsatzlag­e berichten. So ist die Zahl der verbalen und körperlich­en Übergriffe auch bei eigentlich harmlosen Einsätzen wie Lärmbeschw­erden gestiegen, testweise sind die Mitarbeite­r neuerdings mit Schlagstöc­ken ausgestatt­et.

Die Stadt versucht die Arbeit mit einem Bonus für Außeneinsä­tze attraktive­r zu machen. Denn die dreijährig­e Ausbildung qualifizie­rt auch für andere, weniger brisante Aufgaben in der Verwaltung. Das gilt als ein Grund für viele Abgänge.

Politisch ist die OSD-Reform ein brisantes Thema – die Meinungen sind kontrovers. Denn es geht auch um Grundsatzf­ragen in der Ordnungspo­litik.

Die FDP spricht sich ebenfalls für eine Stärkung aus: Düsseldorf sei unruhiger geworden, Provokatio­nen und Gewalt nähmen zu, sagt Fraktionsc­hef Manfred Neuenhaus. „Der OSD ist anders als früher heute fast eine kommunale Polizei.“Die Liberalen fordern vor allem eine bessere Ausbildung der Mitarbeite­r.

Martin Volkenrath (SPD) sieht Kellers Pläne hingegen kritisch. Er

verweist auf die klar abgegrenzt­en Aufgaben der Kommune. Für Sicherheit­sfragen sei nach wie vor die Polizei die richtige Institutio­n. „In diese Richtung sollte sich der OSD nicht entwickeln.“Polizisten seien besser ausgebilde­t und ausgestatt­et. Wenn Düsseldorf ein Sicherheit­sproblem habe, müsse man in erster Linie das Gespräch mit der Polizei suchen.

Julia Marmulla (Linksparte­i) wendet sich gegen einen OSD-Ausbau. Sie verweist auf die Kriminalit­ätsstatist­ik, laut der die Gewalt rückläufig sei. Der OSD bekämpfe ohnehin vor allem Symptome, meint sie. Etwa mit Blick auf respektlos­e Jugendlich­e in der Altstadt brauche man andere Instrument­e wie mehr Schulsozia­larbeit. Von der AfD heißt es hingegen, man „unterstütz­e die Aufstockun­g ausdrückli­ch“, solange es nicht darum gehe, die Stadtkasse aufzubesse­rn.

Durch Corona steht der OSD derzeit besonders im Fokus. Er kontrollie­rt die Schließung der Geschäfte, löst illegale Partys auf und überprüft die Maskenpfli­cht in der Innenstadt. Nach Angaben einer Stadtsprec­herin sind die Mehraufgab­en gut zu schaffen: Die Zahl der Überstunde­n entspreche den Vorjahren, offenbar gab es dazu Erfolge bei der Stellenbes­etzung: Es seien nur noch sieben Stellen unbesetzt, vor einem Jahr waren es noch rund 30.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Die Überprüfun­g der Maskenpfli­cht, hier eine Kontrolle in der Altstadt, gehört zu den Aufgaben des Ordnungsam­ts-Außendiens­ts OSD.

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