Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Politik will Kultur im Stadtbezirk 2 unterstützen
Bürgermeister Patrick Schiffer fürchtet, dass Corona die sonst so lebendigen Stadtteile Düsseltal und Flingern besonders hart trifft.
STADTBEZIRK 2 Die Corona-Pandemie hat sich auch stark auf die Bezirkspolitik ausgewirkt. Statt an der Grafenberger Allee mussten die Bezirksvertreter zur Einhaltung des Mindestabstands ausweichen in Aulen und Schützenhäuser, der wichtige und bürgernahe Wahlkampf auf der Straße war kaum möglich. Und die sonst so quirligen Stadtteile Flingern-Nord, -Süd und Düsseltal mit ihren lebendigen Einkaufsstraßen und kreativen Köpfen sind während der beiden Lockdowns ruhig geworden.
„Die gesundheitliche Bedrohung durch Covid-19 liegt seit März wie ein dunkler Schatten über unser aller Leben und das trifft im Stadtbezirk ganz besonders die Einzelhändler, Kulturschaffenden, Soloselbständigen und Veranstalter“, sagt Patrick Schiffer, der zum ersten Grünen-Bezirksbürgermeister im Stadtbezirk 2 gewählt wurde. Die Folgen von Corona seien noch nicht absehbar, „aber es wird sicher einige Löcher in das so vielfältige Gesicht unseres Stadtbezirks reißen, die sehr weh tun werden“, sagt Schiffer. Auch für die Zeit danach rechnet er mit besonderen Herausforderungen.
Und damit ist er nicht allein. Auch seine Stellvertreterin Annelies Böcker (CDU) spricht von einem Jahr, „das mit keinem Jahr zuvor vergleichbar ist. Wir müssen sowohl in der Politik als auch in der Gesamtgesellschaft in sehr kurzer Zeit vieles neu lernen“, sagt Böcker, die seit 45 Jahren Kommunalpolitik macht. „Corona hat unser Alltagsleben fest im Griff.“
Aber es habe auch Gutes gegeben 2020, sagt Schiffer nicht ohne Stolz, „den riesigen Wahlerfolg der Grünen bei der Kommunalwahl besonders hier in Flingern und Düsseltal.“In dieser starken Position wollen die Grünen die Lebensqualität und das Miteinander im Stadtbezirk verbessern. Patrick Schiffer denkt an Photovoltaik oder Solarthermie auf städtischen Gebäuden, Entschleunigung durch mehr Tempo-30-Zonen, Sonnenschutz für Quartiers- und Spielplätze mit Trinkwasserbrunnen, Blühwiesen, neue Bäume oder eine grüne Verbindung zwischen dem Stadtwerkepark und dem Stadt-Natur-Park Flingern. Dazu sollen auch Bürgerinitiativen gefördert werden. Gerade in Sachen Grün hat sich auch die CDU einiges auf die Liste genommen, zum Beispiel Hitzeschutz, Bäume und Wasserspender. Und auch Monika Müller-Klar von den Linken will sich für den Erhalt der Bäume einsetzen, „ansonsten bin ich für weitere Begrünung und alternative Energien für Gebäude.“
Die Grünen wollen zudem das Anwohnerparken vorantreiben. Müller-Klar unterstützt das. Der Parkdruck in Gebieten mit wunderschöner Altbausubstanz sei immens. „Natürlich muss der Autoverkehr reduziert werden, aber es gibt Menschen, die auf ein Auto angewiesen sind und nicht in die Peripherie ziehen wollen“, sagt sie und bricht eine Lanze für Pkw-Besitzer. „Anwohner-Parkplätze wären da ein guter, erster Schritt.“Zudem regt die Linke an, dass alle Parkplätze mit weißen Linien markiert werden, „damit die Riesen-SUV nicht gleich zwei Plätze für sich beanspruchen“.
Die Grünen setzen mehr aufs Rad, sie wollen gut ausgebaute Wege – insbesondere auf dem Lastring – und zusätzliche Abstellmöglichkeiten für Fahrräder schaffen, sagt Patrick Schiffer. Der Bau von Fahrradparkhäusern werde schon von der Verwaltung geprüft. Kritischer will Schiffer wie seine neue Kollegin von den Linken auf den Wohnungsbau schauen. Einige große Projekte der Metro Campus oder die Sohnstraße seien in der Pipeline, „allerdings ist die Zahl geförderter und preisgedämpfter Wohnungen im Stadtbezirk 2 viel zu niedrig, die Mieten sind für Normalverdiener größtenteils unerschwinglich“, sagt Schiffer. „Ich musste deshalb auch das Bauvorhaben Dorotheenstraße ablehnen, dort war nicht eine einzige Sozialwohnung geplant“, sagt auch Monika Müller-Klar, die hinzufügt: „Ich werde solche Projekte immer wieder ablehnen.“
Die beiden großen Bauprojekte hat auch Annelies Böcker auf dem Schirm. „An beiden Stellen sollen der Umgebung angepasste Mischstrukturen aus Wohnen, Arbeiten und Freiflächen entstehen“, sagt die erste stellvertretende Bezirksbürgermeisterin
und mahnt: „Flingern und Düsseltal gehören bereits zu den verdichtetsten Stadtteilen Düsseldorfs.“Daher müsse beim Thema Stadtentwicklung, Neu-, Um- und Ausbau der immer schneller fortschreitenden Klimawandel bei der Verwaltung wesentlich größere Beachtung finden. Fehlende Frischluftschneisen würden zu Überhitzung und Starkregen führen – Wetterereignisse, die in den letzten Jahren mehr und mehr aufgetreten sind. Böckers Anspruch lautet: „Unsere Wohnungen, unsere Gebäude müssen heute so gebaut werden, dass sie auch in 100 Jahren noch bewohnbar sind.“
Die Verkehrswende ist ebenfalls ein Thema, das die Politik beschäftigt. „Die Linie 708 muss im Zeichen der Verkehrswende wieder im Vollberieb geführt werden“, sagt Annelies Böcker – 2016 sollte die Linie ersatzlos gestrichen werden, dann kamen Proteste aus Politik und Bürgerschaft. Kritik übt die CDU auch an der Fahrradroute, die über die Franklinbrücke führt, auf der zweispurigen Straße stünde nun eine Spur allein Fahrrädern zur Verfügung, während Straßenbahnen, Individualund Lastverkehr sich eine Fahrspur teilen müssen. „Dieser Zustand muss evaluiert werden“, sagt Böcker. Und Monika Müller-Klar will die Fußgänger nicht aus dem Blick verlieren: „Es gibt immer mehr Radwege, das ist gut so, aber die gehen leider oft zu Lasten derjenigen, die zu Fuß unterwegs sind.“