Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Ein Zweck für die Kunst
In der Tradition des Malkastens: Ein neuer Verein kämpft mit Stadt und Land für professionelle Bedingungen und Werkstätten.
DÜSSELDORF 175 Jahre zählt der Verein der Düsseldorfer Künstler, 172 Jahre der Malkasten und 120 Jahre der Verein zur Veranstaltung von Kunstausstellungen. Nun nimmt eine neue Künstlergeneration die Geschicke in die Hand und gründet einen Verein. Er ist aus der Not geboren und nennt sich Zweck e. V., denn den Mitstreitern geht es nicht um gesellige Veranstaltungen, sondern um viel Arbeit: Maler, Fotound Videokünstler wollen schnell und zielgerecht für professionelle Arbeitsbedingungen, Werkstätten und Wohnatelierhäuser kämpfen, in Verbindung mit Stadt und Land. Die notarielle Unterschrift steht. Die Anerkennung der Gemeinnützigkeit wird in wenigen Tagen erwartet.
Es ist eine clevere Gruppe, die sich gefunden hat. Sprecherinnen sind Katharina Maderthaner und Anne Schülke, die schon mit ihren Partnern Detlef Klepsch und Christian Schreckenberger den Neuen Kunstraum im Salzmannbau gegründet haben und sich nun vom Verein zur Veranstaltung von Kunstausstellungen als Dachorganisation abnabeln.
Ein wichtiges Gründungsmitglied ist Jörg-Thomas Alvermann, der die Kunstkommission aufgebaut und geleitet hat. Er kennt sich in den Mühlen der Verwaltung und Politik bestens aus und hat eine Engelsgeduld, wenn es darum geht, Projekte umzusetzen. Daran will er auch als neues Mitglied des Kulturausschusses arbeiten. Er denkt an ein Werkkunsthaus nach dem Vorbild des Kulturwerks des BBK Berlin. Es soll für alle Künstler der Stadt und des Landes da sein, als Produktionsraum und Denkort. Ein großes Ziel, an dem auch Handwerk und Wirtschaft beteiligt sein sollen.
Ein Energiebündel ist Corina Gertz, die Sprecherin im Rat der Künste. „Hilfe zur Selbsthilfe“predigt sie schon seit Jahren. „Wir müssen dafür kämpfen, dass Düsseldorf eine Künstlerstadt bleibt. Ein
Wohn- und Arbeitsraum ist eine existenzielle Forderung. Wir brauchen dringend eine Infrastruktur für Künstler“, so ihr Standpunkt.
Es gibt aber auch drei weitere interessante Gründungsmitglieder. Emmanuel Mir leitet das Landesbüro für Bildende Kunst NRW mit direktem Kontakt zum Ministerium für Kultur und Wissenschaft. Sein Institut, das ans Kunsthaus in Kornelimünster angegliedert ist, plant eine Bestandsaufnahme zur Frage nach der Anzahl der Künstler und ihren konkreten Wünschen.
Johannes Bendzulla machte seinen Abschluss an der Kunstakademie wie auch sein Aufbaustudium an der Akademie der Medienkünste in Köln mit Auszeichnung. Soeben wurde eines seiner Werke von der Sammlung der Bundesrepublik angekauft. Er wird mit Preisen und Stipendien überhäuft. Aber Bendzulla ist zugleich der beste Analytiker von Kunst und Merkantilismus. Er gestaltet im Augenblick den Internetauftritt des Vereins.
Corinna von Berg, Fachanwältin für Kunstrecht und ein Fan junger
Kunst mit einem Büro an der Reuterkaserne, machte die Vereinssatzung unterschriftsreif und berät bei Dingen wie einem Gebäudeleihvertrag. Der kommt gleich beim ersten Projekt der Gruppe zum Tragen: Sobald die Gemeinnützigkeit des Vereins anerkannt ist, kann das Gebäude Kölner Straße 164 in die neue Trägerschaft übergehen und an Künstler weitervermietet werden. 14 Ateliers werden es sein. Die Sanierungskosten werden auf knapp 100.000 Euro geschätzt. Die Bezirksvertretung 3 unter dem neu gewählten Bezirksbürgermeister Dietmar Wolf hatte noch Ende 2020 Restmittel der BV von 30.000 Euro als Anschubfinanzierung bereitgestellt.
Inzwischen haben die Vereinsmitglieder die ersten Ausschüsse gebildet, die autonom arbeiten, damit der Zeitaufwand für sie als Künstler nicht zu groß ist. Dabei geht es beispielsweise um ein Werkkunsthaus, eine Generationenwerkstatt, die Ateliervermietung und den Neuen Kunstraum im Salzmannbau.
Aber auch das Kulturamt hilft. Es erreichte, dass der nur bis 2025 befristete
Mietvertrag über 28 Ateliers an der Lierenfelder Straße 39 mit dem neuen Eigentümer um weitere zehn Jahre bis zum Jahr 2035 verlängert wird. Die Verwaltung dieser Ateliers übernimmt weiterhin das Büro Bronner im Auftrag des neuen Eigentümers. Und als Kompensation für den Atelierverlust auf der Flurstraße hat das Kulturamt ergänzend zu den Ersatzflächen durch die Städtische Wohnungsgesellschaft Düsseldorf vier neue Ateliers auf der Siegburger Straße 70 längerfristig von der SWD angemietet, als Ankermieter.
Für die Künstler, die zu Weihnachten ihre Ateliers an der Worringer Straße verloren haben, gibt es noch keinen Ersatz. Die Stadt unterhält auch keine Notlager für vertriebene Künstler, die ihre Kunst verstauen müssen.