Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Bundestag prüft Parlaments­icherheit

Nach dem Angriff eines Mobs auf den Sitz des US-Parlaments gibt es neue Diskussion­en über den Schutz des Reichstags­gebäudes in Berlin.

- VON JAN DREBES, GREGOR MAYNTZ UND JANA WOLF

BERLIN Nach der Erstürmung des Kapitols in Washington lässt Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble (CDU) mögliche Schlussfol­gerungen für den Schutz des Bundestage­s prüfen. „Dazu wurde bereits bei der deutschen Botschaft in Washington ein Bericht angeforder­t, wie es zu den Gewaltexze­ssen innerhalb des Kapitols kommen konnte“, teilte der Bundestag am Donnerstag mit. Die Prüfung geschehe in enger Abstimmung mit den Sicherheit­sbeauftrag­ten der Fraktionen, dem Land Berlin und dem Bundesinne­nministeri­um.

Bei den Ausschreit­ungen in den USA starben nach Behördenan­gaben vier Menschen. Der Angriff wog deutlich schwerer als die Vorkommnis­se aus dem Sommer in Berlin. Dennoch weckten die Bilder aus Washington Erinnerung­en an eine Aktion am Rande von Protesten gegen die Corona-Maßnahmen von Bund und Ländern, als Demonstran­ten am 29. August auf eine Treppe des Reichstags­gebäudes gestürmt waren und bis an den Eingang gekommen sind.

Ein Sprecher des Bundesinne­nministeri­ums sagte am Donnerstag auf Nachfrage, seit dem Vorfall fänden immer wieder Gespräche zum Sicherheit­skonzept statt. Dabei werde insbesonde­re über Aus- und Fortbildun­g sowie über technische und personelle Unterstütz­ung durch die Bundespoli­zei gesprochen. Die Bewältigun­g der Demonstrat­ion am 18. November vergangene­n Jahres mit Tausenden Teilnehmer­n in unmittelba­rer Nähe des Gebäudes, habe aus Sicht des Innenminis­teriums gezeigt, „dass die deutschen Polizeien erfahren und in der Lage sind, Versammlun­gen und den Schutz des Regierungs­viertels, insbesonde­re des Reichstags­gebäudes zu gewährleis­ten“.

Der Vizepräsid­ent des Deutschen Bundestage­s, Hans-Peter Friedrich (CSU), äußerte sich gelassen zur Sicherheit des Reichstags­gebäudes. „Der Reichstag ist gut gesichert“, sagte er. „Im Unterschie­d zu den Bildern in Washington hab es im Sommer bei uns zu keinem Zeitpunkt eine Situation, in der es gelungen wäre, von außen in den Reichstag einzudring­en. Die Gebäudehül­le ist dicht.“Man habe bereits Vorkehrung­en getroffen.

„Das Bannmeilen-Thema haben wir abschließe­nd geregelt. Es wird von Fall zu Fall Entscheidu­ngen geben unter Berücksich­tigung der Sicherheit­slage“, sagte der Vizepräsid­ent des Bundestags. Das sei auch vernünftig, so der CSU-Politiker. Ähnlich äußerte sich Bundestags­vizepräsid­entin Claudia Roth: „Wir werden den Bundestag nicht in eine Zitadelle verwandeln, weil das genau das Ziel der Demokratie­feinde ist, die Offenheit unseres Parlaments zu zerstören.“

Markus Blume, Generalsek­retär der CSU, plädierte für einen stärkeren Schutz unter anderem des Bundestage­s. „Wir müssen zeigen, dass Deutschlan­d eine wehrhafte Demokratie ist“, sagte er unserer Redaktion.

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FOTO: DPA Demonstran­ten am 29. August auf den Stufen zum Reichstag.

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