Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Verbesseru­ngswürdige­s Erwartungs­management

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Vor der Runde der Ministerpr­äsidenten mit der Bundeskanz­lerin Anfang dieser Woche wurden die Teilnehmer nicht müde, die Bundeseinh­eitlichkei­t der Maßnahmen zu beschwören. Einen Flickentep­pich wollte keiner. Am Ende einigten sich die Länderchef­s nach zähem Ringen auf neue, härtere Regeln für die Hotspot-Regionen. Insbesonde­re das neue Instrument der Bewegungse­inschränku­ngen in einem Radius vom 15 Kilometern wurde als Aushängesc­hild dargestell­t. Dass sich einige Sitzungste­ilnehmer eher eine härtere Variante ab einer Inzidenz von 100 gewünscht hatten? Geschenkt! Kanzlerin Merkel, aber auch der nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident Armin Laschet verkauften später die Maßnahme als einen Automatism­us. Sobald die 200er-Schwelle überschrit­ten sei, so musste der Bürger nach den Ausführung­en der Politiker annehmen, gelte die Einschränk­ung.

Doch bei der Umsetzung schmilzt die Bundeseinh­eitlichkei­t so schnell, wie es sich mancher Winterberg­er gerade für den Schnee in der Region wünscht. NRW schreibt die Regel gleich gar nicht fest. Auch wenn Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann beteuert, man setze sie mithilfe der bereits geltenden Hotspot-Regelung um, dürfte klar sein, dass die Regierung sie faktisch gar nicht einführen wird. Die Kommune soll dem Land vorschlage­n, welche Maßnahmen sie umsetzt. Schon jetzt zeigen die Ankündigun­gen der derzeit betroffene­n Städte und Kreise, dass wohl keiner den 15-Kilometer-Radius beantragt.

Wenn das Land meint, dass die Regelung weder wirksam noch kontrollie­rbar ist, wofür es gute Gründe gibt, dann sollte es das auch klar sagen. Eine Regel erst anzukündig­en und sie dann in der Praxis faktisch zu beerdigen, erhöht nicht das derzeit so nötige Vertrauen in die politische­n Entscheidu­ngsträger.

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