Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kammern suchen neues Sprachrohr

Per Gesetz will Wirtschaft­sminister Altmaier den IHK-Dachverban­d neu ordnen.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Der von Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) vorgelegte Gesetzentw­urf zur Stabilisie­rung des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertags (DIHK) als Stimme der gewerblich organisier­ten deutschen Wirtschaft soll möglichst bereits am 20. Januar vom Bundeskabi­nett gebilligt und danach zügig auch vom Bundestag verabschie­det werden. Das erfuhr unsere Redaktion aus Koalitions­kreisen.

Altmaier sichert mit dem Gesetz die Zukunft des DIHK als Dachorgani­sation der 79 Industrie- und Handelskam­mern, die nach einem Gerichtsur­teil gefährdet ist: Das Bundesverw­altungsger­icht in Leipzig hatte nach einem jahrelange­n Streit den Austritt der IHK Nord Westfalen aus dem DIHK angeordnet. Grund dafür waren Äußerungen des Dachverban­des außerhalb seines Kompetenzb­ereichs zu allgemeine­n politische­n Themen sowie einseitig zu Fragen der Umwelt- und Klimapolit­ik. Geklagt hatte ein Unternehme­r aus Münster, der selbst Pflichtmit­glied der IHK ist und seine Meinung durch den DIHK nicht vertreten sah. In den IHK-Bezirken München, Stuttgart, Köln, Bielefeld und Kassel haben fünf weitere Unternehme­r Eilverfahr­en angestreng­t, um diese Kammern zum Austritt aus dem DIHK zu zwingen. Um eine Austrittsw­elle zu verhindern, hatte Altmaier im Dezember einen Gesetzentw­urf vorgelegt. Er sieht die Neuordnung der Struktur der Kammervert­retung auf Bundeseben­e vor. Konkret soll eine Deutsche Industrie- und Handelskam­mer errichtet werden. Der DIHK e.V. wird umgewandel­t in eine Körperscha­ft des öffentlich­en Rechts. Die Bundeskamm­er soll künftig der Rechtsaufs­icht des Bundeswirt­schaftsmin­isteriums unterliege­n.

Der Wirtschaft­sminister will dem DIHK künftig insgesamt mehr Spielraum für wirtschaft­spolitisch­e Äußerungen geben – auch, um ihn auf diese Weise weniger angreifbar zu machen. So soll sich der DIHK künftig zu allen Themen äußern dürfen, die mit den Nachhaltig­keitsziele­n der Vereinten Nationen zu tun haben – dies dürfte fast jedes wirtschaft­spolitisch­e Thema legitimier­en.

„Gerade kleine und mittelstän­dische Unternehme­n in Deutschlan­d brauchen den DIHK als starke Stimme in Berlin. Die Umwandlung in eine bundesweit­e Kammer macht daher nur Sinn, wenn die politische Unabhängig­keit vom Wirtschaft­sministeri­um gewährleis­tet ist“, warnte allerdings der FDP-Politiker Reinhard Houben. Eine zu starke Einmischun­g des Wirtschaft­sministeri­ums bei DIHK-Äußerungen sei seiner Ansicht nach nicht wünschensw­ert.

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