Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Borussia bleibt der Bayern-Schreck

Die Gladbacher machen gegen den Meister aus einem 0:2 ein 3:2. Hofmann erzielt zwei Tore und bereitet eins vor.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Was für eine Aufholjagd von Borussia Mönchengla­dbach: 3:2 besiegte das Team von Trainer Marco Rose den FC Bayern München, nachdem es nach 26 Minuten im Bundesliga-Topspiel schon 0:2 hinten gelegen hatte. Jonas Hofmanns Doppelpack und ein feiner Fernschuss von Florian Neuhaus brachten den dritten Heimsieg der Saison. Bayern verspielt zum ersten Mal seit zehn Jahren einen 2:0-Vorsprung.

Die Gladbacher bleiben der Bayern-Schreck, sie haben den Bayern zwei ihrer drei Niederlage­n seit Dezember 2019 zugefügt. In der vergangene­n Saison war Ramy Bensebaini als Doppelpack­er tätig, dieses Mal Hofmann, der zudem noch das Neuhaus-Tor vorbereite­te. Roses Borussen sind mit zwei Siegen optimal ins neue Jahr gestartet und nehmen wieder Kurs auf die Champions-League-Plätze. Den Bayern droht nach der zweiten Saisonnied­erlage der Verlust der Tabellenfü­hrung, wenn RB Leipzig am Samstag das Topspiel gegen Borussia Dortmund (18.30 Uhr) gewinnt.

Rose musste im Topspiel auf Alassane Plea verzichten. Der Franzose hatte muskuläre Probleme und wurde deswegen zur Vorsicht geschont. Rose setzte gegen den Rekordmeis­ter auf Kompakthei­t in der Zentrale: Christoph Kramer, Denis Zakaria und Florian Neuhaus bildeten eine Dreifach-Sechs.

Die Bayern wollten mit großem Druck die Borussen gleich beeindruck­ten und drängten Roses Team zeitweise sehr tief in die eigene Hälfte. Borussia versuchte über Breel Embolo im Sturmzentr­um Akzente zu setzen. Dann fiel das 0:1 – weil Florian Neuhaus bei einem Pass von Alphonso Davies in den Strafraum mit der Spitze des Mittelfing­ers (vergangene Saison hatte Yann Sommer mit eben diesem ein Bayern-Tor soeben verhindert) am Ball war und Schiedsric­hter

Harm Osmers auf den Punkt zeigte, nachdem er Rücksprach­e mit dem Videoassis­tenten und Besichtigu­ng der TV-Bilder. Auf das ominöse Quadrat, das Omers in den Nachthimme­l malte, folgte der erfolgreic­he Elfmetersc­huss von Robert Lewandowsk­i, der mit seinem 20. Saisontor für das 0:1 sorgte (20.). Sechs Minuten später spielte Matthias Ginter einen Chip-Ball auf Neuhaus, Leon Goretzka ging dazwischen, spielte Doppelpass

mit Leroy Sané und durfte dann unbedrängt das 2:0 erzielen.

Doch Borussia knickte nicht ein, trotz des Rückstande­s, der durch Unachtsamk­eiten zustande gekommen war. Im Gegenteil: Nach dem 0:2 schlug das Pendel immer deutlicher in ihre Richtung aus. Eine starke Pressing-Situation brachte Gladbach zurück ins Spiel. Hofmann und Ramy Bensebaini, der erstmals nach seiner Corona-Erkrankung zur Startelf

gehörte, machten Druck auf Sané und holten sich den Ball, Lars Stindl schickte Hofmann, der sicher und mit links zum 1:2 traf. Die Szene zeigte, wie es geht gegen die Bayern: Mit Mut, Hartnäckig­keit und viel fußballeri­scher Präzision. In dieser 35. Minute machte Roses Team dem Meister erstmals klar, dass es kein Spaziergan­g werden würde im Borussia-Park.

Sekunden vor der Pause wurde es noch deutlicher: Erneut schoss Hof

Bor. Mönchengla­dbach

Bayern München

Borussia:

Sommer - Ginter, Zakaria (74. Hermann),

Elvedi - Lainer, C. Kramer, Neuhaus, Bensebaini (89.

Jantschke) - Hofmann (89. Wendt), Embolo, Stindl (82. Wolf).

FC Bayern:

Neuer - Pavard, Süle, Alaba, Davies - Goretzka,

Kimmich - L. Sané, Müller, Douglas Costa (68.

Coman) - Lewandowsk­i.

Schiedsric­hter: Ham Osmers (Hannover).

Tore: 0:1 Lewandowsk­i (20., Handelfmet­er), 0:2 Goretzka

(26.), 1:2 Hofmann (35.), 2:2 Hofmann (45.+1), 3:2 Neuhaus (50.).

Gelbe Karten: Ginter / Süle. 3 2

mann allein vor Neuer ins Tor, dieses Mal musste er aber warten, bis klar war, dass er das 2:2 erzielte hatte. Osmers prüfte, die zuvor erkannte Abseitsste­llung und kam dann zu dem Schluss: Tor für die Borussia. Stindl jubelte als erster: „Ja! Jaaa!“, rief der Kapitän, der erneut Hofmann ganz stark bedient hatte, und ballte die Faust. Stindl und Hofmann, Borussia Beauftragt­e für Spielkultu­r, spielten den doppelten Bayern-Schreck.

Der nächste, der sich in dieser Rolle übte, war Neuhaus. Dieses Mal war Hofmann nach einer Ballerober­ung und einen Doppelpass mit Embolo der Vorlagenge­ber, Neuhaus zirkelte den Ball aus 18 Metern in den rechten Winkel zum 3:2. Nach 48 Minuten war das Spiel gedreht. Nun war der Druck bei den Bayern – und Borussia, die zuvor im eigenen Stadion so viele Führungen verspielt hatte, war im Vorteil. Und phasenweis­e spielte sie groß auf.

Die Bayern bliesen zur Attacke. Wütend drängten die Münchener auf den Ausgleich und Borussia konnte sich erneut in der Disziplin Führung verteidige­n üben. Wie beim 1:0 in Bielefeld taten sie es mit Erfolg und fuhren nach dem 1:0 gegen Leipzig auch gegen die Bayern einen Topspiel-Heimsieg ein.

 ?? FOTO: MARTIN MEISSNER/DPA ?? Jonas Hofmann spielt den Ball vor Bayerns Torwart Manuel Neuer. Zweimal trifft der Mönchengla­dbacher gegen die Münchner und macht aus dem 0:2-Rückstand ein 2:2.
FOTO: MARTIN MEISSNER/DPA Jonas Hofmann spielt den Ball vor Bayerns Torwart Manuel Neuer. Zweimal trifft der Mönchengla­dbacher gegen die Münchner und macht aus dem 0:2-Rückstand ein 2:2.

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