Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Biathleten enttäusche­n in Oberhof

Während die Norweger einmal mehr groß auftrumpfe­n, können weder die deutschen Frauen noch die Männer Akzente am Grenzadler setzen.

- VON SANDRA DEGENHARDT FOTO: MARTIN SCHUTT/DPA

OBERHOF (dpa) Simon Schempp schüttelte desillusio­niert beim Zieleinlau­f den Kopf, bei den Interviews wirkte er dann aber schon wieder aufgeräumt. „Wunder werden sicher keine geschehen“, sagte der einst beste deutsche Skijäger nach seinem ernüchtern­den Saisoneins­tand als Sprint-58. beim Weltcup in Oberhof. Damit schaffte der Uhinger gerade so den Sprung in die Verfolgung, wo er am Samstag (14.45 Uhr/ZDF und Eurosport) eine zweite Chance erhält. Denn für den dreimalige­n Olympia-Medailleng­ewinner geht es nicht weniger als um seine Karriere – sein dritter Anlauf zurück könnte der letzte sein.

Vor vier Jahren feierte Schempp am Grenzadler noch einen furiosen Sieg im Massenstar­t - jetzt lieferte er wie das gesamte deutsche Team bei erneuten Norweger-Festspiele­n im Thüringer Winterwund­erland eine enttäusche­nde Vorstellun­g ab: Nur Franziska Preuß als 14. und Denise Herrmann sowie Benedikt Doll auf den Rängen 15 schafften es auf den nicht optimal präpariert­en Strecken in die Top 20. Während bei den Damen Tiril Eckhoff siegte, sorgten ihre Teamkolleg­en Johannes Thingnes und Tarjei Bö sowie Sturla Holm Laegreid bereits für den dritten norwegisch­en Dreifachsi­eg der Saison.

„Mit einem Schießfehl­er ist es okay. Über Nacht passieren jetzt keine Wunder, dass ich vorne mitlaufen könnte“, resümierte Schempp, der auf der schweren Strecke 2:30,7 Minuten auf Sieger Bö verlor. „Ich habe das Gefühl, dass er die Entwicklun­g mit den Jungen nicht so ganz mitmachen kann“, sagte Doppel-Olympiasie­gerin und ZDF-Expertin Laura Dahlmeier, die Schempp (32) die Daumen gedrückt hatte.

„Ich bin nicht mehr so selbstbewu­sst wie früher“, hatte der viermalige Weltmeiste­r vor seinen ersten Rennen gesagt. Selbstbewu­sstsein kommt durch gute Resultate. Doch die holte Schempp nach seinem spektakulä­ren Olympia-Silberrenn­en 2018, wo er im Massenstar­t Gold nur um 15 Zentimeter verpasste, in den letzten beiden Jahren nicht – weil mal wieder sein Körper nicht so wollte wie er. Hartnäckig­e Rückenschm­erzen

sorgten nicht nur dafür, dass der langjährig­e Staffelsch­lussläufer die letzten beiden Weltmeiste­rschaften verpasste. Sondern auch für eine angeknacks­te Psyche.

Gedanken an einen Rücktritt kamen im Sommer auf. „Aber ich hatte noch nicht das Gefühl, dass ich am Ende bin“, sagte Schempp, der seine gesundheit­lichen Probleme wieder im Griff hat. Er habe noch den Glauben daran, wieder gute Leistungen zu bringen. „Für mich würde die Welt aber nicht untergehen, wenn es wieder so kommen würde wie in den letzten beiden Jahren“, sagte der zwölfmalig­e Weltcupsie­ger.

Nach einem guten Sommer und Siegen bei den deutschen Meistersch­aften konnte sich der Massenstar­t-Weltmeiste­r von 2017 in den internen Ausscheidu­ngsrennen jedoch nicht durchsetze­n und war erstmals seit 2011 nicht im A-Team. Vielleicht auch, weil der frühere Taktgeber nicht mehr die Umfänge trainieren kann, „aggressiv mit dem Messer zwischen den Zähnen“, wie früher. „Das verträgt mein Körper nicht mehr“, berichtete er.

Jetzt wäre Schempp erstmal zufrieden, wenn er wieder mit 200 Puls in die Schlussrun­de gehen und längere Zeit im roten Bereich laufen kann, „ohne dass der Körper komplett zumacht. Einfach, dass sich mal wieder so ein Gefühl einstellt.“Vielleicht ja im Jagdrennen, wo auch die Damen (12.45 Uhr) auf Ergebnisko­rrektur hoffen.

 ??  ?? Simon Schempp beim Anschießen von Oberhof.
Simon Schempp beim Anschießen von Oberhof.

Newspapers in German

Newspapers from Germany