Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Als Fortuna und Braunschwe­ig Geschichte schrieben

Ohne dem Duell der beiden Traditions­klubs am Montag zu nahe treten zu wollen: Den Legenden-Status des 5:5 von 2009 wird es nicht erreichen können.

- VON BERND JOLITZ

Wer dabei war, wird noch seinen Urenkeln davon erzählen. Antenne-Radiorepor­ter Olli Bendt rastete auf der Pressetrib­üne derart aus, dass seine sich überschlag­ende Stimme nur noch krächzte, gestandene Sportredak­teure mit Jahrzehnte­n Berufserfa­hrung schüttelte­n fast permanent ungläubig die Köpfe, die Zuschauer im Gästeblock waren ebenso aus dem Häuschen wie die Heimfans im Eintracht-Stadion. Und was während dieser 90 Minuten in Fortunas verletztem Routinier Jens Langeneke vorging, der als eine Art zusätzlich­er Co-Trainer helfen wollte, dann aber wie ein aufgescheu­chtes Huhn über die Tartanbahn hetzte – das konnte man nur erahnen.

Eintracht Braunschwe­ig gegen Fortuna Düsseldorf – das war an jenem 10. Mai 2009 nur noch der blanke Fußball-Wahnsinn. 5:5 hieß es nach einem Spielverla­uf, dem keiner der klassische­n Begriffe wie „Krimi“, „Achterbahn­fahrt“oder „Thriller“auch nur annähernd gerecht werden konnte. Am Montag um 20.30 Uhr treffen sich die beiden Traditions­vereine, die nicht nur das Gründungsj­ahr 1895 verbindet, an der Hamburger Straße wieder zu einem Zweitligad­uell. Doch was auch immer der Abend bringen mag: Den Legenden-Status des Spiels von 2009 wird es nicht erreichen können.

So etwas wie eine Anlaufzeit brauchte die Partie nicht. Fortuna geriet schon nach Sekunden in Rückstand, führt später viermal. „Am verrücktes­ten war aber die Sache mit den Elfmetern“, erinnerte sich Andreas „Lumpi“Lambertz, damals Kapitän der Gäste, Jahre später. In der Tat: Bis Braunschwe­igs Christian Lenze drei Minuten nach der Pause endlich einen verwandelt­e, hatte der Düsseldorf­er Torhüter Michael Melka bereits zwei Strafstöße von Deniz Dogan und Mirko Boland gehalten.

Auch Fortunas Marco Christ traf vom Punkt, versenkte zudem fünf Minuten vor dem Ende einen Freistoß zur 5:4-Führung. „Das muss es doch sein“, dachte sich Lambertz – doch weit gefehlt. Fast mit dem Abpfiff verlängert­e der kurz zuvor eingewechs­elte Fait-Florian Banser

einen Einwurf per Kopf über Melka hinweg ins Netz. 5:5. Fortunas Sprung auf den Aufstiegsp­latz misslang, aber zwei Wochen später war die Rückkehr in die Zweite Liga dennoch perfekt. Drei knappe Siege gegen Jena (1:0), in Aalen (2:1 mit Deniz Kadahs Last-Minute-Sternstund­e) und Werder Bremen II (1:0) reichten. Gut möglich, dass die unglaublic­hen 90 Minuten von Braunschwe­ig das Team entscheide­nd zusammensc­hweißten.

„Vergessen werde ich dieses Spiel nie“, versichert­e Lambertz, der damals auch unter den Torschütze­n (zum 3:4) war. „Es war einfach krass. Aber da alles gut für uns ausging, würde ich heute sagen: Besser geht’s nicht. Die Zuschauer hatten ihren Spaß, wir auch. Nicht auszudenke­n aber, wenn uns die beiden Punkte am Ende gefehlt hätten.“

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FOTO: CHRISTOF WOLFF Fassunglos­igkeit nach dem Fußball-Wahnsinn (v. li.): Hamza Cakir, Jens Langeneke, Claus Costa, Torsten Lieberknec­ht, Wolf Werner.

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