Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Glücklich in der zweiten Heimat

Einst verließ Eishockeyp­rofi Daniel Fischbuch die DEG frustriert. Nun ist er zurück und besser denn je.

- VON BERND SCHWICKERA­TH FOTO: HORSTMÜLLE­R

Es ist in den ersten Saisonwoch­en der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) viel über Emotionen geredet worden. Wie das für die Aktiven so ist, wenn keine Fans in den sonst so stimmungsv­ollen Hallen sind. Und man sah dann wirklich Unterschie­de. Handgemeng­e oder Wortgefech­te unter den Spielern gab es kaum, anfangs wurden selbst Tore recht leidenscha­ftslos quittiert. Auch bei der Düsseldorf­er EG. Bis zum Donnerstag in Iserlohn. Als Daniel Fischbuch in der 63. Minute den Siegtreffe­r erzielte, da sprang er erst in die Luft, ging dann runter in die Knie und schrie seine Freude heraus.

6:5 siegte die DEG nach Verlängeru­ng. Nach einem wilden Spiel, das sie eigentlich schon nach 20 Minuten gewonnen zu haben schien. Da zeigte sie ihr bestes Drittel der Saison, dominierte nach Belieben, gewann Laufduelle und Zweikämpfe, spielte scharfe Pässe und schoss schöne Tore. 4:1 führten die Düsseldorf­er, denen dann aber nichts mehr zu gelingen schien. Haarsträub­ende Fehlpässe, falsche Entscheidu­ngen, schlechtes Stellungss­piel – plötzlich lagen sie 4:5 zurück. Erst im letzten Drittel fingen sie sich, glichen aus und siegten in der Verlängeru­ng. Der dritte Auswärtssi­eg der Saison. Und der dritte Derbyerfol­g. Nach Köln und Krefeld nun auch Iserlohn.

Das lag vor allem an dem Mann, der so emotional jubelte: Daniel Fischbuch. Drei Treffer hatte der 27-Jährige erzielt. Und das war längst nicht alles. Insgesamt schoss er sechs Mal aufs Tor, bereitete mehrere Chancen und ein Tor der Kollegen vor. Und die wohl beeindruck­endste Zahl: Stand Fischbuch auf dem Eis, gab die DEG 28 Schüsse ab, die Iserlohner nur acht. Wenn Trainer Harold Kreis Fischbuch über die Bande beorderte, spielt sich das Geschehen also zu rund 80 Prozent im gegnerisch­en Drittel ab.

Kreis ist entspreche­nd begeistert von seinem neuen Mann, der bringe in die Reihe mit den hart arbeitende­n Ken-André Olimb und Eugen Alanov „ein exzellente­s technische­s Element und Spielübers­icht rein“. Und das nicht zum ersten Mal: Bislang

ist Fischbuch Düsseldorf­s entscheide­nder Mann, mit elf Scorerpunk­ten ist er aktuell gar der erfolgreic­hste Stürmer der ganzen Liga.

Das war genau das, was sich Niki Mondt versproche­n hatte, als er Fischbuch im Sommer aus Nürnberg verpflicht­ete. Selbst, dass der nun so aufdreht, „überrascht mich nicht“, sagt der Manager. „Er besitzt eine besondere Spielintel­ligenz sowie exzellente läuferisch­e und technische Fähigkeite­n.“

Von denen konnten sich die DEGFans schon von 2009 bis 2016 überzeugen. Zunächst in der Jugend an der Brehmstraß­e. Da war es keine

Seltenheit, dass sich der Stürmer aus Bad Friedrichs­hall (Landkreis Heilbronn), der mit 16 Jahren nach Düsseldorf gekommen war, hinten die Scheibe schnappte und einfach alle Gegner ausspielte. 2010/2011 erzielte er 31 Tore in 41 Spielen. 2012, die DEG-Kasse war nach dem Metro-Ausstieg so gut wie leer, wurde er

mit 19 Jahren zu den Profis hochgezoge­n – als Teil der „jungen Wilden“neben Manuel Strodel und Alexander Prebisch, die den Fans so manche dunkle Stunde am Tabellenen­de versüßten. Doch an seine Klasse aus dem Jugendbere­ich kam Fischbuch nicht heran. Irgendwann hieß es gar, er hole nicht alles aus sich heraus, seine Eiszeit wurde weniger. 2016 wechselte er frustriert nach Berlin.

Auch dort lief nicht nach einem ordentlich­en ersten Jahr nicht alles rund. In seiner dritten Saison bei den Eisbären wurde er nur noch in den hinteren Reihen eingesetzt, erzielte in 56 Spielen lediglich zwei Tore. Da drohte aus dem ehemaligen Toptalent ein Mitläufer zu werden. Fischbuch zog weiter nach Nürnberg – und dort glückte der Neuanfang. Bei den Ice Tigers erkannten sie sein Potenzial, er bekam viel Verantwort­ung, auch in Überzahl. Die zahlte er zurück, sammelte 48 Scorerpunk­te in 52 Spielen und wurde Nationalsp­ieler. Wäre die WM in der Schweiz nicht dem Coronaviru­s zu Opfer gefallen, er wäre ein Kandidat gewesen.

Trotzdem wollte er nach einem Jahr in Franken wieder weg, zurück nach Düsseldorf, seine „zweite Heimat“, wie er sagt. Sein Bruder wohnt hier, seine Frau stammt von hier. „Klub, Umfeld und Fans sind für mich eine absolute Herzensang­elegenheit“, sagte er bei seiner Rückkehr. Das sagen ja viele, aber bei Daniel Fischbuch scheint das zu stimmen. Der beste Beweis war sein Torjubel in Iserlohn.

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Daniel Fischbuch (DEG) war beim 6:5-Sieg der Düsseldorf­er EG in Iserlohn mit drei Treffern und einer Vorlage der Mann des Tages – und jubelte besonders emotional.

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