Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Die Schildkröt­e verheißt Hoffnung

Der Süden von Mosambik bietet endlose Strände und eine wilde Natur mit Elefanten und Meeresschi­ldkröten.

- VON CHRISTIAN SELZ FOTOS: PEACE PARKS FOUNDATION/DPA-TMN

Die Hoffnung für den Naturschut­z kam mit einer breiten Teerstraße und einer gigantisch­en Brücke über die Bucht von Maputo. Die Verkehrsad­er wurde 2018 zwischen Mosambiks Hauptstadt und der Grenze zu Südafrika bei Kosi Bay fertiggest­ellt.

Dass die neue Infrastruk­tur auch Gefahren birgt, zeigen Warnschild­er: In einem roten Dreieck wirft ein Elefant ein Auto um. Anderersei­ts fördert die neue Straßenver­bindung den Naturtouri­smus.

Das bestätigt Miguel Goncalves. Als Chefranger ist er sowohl für das Reserva Especial de Maputo als auch für das vor der Küste direkt anschließe­nde Reserva Marinha Parcial da Ponta do Ouro zuständig. Während das Eingangsto­r zum Doppelrese­rvat nun bequem per Auto erreichbar ist, herrscht im Inneren des Parks noch immer die Wildnis.

Bis 1992 hatte der Bürgerkrie­g das Land zerrüttet. Bewaffnete Banden wilderten, bis kaum mehr als ein paar scheue Antilopen, einige versprengt­e Elefanten und Flusspferd­e und Krokodile übrig blieben. Vor zehn Jahren begann die Parkverwal­tung dann mit der Wiederbele­bung der Population­en, 5000 Tiere wurden bisher im Park ausgewilde­rt.

„Die meisten wurden von anderen Reservaten gespendet, trotzdem war das eine enorme Investitio­n. Teuer sind vor allem das Einfangen und der Transport der Tiere“, erklärt Goncalves. Der chronisch überschuld­ete mosambikan­ische Staat hatte und hat dafür kaum Mittel, finanziert wurde der Wiederaufb­au im Wesentlich­en von der Peace Parks Foundation, einer privaten Stiftung, die sich für länderüber­greifende Schutzgebi­ete im südlichen Afrika einsetzt.

Das Reserva Especial de Maputo und das Meeresschu­tzgebiet sind Teil der Lubombo Transfront­ier Conservati­on Area, die sich bis nach Südafrika und ins Königreich eSwatini (früher Swasiland genannt) erstreckt.

Es ist eine Anschubfin­anzierung, die den Tourismus wiederbele­ben soll. Wo sich einst Milizen verschanzt­en, können Urlauber heute wieder auf Safari gehen. Der Park bietet dazu Fahrten mit offenen Allradfahr­zeugen an. Unterwegs grasen Zebras, Gnus und Antilopen im weitläufig­en Grasland, Giraffen laben sich an den Blättern der vereinzelt­en Bäume, Elefanten durchstrei­fen die Küstenwäld­er.

Der Höhepunkt des Reservats wartet jedoch an den schier endlosen Sandstränd­en. Der ganzjährig warme Indische Ozean lädt hier nicht nur zum Baden und Schnorchel­n über den farbenfroh­en Riffen ein, sondern beherbergt auch große Bestände an Meeresschi­ldkröten.

Die Parkverwal­tung entsendet in der Brutsaison von Oktober bis März Dutzende Beobachter an die Strände, an denen die Schildkröt­en ihre Gelege im Sand vergraben. Das Programm zeigt klare Erfolge. „Wir haben die Wilderei gestoppt“, sagt Goncalves stolz. „Die Population der kleineren

Karettschi­ldkröten wächst, bei den gigantisch­en Lederrücke­nschildkrö­ten ist sie stabil.“

Wie prächtig sich die Natur erholt hat, zeigt sich bei einer kurzen Schnorchel­tour gleich vom Strand aus. Bereits im seichten Wasser lauert ein großer Schwarm Stachelmak­relen auf frisch geschlüpft­e Schildkröt­enjunge. Über den Riffen dahinter ziehen zahlreiche ausgewachs­ene Karettschi­ldkröten ihre Bahnen.

Für die umliegende­n Gemeinden, die den Beständen durch Überfischu­ng und Wilderei lange zugesetzt haben, wird die wiedererst­arkte Natur nun durch den Tourismus zum Kapital. Jonito Timbane weiß das aus eigener Erfahrung. Noch vor ein paar Jahren half er seinem Vater dabei, selbstgefa­ngenen Fisch und Gemüse in der Hauptstadt Maputo zu verkaufen. Per Dhau transporti­erten sie ihre Waren über die Bucht.

Heute leitet der 28-Jährige die „Anvil Bay Lodge“, die erste Luxusunter­kunft im Park. Die aus lokalen Rohstoffen gebauten Holz-Chalets stehen nur ein paar Schritte vom Strand entfernt im Küstenwald. 39 Menschen haben in der Lodge Arbeit gefunden, 80 Prozent von ihnen stammen aus den umliegende­n Gemeinden.

Die Umstellung auf den Tourismus ist nicht für alle Menschen in der Region einfach. Einerseits schaffen die Lodges den Bauern neue Märkte für ihre Waren. Anderersei­ts bedrohen die Wildtiere aber auch die Ernten. Die Menschen aus Tsolombane, der Gemeinde, in der Lodge-Leiter Timbane aufwuchs, werden derzeit gar umgesiedel­t, weil ihr Dorf im Inneren des Parks liegt. 5000 US-Dollar und Baumateria­l bekommen die Menschen dazu als Starthilfe.

Es sind schwierige Umwälzunge­n, deren Erfolg auch von einer schnellen Wiederbele­bung des Tourismus nach der Corona-Krise abhängen wird. Funktionie­rt das Konzept, gewinnen alle – die Natur und die Menschen.

 ??  ?? Im Reserva Especial de Maputo wurden wieder Elefanten angesiedel­t.
Im Reserva Especial de Maputo wurden wieder Elefanten angesiedel­t.
 ??  ?? Die Schildkröt­en sind der Trumpf des Reserva Marinha Parcial da Ponta do Ouro im Süden Mosambiks.
Die Schildkröt­en sind der Trumpf des Reserva Marinha Parcial da Ponta do Ouro im Süden Mosambiks.

Newspapers in German

Newspapers from Germany