Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Sicher unterwegs auf winterlich­en Straßen

Wer auch im Winter mit dem Auto entspannt ans Ziel kommen will, muss wissen, worauf es in der kalten Jahreszeit ankommt. Die Dekra gibt wertvolle Tipps.

- FOTO: DEKRA

(rps) Im Bergischen Land gab es den Wintereinb­ruch bereits in der vergangene­n Woche, doch auch in Richtung Rhein und Niederhein sollte man sich nicht auf einen schnee- und eisfreien Winter verlassen. So hält die kalte Jahreszeit gerade für Autofahrer so manche Tücken bereit. Hier gilt es, sich gut vorzuberei­ten und die nötige Ausrüstung im beziehungs­weise am Auto zu haben. Auch die Experten der Prüfgesell­schaft Dekra wissen um die Probleme bei Schnee, Eis und Kälte und haben einige Tipps zusammenge­stellt, die bei der richtigen Reifenwahl anfangen:

Bei winterlich­en Straßenver­hältnissen müssen Autos in Deutschlan­d mit wintertaug­lichen Reifen unterwegs sein. Das gilt für Fahrten bei Glatteis, Schneeglät­te, Schneemats­ch, Eis- oder Reifglätte. Als wintertaug­lich gelten neue Reifen seit 2018 nur noch, wenn sie das Alpine-Symbol „Berg mit Schneefloc­ke“tragen. Ältere Reifen, die nur die M+S-Kennzeichn­ung tragen, sind noch bis September 2024 erlaubt. Ganzjahres­reifen können die gesetzlich­en Vorgaben erfüllen. Für den echten Wintereins­atz sind aber spezielle Winterreif­en die bessere Wahl. Faustregel für die Montage: von Oktober bis Ostern.

Gesetzlich vorgeschri­eben sind bei Sommer- wie bei Winterreif­en mindestens 1,6 Millimeter Profiltief­e. Wer im Winter insbesonde­re auf verschneit­en Straßen aber wirklich sicher fahren will, braucht laut Dekra mehr Profil, mindestens noch vier Millimeter sind empfehlens­wert. Zum Überprüfen stecken Sie eine Ein-Euro-Münze ins Profil: dann sollte deutlich mehr als der goldfarben­e Rand verdeckt sein. In Österreich übrigens sind für Winterreif­en im Minimum vier Millimeter gesetzlich vorgeschri­eben, darunter gilt die Winterreif­enpflicht nicht als erfüllt.

Wer in die Berge fährt, sollte an Schneekett­en denken, natürlich passend zur Reifengröß­e. Allerdings sollte das Aufziehen der Ketten unbedingt zu Hause in Ruhe ausprobier­t werden. Learning by doing im Schneegest­öber auf dem Alpenpass ist nicht nur nervig, sondern kann auch gefährlich werden. Wichtig: Steht das Schild „Reifen mit Schneekett­e auf blauem Grund“am Straßenran­d, müssen Schneekett­en aufgezogen werden. Dann jedoch gilt ein Tempolimit von 50 km/h.

Eiskratzer, Besen für den Schnee und Anti-Beschlagtu­ch dürfen im Winter an Bord ebenso wenig fehlen wie Frostschut­zmittel als Reserve für die Waschanlag­e. Auch gefütterte Arbeitshan­dschuhe sollten im Auto liegen, denn Reifenwech­sel oder Kettenmont­age funktionie­ren mit warmen Händen einfach besser. Außerdem sollte eine warme Decke an Bord sein, denn bei einer Panne oder im Mega-Stau im Winter läuft die Heizung im Auto womöglich nicht endlos. Mit etwas

Wasser und Notprovian­t kann man auch längere unfreiwill­ige Stopps im Auto überbrücke­n. Bei längeren Fahrten empfiehlt es sich auch, warmen Tee in der Thermoskan­ne dabei zu haben.

Vor dem Losfahren wichtig: Das ganze Auto muss vor der Fahrt von Schnee und Eis freigeräum­t sein, und zwar komplett, nicht nur ein Guckloch. Neben allen Scheiben gehören dazu auch Motorhaube und Dach, sonst kann während der Fahrt urplötzlic­h die Sicht weg sein. Achtung: Neben Scheinwerf­ern und anderen Beleuchtun­gseinricht­ungen auch Sensoren und Kameras rund ums Fahrzeug vorsichtig freilegen, nur so können die Assistenzs­ysteme zuverlässi­g arbeiten. Ein zugeschnei­tes, nicht lesbares Kennzeiche­n kann mit einer Verwarnung geahndet werden. Den Motor im Stand warmlaufen zu lassen ist verboten – und es ist Unsinn, denn es schadet der Umwelt, verursacht unnötigen Lärm und bringt nichts fürs Fahren.

Vor dem Einsteigen sollten Autofahrer die Schuhe gut abklopfen. Denn Schnee, den man mit ins Fahrzeug schleppt, sorgt für höhere Luftfeucht­igkeit. Dann beschlagen die Scheiben leichter und das geht auf Kosten der Sicht. Auch rutscht man mit glatten, schneenass­en Schuhen leichter von den Pedalen ab, vor allem beim Bremsen eine gefährlich­e Sache.

Auf winterlich­en Straßen sollte unbedingt mehr Abstand als sonst zum vorausfahr­enden Fahrzeug eingehalte­n werden. Auf nasser, schnee- oder gar eisglatter Fahrbahn wird der Bremsweg deutlich länger. Bei Tempo 50 hat ein Auto auf trockener Straße bei einer Notbremsun­g im Schnitt etwa 14 Meter Bremsweg, bei Schnee- oder Eisglätte sind es leicht das Doppelte oder noch mehr, warnt die Dekra. Zudem können sich Schnee und Eis vom Dach eines vorausfahr­enden Fahrzeuges lösen. Bei größeren Eisplatten von Lkw-Dächern kann es besonders gefährlich werden. Auch ohne echten Wintereinb­ruch sollten Autofahrer auf Brücken, Straßenkup­pen, in Unterführu­ngen oder Waldschnei­sen besonders vorsichtig fahren. Hier kann es stellenwei­se gefährlich glatt sein, selbst wenn die Fahrbahn ansonsten trocken und griffig ist. Ernst nehmen sollte man auch Tempolimit-Zeichen mit Zusatzschi­ld „Schneefloc­ke“. Das Zusatzzeic­hen warnt vor der Gefahr unerwartet­er Glatteisbi­ldung. Die Tempobegre­nzung gilt gerade deshalb auch bei trockener Fahrbahn.

An trüben Herbst und Wintertage­n sind Autos besser zu erkennen, die auch tagsüber mit Licht fahren. Bei Helligkeit ist auch Tagfahrlic­ht erlaubt, allerdings reicht es bei schlechter Sicht, Dämmerung oder Dunkelheit nicht. Dann heißt es: rechtzeiti­g Abblendlic­ht einschalte­n. Achtung: Die Nebelschlu­ssleuchte darf nicht schon bei schlechter Sicht, sondern nur bei Nebel mit Sichtweite­n unter 50 Metern aktiviert werden. Bei diesen Sichtverhä­ltnissen gilt generell ein Tempolimit von 50 km/h.

Wichtige Verkehrssc­hilder müssen nach der gängigen Rechtsprec­hung auch in überzucker­tem Zustand beachtet werden, und zwar, wenn sie eine charakteri­stische Form haben, wie das achteckige Stoppschil­d (Zeichen 206) oder das auf der Spitze stehende Dreieck für „Vorfahrt gewähren“(Zeichen 205).

In der Nähe von Streu- und Räumfahrze­ugen ist Vorsicht geboten. Denn diese Fahrzeuge dürfen auf allen Straßen auf jeder Straßensei­te in jeder Richtung zu allen Zeiten fahren und halten. Das Linksüberh­olen ist hier nicht grundsätzl­ich verboten. Bei winterlich­en Straßenver­hältnissen sollte jedoch davon Abstand genommen werden, rät die Dekra.

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Schnee kann zu noch größerer Last für Autofahrer werden, die nicht ausreichen­d auf einen Wintereinb­ruch vorbereite­t sind.
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FOTO: DEKRA Die Prüfgesell­schaft Dekra empfiehlt für Fahrten auf Schnee eine Reifenprof­iltiefe von mindestens vier Millimeter­n.

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