Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Schluss nach 120 Jahren
Mit Herrenmoden Edelmann verliert die Kölner Straße in Oberbilk eines der letzten alteingesessenen Geschäfte. Ende Januar gibt Inhaber Ernst Line von de Berg den stationären Handel auf.
OBERBILK Gegründet im Jahr 1900 von Karl Edelmann gehört der Herrenausstatter Edelmann an der Kölner Straße zu den ganz wenigen Einzelhandelsgeschäften, die sich über einen so langen Zeitraum behaupten konnten – und zwar immer an derselben Adresse. Karl Edelmann und später sein Sohn Franz verkauften dort zunächst nur Hüte, Hemden
und die unterschiedlichsten Accessoires für Herren sowie Damenschirme – der ganz besondere Renner kurz vor Weihnachten, wenn die Männer auf der Suche nach Geschenken für ihre Frauen waren. Mit dem Eintritt des heutigen Inhabers Ernst Line von de Berg kamen 1970 erst Hosen und Sakkos, später Anzüge und Jeans dazu.
„Ich bin gelernter Industrie- und Einzelhandelskaufmann und arbeitete damals als Assistent des Verkaufsleiters bei einer Sportbekleidungsfirma, Franz Edelmann war mein Kunde“, erinnert sich der heute 71-Jährige an die ersten Begegnungen. Trotz seiner Jugend kannte Line von de Berg sich in der Branche
schon gut aus, hatte einige Erfahrungen gesammelt und war auf der Suche nach einer neuen Stelle. Als Edelmann ihn fragte, ob er Lust habe, zu ihm zu kommen, musste er nicht lange überlegen. Vor nunmehr 50 Jahren begann er als Angestellter und wurde nur fünf Jahre später Mitinhaber des rund 100 Quadratmeter großen Geschäfts.
„Meine Aufgabe war es, mich um die Konfektion zu kümmern und damit den Laden nach oben zu bringen – das ist mir auch gut gelungen“, erzählt Line von de Berg nicht ohne Stolz. Dass er das Geschäft später ganz übernahm, als Franz Edelmann in den Ruhestand ging, war für ihn selbstverständlich. Schließlich hatte er sich auch zuvor schon meistens allein um alles gekümmert. Er habe immer gute und tragbare Ware von renommierten deutschen Herstellern wie beispielsweise Brax, Eterna oder Falke zu reellen Preisen verkauft, erzählt der 71-Jährige. Die Kunden – in der Regel Männer zwischen 30 und 70 – kommen schon seit Jahren aus allen Stadtteilen zu ihm. Und auch wenn er stets drei Mitarbeiterinnen beschäftigte, wollten viele Kunden doch am liebsten vom Chef persönlich bedient werden.
Neben dem Verkauf von Herrenmode hat sich Ernst Line von de Berg ein zweites Standbein aufgebaut, nämlich mit der Fertigung von Uniformen für viele Schützenund Karnevalsvereine sowie die eine oder andere Band. So gehören beispielsweise die Swinging Funfares und die Kapelle Bendels schon lange zu seinen Kunden. Und für diese wird er auch nach der Schließung seines Einzelhandelsgeschäfts am 31. Januar weiterhin tätig sein.
„Ich hätte eigentlich sehr gern noch zwei oder drei Jahre weitergemacht, aber aufgrund der Corona-bedingten monatelangen Schließungen ist es einfach nicht möglich“, sagt er. Die Umsatzverluste, so von de Berg weiter, seien zu hoch, zumal auch die Sommermonate deutlich schwächer gewesen seien als in den Vorjahren. Obwohl ihm seine Vermieterin finanziell entgegengekommen ist, lohnt sich die Weiterführung des Ladens nicht mehr. Leider sei nun aufgrund des verlängerten Lockdowns auch der Räumungsverkauf nur eingeschränkt möglich. Wie andere Einzelhändler auch bietet er seinen Kunden an, telefonisch oder per E-Mail zu bestellen und die Ware dann zu einem vereinbarten Termin abzuholen – aber, so von de Berg, das sei natürlich nicht dasselbe wie der Besuch im Geschäft.