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Schluss nach 120 Jahren

Mit Herrenmode­n Edelmann verliert die Kölner Straße in Oberbilk eines der letzten alteingese­ssenen Geschäfte. Ende Januar gibt Inhaber Ernst Line von de Berg den stationäre­n Handel auf.

- VON BEATE WERTHSCHUL­TE RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Info Interessie­rte Kunden und natürlich die Vereine erreichen ihn mobil unter 0162 4789227 oder per E-Mail an info@ herrenmode­n-edelmann.de.

OBERBILK Gegründet im Jahr 1900 von Karl Edelmann gehört der Herrenauss­tatter Edelmann an der Kölner Straße zu den ganz wenigen Einzelhand­elsgeschäf­ten, die sich über einen so langen Zeitraum behaupten konnten – und zwar immer an derselben Adresse. Karl Edelmann und später sein Sohn Franz verkauften dort zunächst nur Hüte, Hemden

und die unterschie­dlichsten Accessoire­s für Herren sowie Damenschir­me – der ganz besondere Renner kurz vor Weihnachte­n, wenn die Männer auf der Suche nach Geschenken für ihre Frauen waren. Mit dem Eintritt des heutigen Inhabers Ernst Line von de Berg kamen 1970 erst Hosen und Sakkos, später Anzüge und Jeans dazu.

„Ich bin gelernter Industrie- und Einzelhand­elskaufman­n und arbeitete damals als Assistent des Verkaufsle­iters bei einer Sportbekle­idungsfirm­a, Franz Edelmann war mein Kunde“, erinnert sich der heute 71-Jährige an die ersten Begegnunge­n. Trotz seiner Jugend kannte Line von de Berg sich in der Branche

schon gut aus, hatte einige Erfahrunge­n gesammelt und war auf der Suche nach einer neuen Stelle. Als Edelmann ihn fragte, ob er Lust habe, zu ihm zu kommen, musste er nicht lange überlegen. Vor nunmehr 50 Jahren begann er als Angestellt­er und wurde nur fünf Jahre später Mitinhaber des rund 100 Quadratmet­er großen Geschäfts.

„Meine Aufgabe war es, mich um die Konfektion zu kümmern und damit den Laden nach oben zu bringen – das ist mir auch gut gelungen“, erzählt Line von de Berg nicht ohne Stolz. Dass er das Geschäft später ganz übernahm, als Franz Edelmann in den Ruhestand ging, war für ihn selbstvers­tändlich. Schließlic­h hatte er sich auch zuvor schon meistens allein um alles gekümmert. Er habe immer gute und tragbare Ware von renommiert­en deutschen Hersteller­n wie beispielsw­eise Brax, Eterna oder Falke zu reellen Preisen verkauft, erzählt der 71-Jährige. Die Kunden – in der Regel Männer zwischen 30 und 70 – kommen schon seit Jahren aus allen Stadtteile­n zu ihm. Und auch wenn er stets drei Mitarbeite­rinnen beschäftig­te, wollten viele Kunden doch am liebsten vom Chef persönlich bedient werden.

Neben dem Verkauf von Herrenmode hat sich Ernst Line von de Berg ein zweites Standbein aufgebaut, nämlich mit der Fertigung von Uniformen für viele Schützenun­d Karnevalsv­ereine sowie die eine oder andere Band. So gehören beispielsw­eise die Swinging Funfares und die Kapelle Bendels schon lange zu seinen Kunden. Und für diese wird er auch nach der Schließung seines Einzelhand­elsgeschäf­ts am 31. Januar weiterhin tätig sein.

„Ich hätte eigentlich sehr gern noch zwei oder drei Jahre weitergema­cht, aber aufgrund der Corona-bedingten monatelang­en Schließung­en ist es einfach nicht möglich“, sagt er. Die Umsatzverl­uste, so von de Berg weiter, seien zu hoch, zumal auch die Sommermona­te deutlich schwächer gewesen seien als in den Vorjahren. Obwohl ihm seine Vermieteri­n finanziell entgegenge­kommen ist, lohnt sich die Weiterführ­ung des Ladens nicht mehr. Leider sei nun aufgrund des verlängert­en Lockdowns auch der Räumungsve­rkauf nur eingeschrä­nkt möglich. Wie andere Einzelhänd­ler auch bietet er seinen Kunden an, telefonisc­h oder per E-Mail zu bestellen und die Ware dann zu einem vereinbart­en Termin abzuholen – aber, so von de Berg, das sei natürlich nicht dasselbe wie der Besuch im Geschäft.

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Ernst Line von de Berg schließt Ende des Monats ein letztes Mal die Tür hinter seinem Geschäft ab.

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