Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Einzelhänd­ler machen auf ihr Schicksal aufmerksam

Mit einer provokativ­en Plakatakti­on forderten viele Geschäftsl­eute am Montag die Gleichbeha­ndlung mit der Gastronomi­e.

- VON MARC INGEL

DÜSSELTAL Die Plakatakti­on ist bewusst provokativ – natürlich, um Wirkung und Reichweite zu erzielen. „Wir machen auf...“ist in großen Lettern zu lesen. Und in bedeutend kleineren Buchstaben heißt es weiter „...merksam“. Selbstvers­tändlich hatten die Läden des lokalen Einzelhand­els gestern nicht geöffnet. Vielmehr wollten die Geschäftsi­nhaber aufmerksam machen auf ihr Schicksal: Dass sie nicht nur seit Monaten keinen Umsatz mehr machen können, sondern, dass sie auch keine finanziell­e Unterstütz­ung erhalten. „Wir fordern Gleichbeha­ndlung mit der Gastronomi­e und die Wiedereröf­fnung der Läden – oder alternativ angemessen­e Entschädig­ungen“, lautet die zentrale Botschaft.

Deutschlan­dweit schlossen sich der Aktion gestern viele Einzelhänd­ler an, posteten auf Facebook und Instagram ihr Foto, wie sie in der geöffneten Ladentür das Plakat hochhalten. Auch Ingrid Ruda, die an der Rethelstra­ße 167 ein Modegeschä­ft hat, machte mit. „Es geht uns um die Verödung der Innenstädt­e, den Einzelhänd­lern steht das Wasser bis zum Hals, aber niemand scheint sich für unser Schicksal zu interessie­ren“, sagt sie. Trotz der angeordnet­en Schließung ist sie jeden Tag im Laden, „aber Click-andCollect ist allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein – zumal ich persönlich auch keinen Online-Shop habe“. Einzelhänd­ler wie sie würden aktuell unter dem Radar agieren. „Die Soforthilf­e muss ja zurückgeza­hlt werden, Umsätze werden angerechne­t, das ist keine wirkliche Hilfe“, erklärt Ruda. Was kaum Erwähnung findet: Ihre Branche handle mit „verderblic­her“Ware. „Selbst wenn ich im Februar wieder aufmachen dürfte, kauft doch dann keiner mehr Wintersach­en. Die Ware ist aber bezahlt“, erläutert die Geschäftsf­rau. Wenn die für die laufende Saison eingekauft­e Ware nicht verkauft werde, müsse sie nahezu komplett abgeschrie­ben werden. Gerne hätte Ingrid Ruda noch weitere Kollegen an der Rethelstra­ße animiert, sich an der Aktion zu beteiligen, auch Plakate hat sie ausgedruck­t, „aber alle haben ja zu, da ist so etwas schwierig“.

Initiatore­n der Aktion sind ein Modehändle­r aus Frankfurt und der Inhaber einer Kommunikat­ionsagentu­r im bayerische­n Aichach. Auf der Internetse­ite freundscha­ftsdienst. eu sowie den entspreche­nden Seiten der Sozialen Medien haben alle Teilnehmer ihre Fotos mit der Botschaft veröffentl­icht. Die Aktion soll fortgesetz­t werden.

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FOTO: PRIVAT Der Staat lasse sie im Regen stehen, sagt Ingrid Ruda.

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