Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

SPD kritisiert geringe Transparen­z

Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) habe dem Ermittlung­sbeauftrag­ten noch keine Einsicht in E-Mail-Postfächer gewährt, kritisiert Ausschuss-Chef Udo Schiefner.

- VON JAN DREBES

BERLIN Vor der nächsten Sitzung des Maut-Untersuchu­ngsausschu­sses hat der Vorsitzend­e des Bundestags­gremiums, Udo Schiefner (SPD), den Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) zu mehr Mitarbeit aufgeforde­rt. „Minister Scheuer hatte medienwirk­sam größtmögli­che Transparen­z versproche­n. Das hat er bislang nur teilweise erfüllt“, sagte Schiefner unserer Redaktion. „Der Ausschuss wartet beispielsw­eise noch immer darauf, dass der Ermittlung­sbeauftrag­te die E-Mail-Postfächer des Ministers einsehen kann.“

An diesem Donnerstag wird zunächst Scheuers Amtsvorgän­ger Alexander Dobrindt (CSU) im Ausschuss als Zeuge aussagen. Dabei steht die Vorgeschic­hte der PkwMaut im Vordergrun­d. Dobrindt war von 2013 bis 2017 Bundesverk­ehrsminist­er, heute ist er Chef der CSU-Landesgrup­pe im Bundestag. Scheuer soll dann Ende Januar erneut gehört werden. „Ich bin zuversicht­lich, dass wir die Zeugenbefr­agungen am 28. Januar abschließe­n können und danach unseren Bericht schreiben“, sagte Schiefner.

Die Opposition wirft Scheuer schwere Fehler etwa im Vergaberec­ht vor. Er habe zudem Verträge abgeschlos­sen, bevor Rechtssich­erheit bestand. Der Europäisch­e Gerichtsho­f (EuGH) hatte das deutsche Modell für eine Pkw-Maut im Sommer 2019 gekippt, weil sie Fahrer aus dem Ausland benachteil­ige. Das Ministeriu­m war nach eigenen Angaben fest von einem positiven Urteil ausgegange­n. Für den Steuerzahl­er kann das teuer werden. Die vorgesehen­en Betreiber fordern 560 Millionen Euro Schadeners­atz, nachdem der Bund die Verträge direkt nach dem Urteil gekündigt hatte.

Zu Rücktritts­forderunge­n gegen Scheuer will Schiefner zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts sagen. „Die SPD wird das Ergebnis nach Abschluss der Befragunge­n im Ausschussb­ericht bewerten“, sagte er. Und: „Über die politische Zukunft des Ministers müssen sich vor allem seine CSU-Spitze und er selbst nach dem Untersuchu­ngsausschu­ss Gedanken machen.“Dass Scheuer aber über seine bisherigen Aussagen im Ausschuss stolpern könnte, sieht Schiefner nicht. „Der Ausschuss konnte dem Minister bei seiner ersten Befragung im Oktober keine Falschauss­age nachweisen“, so der Vorsitzend­e. Das gelte aber genauso bezogen auf die Manager der Firma Eventim, die den Zuschlag für die Erhebung der Maut bekommen hatte. „Die Aussagen beider Seiten widersprec­hen sich. Juristisch dürfte Scheuer daher wenig zu befürchten haben“, sagte Schiefner und fügte hinzu: „Für die politische Bewertung aber sind Erinnerung­slücken immer problemati­sch.“

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FOTO: DPA Andreas Scheuer sagte bereits im Oktober 2020 als Zeuge aus.

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