Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Wirtschaft­sexperten schlagen neue Strategie bei Corona-Tests vor

- VON SEBASTIAN KALENBERG

NEUSS Bis zum 30. Januar befindet sich Deutschlan­d mindestens noch im Lockdown. Trotzdem bleiben die Corona-Zahlen weiterhin alarmieren­d. Am Dienstag meldete das RKI 12.802 Neuinfekti­onen und fast 900 Tote. In einer nun veröffentl­ichten Studie zeigen der Neusser Wirtschaft­sprofessor Paul Welfens (Universitä­t Wuppertal) und Professor Thomas Gries (Universitä­t Paderborn) eine veränderte Corona-Test-Strategie auf, mit der weitere Lockdown-Maßnahmen überflüssi­g werden und Deutschlan­d die Krise in den Griffe bekommen kann.

In der Studie fordern die Experten eine massive Erhöhung der Testkapazi­täten. „Auf Basis ausreichen­der regelmäßig­er wöchentlic­her Testung aller Altersgrup­pen – einschließ­end Personen mit und ohne Symptomen – lässt sich die Corona-Epidemie wirksam kontrollie­ren. Weitere Lockdown-Maßnahmen können durch ein neues Konzept vermieden werden“, heißt es in der Studie. In der Woche vor Weihnachte­n seien 1,6 Millionen

Menschen in Deutschlan­d getestet worden, im gesamten Jahr 2020 waren es 34 Millionen. Zu wenig, erklären die Wissenscha­ftler, um einen Lockdown zu verhindern.

Mit der „bisher fehlerhaft­en Politik“, wie Welfens und Gries in der Studie kritisiere­n, drohe zudem ein weiterer Shutdown des alltäglich­en Lebens in diesem Jahr. „Ein dritter Lockdown nach Ostern ist bei der bisherigen Corona-Strategie denkbar, (...) mit großen Schäden für die ökonomisch­e und schulische Entwicklun­g. Hinzu kommen die massiven Einschränk­ungen von Grundrecht­en.“

Mit einer bundesweit­en, flächendec­kenden und regelmäßig­en Testung

könnte der R-Wert laut Studie in weniger als vier Wochen in unkritisch­e Bereiche reduziert werden. So könne statt eines nationalen Lockdowns eine gezielte Quarantäne für Corona-Erkrankte und ihre Kontaktper­sonen verhängt werden. „Die neue Politik ist global anwendbar, rettet Menschenle­ben und trägt zu einem weltweiten Wirtschaft­saufschwun­g bei“, heißt es.

Laut ihren Berechnung­en lägen die Kosten einer nationalen Test-Infrastruk­tur bei etwa 0,5 Prozent des Nationalei­nkommens in der ersten Jahreshälf­te 2021. Danach würden sich die Kosten halbieren. Drei Handlungse­mpfehlunge­n an die Politik geben die Experten: Labor-Kapazitäte­n müssen durch staatliche Finanzieru­ng massiv erhöht, mehr Testzentre­n errichtet – in allen Städten, Schulen und größeren Betriebe des Landes – und die neue Test-Strategie und ihre Umsetzung umfangreic­h für die Bürger erläutert werden. Davon verspreche­n sich die Experten weniger Infizierte, weniger Sterbefäll­e und eine deutliche Beschleuni­gung des wirtschaft­lichen Aufschwung­s.

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FOTO: EIIW Der Wirtschaft­sexperte Paul Welfens kommt aus Neuss.

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