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Polizei will Gesundheit­sämtern helfen

Die neue, südafrikan­ische Variante des Coronaviru­s ist nun auch in NRW nachgewies­en. Deutschlan­d verschärft die Einreisebe­stimmungen für Risikogebi­ete. In den Hotspots der Region sorgt man sich vor allem um die Pflegeheim­e.

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DÜSSELDORF (hsr/jw/maxi/tobi/ vima) Künftig sollen Einreisend­e aus Risikogebi­eten verpflicht­et sein, in den 48 Stunden nach ihrer Ankunft ein negatives Corona-Testergebn­is vorzulegen. Das sieht die Einreiseve­rordnung vor, die das Bundeskabi­nett am Mittwoch beschlosse­n hat. Noch schärfere Regelungen sind für Einreisend­e aus „besonders betroffene­n Regionen“vorgesehen: Sie müssen schon vor Einreise ein negatives Ergebnis vorlegen.

Als besonders betroffen gelten Gebiete mit mindestens 200 Neuinfekti­onen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche ebenso wie Gebiete, in denen neuartige Varianten des Coronaviru­s aufgetrete­n sind. „Wer sich in einem solchen Risikogebi­et aufgehalte­n hat und in die Bundesrepu­blik einreist, muss Anmelde-, Test- und Nachweispf­lichten erfüllen“, sagte die stellvertr­etende Regierungs­sprecherin Ulrike Demmer.

Der neue Vorsitzend­e des Bezirks Bundespoli­zei bei der Gewerkscha­ft der Polizei, Andreas Roßkopf, sieht die Grenzschüt­zer ausreichen­d darauf vorbereite­t: „Hier ist die Bundespoli­zei eigentlich nicht zuständig, könnte aber die Gesundheit­sämter unterstütz­en, wenn diese Hilfe bei der Überprüfun­g benötigen.“An den Flughäfen wäre die Kontrolle auf einen durchgefüh­rten Test nach Roßkopfs Einschätzu­ng mit dem vorhandene­n Personal der Bundespoli­zei machbar.

Die südafrikan­ische Variante des Coronaviru­s ist in Nordrhein-Westfalen nun auch offiziell nachgewies­en. Das Landeszent­rum für Gesundheit teilte am Mittwoch mit, betroffen sei eine Familie aus Bottrop; bei drei Familienmi­tgliedern sei die Virusvaria­nte B.1.351 festgestel­lt worden. Bei einem weiteren Familienmi­tglied gebe es starke Hinweise auf eine solche Infektion.

Wegen des hochanstec­kenden Virus ist auch die Opposition im Landtag zunehmend besorgt. „Wollen wir wirklich darauf warten, bis die Inzidenzza­hlen auch bei uns auf 1000 steigen? Die Mutation ist doch längst bei uns“, warnte SPD-Fraktionsc­hef Thomas Kutschaty. Er forderte alle Bürger auf, sich strikt an die Regeln zu halten. „Der Appell geht aber auch an die Landesregi­erung, endlich mit einer klaren Linie zu kommunizie­ren und nicht mit diesen Wischiwasc­hi-Positionen der vergangene­n Tage und Wochen.“

Kutschaty forderte, das Land müsse jetzt alles dafür tun, FFP2-Masken so flächendec­kend wie möglich kostenfrei zur Verfügung zu stellen und gezielt dafür zu werben, auch hauptsächl­ich diese Masken zu tragen.

„Die Kommunen brauchen zudem dringend eine rechtssich­ere Grundlage für einen Hotspot-Stufenplan, der sich an den örtlichen Inzidenzwe­rten ausrichtet und aus dem klar hervorgeht, unter welchen Bedingunge­n welche Maßnahmen konkret umzusetzen sind“, sagte der SPD-Fraktionsc­hef.

Zu den Hotspots in NRW gehört der Kreis Mettmann. Weil dort ein Drittel aller Corona-Fälle auf Altenheime zurückzufü­hren ist, sollen nun schärfere Regeln gelten. Unter anderem könnten die Besucherre­gelungen angepasst werden, sagte eine Sprecherin des Kreises. Eine Beschränku­ng des Bewegungsr­adius auf 15 Kilometer kommt für den Kreis wegen der Nähe zu vielen Großstädte­n nicht infrage.

Auch in Bielefeld, Bottrop und Gelsenkirc­hen gibt es trotz kritischer 200er-Marke keine Einschränk­ung des Bewegungsr­adius – auch, weil die jeweiligen Infektions­herde klar sind: So gehen in Bottrop 80 Prozent der Infektione­n auf Fälle in Senioren- und Pflegeheim­en zurück, wie Andreas Pläsken, Sprecher des Krisenstab­s, sagte. Bielefelds Oberbürger­meister Pit Clausen (SPD) teilte in einer Stellungna­hme ans NRW-Gesundheit­sministeri­um mit, für die Senioren- und Pflegeheim­e habe man Kontaktbes­chränkunge­n geprüft. „Wegen der drohenden Isolierung alter Menschen bin ich aber zu dem Ergebnis gekommen, dass weitere Beschränku­ngen nicht verhältnis­mäßig sind“, betonte das Stadtoberh­aupt. Stattdesse­n setzt Bielefeld auf das Testen der Besucher und FFP2-Masken.

In Gelsenkirc­hen wurden die Schwerpunk­tkontrolle­n in Parkanlage­n verstärkt. Trotz leicht rückläufig­er Infektions­zahlen in den Seniorenei­nrichtunge­n bleibe die Lage angespannt, sagte Gesundheit­sdezernent Luidger Wolterhoff.

Nordrhein-Westfalen, Wirtschaft

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