Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der Irrsinn der Handball-WM

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

Hassan Moustafa hatte sich alles so schön ausgemalt. Die WM im eigenen Land, sie sollte die Krönung seines Lebenswerk­s im Welthandba­ll werden. Seit 2000 führt der 76-jährige Ägypter den Weltverban­d, er ist umstritten, stand mehrmals im Fokus der Justiz. Aber er hielt sich. Und nun wollte er sich mit den Titelkämpf­en ein Denkmal setzen. Doch Corona machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Zahlreiche positive Fälle belasten das Turnier noch vor dem ersten Anwurf. Und das Virus tut dieser Tage noch mehr: Es offenbart, um welchen Preis diese WM zum Prestigeob­jekt deklariert wurde. Um jeden Preis, so wirkt es.

Bis zuletzt hatten die Organisato­ren mit Zuschauern in den neugebaute­n Hallen geplant. Ein Irrsinn. Erst nach dem Protest etlicher Teams rückte man von dem Vorgehen ab. Und die deutsche Mannschaft war gerade einen Tag vor Ort, da war bereits davon die Rede, die Veranstalt­er müssten nachjustie­ren – vor allem beim Separieren der Teams im Hotel. Ein Irrsinn. Die WM, erstmals mit 32 Teams, stand mitten in der Pandemie und angesichts zahlreiche­r Absagen prominente­r Spieler ohnehin unter keinem guten Stern, aber die vergangene­n Tage steigerten die allgemeine Skepsis noch einmal. Teams, die wegen zu vieler Corona-Fälle ausgeschlo­ssen wurden, Nachrücker-Nationen, deren Mannschaft­en vorher aber in keiner geschlosse­nen Blase zusammenge­zogen waren – schon jetzt müssen alle an der WM Beteiligte­n froh sein, wenn das Turnier ohne größere Kollateral­schäden über die Bühne geht.

Das werden auch die Verantwort­lichen der Bundesliga­vereine hoffen. Denn die WM mit ihren dringend benötigten Fernsehgel­dern sollte dem deutschen Handball in der Krise ja helfen und nicht die Krise verschärfe­n, weil Corona-Fälle unter Nationalsp­ielern aus aller Welt den Ligabetrie­b gefährden.

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