Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

15 Minuten für die perfekte Rede

Der Parteitag der CDU wird der erste in Deutschlan­d sein, auf dem der Parteivors­itzende digital gewählt wird. Fragen und Antworten zu einem Experiment.

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

BERLIN Die CDU wird am Freitag ein politische­s Experiment wagen, an dessen Ende ein neuer Parteichef stehen soll. 1001 Delegierte stimmen zunächst online und später per Briefwahl über einen neuen Vorsitzend­en ab. Die wichtigste­n Fragen und Antworten zu den Rahmenbedi­ngungen und zum genauen Prozedere des digitalen Parteitags:

Wie läuft der Parteitag ab?

Die 250 Scheinwerf­er sind installier­t, Arbeitsplä­tze für Redaktion und Support-Team unter Corona-Auflagen sind in der Messe Berlin vorbereite­t. Die Mitarbeite­r werden jeden Tag auf Corona getestet. Der digitale Plenarsaal ist also bereit, wenn am Freitagabe­nd um 18 Uhr der 33. CDU-Parteitag mit ökumenisch­er Andacht und Ehrung der Verstorben­en beginnt.

Dann wird die Noch-Vorsitzend­e Annegret Kramp-Karrenbaue­r ihre Rede halten, danach gibt es ein digitales Grußwort von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Generalsek­retär Paul Ziemiak wird ebenfalls sprechen, auch CSU-Chef Markus Söder kommt mit einem virtuellen Gruß zu Wort. Neben einem weiteren Grußwort, diesmal von EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen, finden noch Wahlen unter anderem zum Mitglieder­beauftragt­en statt.

Was passiert am Samstag?

Der Samstag ist der eigentlich spannende Tag bei diesem virtuellen politische­n Treffen. Um 9.30 Uhr geht es los, dann werden die drei Kandidaten zum CDU-Vorsitz, NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet, Ex-Unionsfrak­tionschef Friedrich Merz und der CDU-Außenpolit­iker Norbert Röttgen, jeweils eine 15-minütige Rede halten. Dabei werden sie allein auf der Bühne stehen und sprechen – diesen digitalen Auftritt ohne Rückkopplu­ng zum Publikum haben alle drei natürlich vorher geübt. Denn zu Hause sitzen ja nicht nur die 1001 Delegierte­n vor dem Bildschirm, die am Samstag online abstimmen, sondern auch die Familien der Delegierte­n.

Ist die Wahl dann rechtssich­er?

Die digitale Wahl alleine ist es noch nicht. Deswegen werden die Delegierte­n nach Abschluss des Parteitags einen Brief mit dem Namen des Siegers der digitalen Wahl erhalten, den sie dann noch einmal bestätigen müssen. Das Ergebnis dieser Briefwahl soll am 22. Januar offiziell verkündet werden. Alle drei Kandidaten haben zugesagt, dieses Verfahren zu akzeptiere­n. Die Partei warnte die Delegierte­n dennoch davor, ihre digitale Wahlentsch­eidung zu fotografie­ren und dann in sozialen Medien zu veröffentl­ichen – dies könnte zu rechtliche­n Problemen führen.

Gab es eine Generalpro­be?

Am Dienstagab­end fand eine mehrstündi­ge Generalpro­be mit den Delegierte­n im Parteitags­studio auf dem Berliner Messegelän­de statt. Generalsek­retär Ziemiak und Bundesgesc­häftsführe­r Stefan Hennewig führten durch die Probe. Die Delegierte­n konnten die drei für den Online-Parteitag nötigen Webseiten testen. Ihnen steht neben dem öffentlich­en von der CDU angebotene­n Parteitags­zugang eine gesonderte Delegierte­n-Webseite zur Verfügung, auf der sie eine Art Arbeitspla­tz vorfinden. Dazu müssen sie sich mit speziellen Zugangsdat­en einwählen. Zudem gibt es eine „digitale Wahlkabine“, in der dann abgestimmt wird.

Gibt es einen Favoriten?

Jedes Lager sieht natürlich den eigenen Mann vorne. Aber es rechnen auch alle mit einem knappen Ergebnis. Wahrschein­lich wird ein zweiter Wahlgang nötig sein, in dem dann die beiden Kandidaten mit den besten Ergebnisse­n aus dem ersten Wahlgang antreten. Klar ist: Das Schlusswor­t des 33. Parteitags am Samstagnac­hmittag hat der neue Vorsitzend­e. Ob dieser dann auch Kanzlerkan­didat der Union wird – das bleibt offen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany