Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Post setzt auf Impfstoff-Versand
Der Paketboom beschert dem Konzern sehr gute Zahlen. Er verteilt global Impfstoffe und setzt auf eine Konjunkturerholung. Mitarbeiter können auf eine Prämie hoffen.
BONN Einen kleinen Schönheitsfehler, ansonsten glänzende Zahlen präsentierte die Post am Mittwoch bei einer ersten Erläuterung der Bilanz für 2020. Weil die Ergebnisse gerade im vierten Quartal so unerwartet gut waren, hatten Vorstandschef Frank Appel und Finanzvorstand Melanie Kreis das Zahlenwerk in seinen groben Umrisssen schon so früh im Jahr bekanntgegeben, damit Manager nicht mit heimlichen Insiderinfos an der Börse Kasse machen konnten.
Tatsächlich ging das Papier am Mittwoch um weitere zwei Prozent nach oben, seit dem 5. Januar kommt ein Plus von knapp zehn Prozent zusammen. Denn nachdem Appel und Kreis im Frühjahr wegen der Corona-Krise noch alle Prognosen zurückgenommen hatten, erreichten sie nun mit einem operativen Jahresgewinn von 4,8 Milliarden Euro ein Rekordergebnis für 2020. Der Umsatz war um fünf Prozent auf 66,8 Milliarden Euro gewachsen.
Hauptantreiber des Wachstums ist der globale Boom im Paketegeschäft und im E-Commerce, also digital bestellter Ware. Im deutschen Paketgeschäft kletterte der operative Gewinn im Gesamtjahr um knapp 30 Prozent auf 1,59 Milliarden Euro. Appel schloss auf Nachfrage nicht aus, dass es eine dritte Corona-Prämie für die Mitarbeiter geben könnte, nachdem solche Einmalzahlungen bereits zweimal in 2020 überwiesen wurden.
In diesem Jahr soll der operative Gewinn noch einmal um mehr als zehn Prozent auf mehr als 5,4 Milliarden Euro steigen, sagte Finanzchefin Kreis. Für 2020 rechnet sie mit einem weiteren Sprung. Zwei Gründe gibt es dafür: Der Konzern rechnet damit, dass die Weltwirtschaft sich nach dem Corona-Crash deutlich erholen wird. Und das Paketgeschäft werde weiterhin zulegen. „Ich sehe kein Abreißen des Wachstums hinter die Vor-Corona-Zeit“, sagte Appel. Gerade kleine und mittlere Unternehmen würden immer mehr auf digitalen Versandhandel setzen, auch der Versand per Flugzeug sei ein Wachstumsgeschäft, weshalb die Post acht neue Boeing-Jets bestellte. Appel berichtete, dass der Konzern gut im Rennen liege, die verschiedenen Corona-Impfstoffe zu verteilen. „Wir werden eine Menge Flüge durchführen.“Er bestätigte allerdings, dass die Post ausgerechnet in NRW den Impfstoff nicht zu den Impfzentren bringen werde, obwohl das Unternehmen ja in Bonn sitzt. Das ist der nicht ganz unwichtige Schönheitsfehler des abgelaufenen Jahres.
Appel gab sich optimistisch, dass die Weltgemeinschaft die Corona-Krise schneller überwinden werde, als viele denken. In Asien sehe er schon viele Anzeichen für eine Normalisierung des Lebens und der Wirtschaft. In Europa und den USA werde die Steigung der Zahlen der Impfungen wohl die Wende bringen, so der promovierte Naturwissenschaftler: „Wir werden zuerst ein Hochfahren der produzierten Impfmengen sehen. Wir werden dann auch höhere Lagerbestände haben. Und dann wird es ein Hochfahren der Impfungen geben.“