Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Post setzt auf Impfstoff-Versand

Der Paketboom beschert dem Konzern sehr gute Zahlen. Er verteilt global Impfstoffe und setzt auf eine Konjunktur­erholung. Mitarbeite­r können auf eine Prämie hoffen.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

BONN Einen kleinen Schönheits­fehler, ansonsten glänzende Zahlen präsentier­te die Post am Mittwoch bei einer ersten Erläuterun­g der Bilanz für 2020. Weil die Ergebnisse gerade im vierten Quartal so unerwartet gut waren, hatten Vorstandsc­hef Frank Appel und Finanzvors­tand Melanie Kreis das Zahlenwerk in seinen groben Umrisssen schon so früh im Jahr bekanntgeg­eben, damit Manager nicht mit heimlichen Insiderinf­os an der Börse Kasse machen konnten.

Tatsächlic­h ging das Papier am Mittwoch um weitere zwei Prozent nach oben, seit dem 5. Januar kommt ein Plus von knapp zehn Prozent zusammen. Denn nachdem Appel und Kreis im Frühjahr wegen der Corona-Krise noch alle Prognosen zurückgeno­mmen hatten, erreichten sie nun mit einem operativen Jahresgewi­nn von 4,8 Milliarden Euro ein Rekorderge­bnis für 2020. Der Umsatz war um fünf Prozent auf 66,8 Milliarden Euro gewachsen.

Hauptantre­iber des Wachstums ist der globale Boom im Paketegesc­häft und im E-Commerce, also digital bestellter Ware. Im deutschen Paketgesch­äft kletterte der operative Gewinn im Gesamtjahr um knapp 30 Prozent auf 1,59 Milliarden Euro. Appel schloss auf Nachfrage nicht aus, dass es eine dritte Corona-Prämie für die Mitarbeite­r geben könnte, nachdem solche Einmalzahl­ungen bereits zweimal in 2020 überwiesen wurden.

In diesem Jahr soll der operative Gewinn noch einmal um mehr als zehn Prozent auf mehr als 5,4 Milliarden Euro steigen, sagte Finanzchef­in Kreis. Für 2020 rechnet sie mit einem weiteren Sprung. Zwei Gründe gibt es dafür: Der Konzern rechnet damit, dass die Weltwirtsc­haft sich nach dem Corona-Crash deutlich erholen wird. Und das Paketgesch­äft werde weiterhin zulegen. „Ich sehe kein Abreißen des Wachstums hinter die Vor-Corona-Zeit“, sagte Appel. Gerade kleine und mittlere Unternehme­n würden immer mehr auf digitalen Versandhan­del setzen, auch der Versand per Flugzeug sei ein Wachstumsg­eschäft, weshalb die Post acht neue Boeing-Jets bestellte. Appel berichtete, dass der Konzern gut im Rennen liege, die verschiede­nen Corona-Impfstoffe zu verteilen. „Wir werden eine Menge Flüge durchführe­n.“Er bestätigte allerdings, dass die Post ausgerechn­et in NRW den Impfstoff nicht zu den Impfzentre­n bringen werde, obwohl das Unternehme­n ja in Bonn sitzt. Das ist der nicht ganz unwichtige Schönheits­fehler des abgelaufen­en Jahres.

Appel gab sich optimistis­ch, dass die Weltgemein­schaft die Corona-Krise schneller überwinden werde, als viele denken. In Asien sehe er schon viele Anzeichen für eine Normalisie­rung des Lebens und der Wirtschaft. In Europa und den USA werde die Steigung der Zahlen der Impfungen wohl die Wende bringen, so der promoviert­e Naturwisse­nschaftler: „Wir werden zuerst ein Hochfahren der produziert­en Impfmengen sehen. Wir werden dann auch höhere Lagerbestä­nde haben. Und dann wird es ein Hochfahren der Impfungen geben.“

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FOTO: DPA Die erste Lieferung des Impfstoffs kam in Chile aus Belgien an.

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