Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Haarige Bundesliga

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Machen wir uns nichts vor: Auch für junge Leute sind die Einschränk­ungen und Folgen der Corona-Pandemie schwer, auch wenn die Risiken mit dem Alter steigen. Wer jung ist, will das Leben genießen. Profi-Fußballern geht es da nicht anders als anderen jungen Erwachsene­n.

Aber sie müssen häufig schon mit Anfang 20 damit leben, dass ihnen die Öffentlich­keit beim Älterwerde­n zuschaut – und sie plötzlich Vorbilder werden für Kinder, die ihre Trikots tragen. Das ist nicht immer leicht. Dennoch ist nicht nachvollzi­ehbar, dass für manche offenbar selbst in einer Pandemie die eigene Frisur wichtiger ist als ein Mindestmaß an Solidaritä­t.

Der Zentralver­band des Deutschen Friseurhan­dwerks kritisiert­e in einem offenen Brief an den Deutschen Fußball-Bund, dass viele Profis mit frisch geschnitte­nen Haaren auf dem Platz zu sehen seien: „Viele Friseurbet­riebe sind in ihrer Existenz bedroht, Beschäftig­te und Betriebsin­haber müssen derzeit mit Kurzarbeit­ergeld oder ganz ohne Einkommen zurechtkom­men.“Der Unmut gegenüber topgestylt­en Fußballern, und in der Folge Kundenanru­fen, die zu Schwarzarb­eit und Regelverst­ößen überreden wollen, wachse.

Es ist ein Privileg, dass die Bundesliga trotz Pandemie spielen kann, dass man es sich leisten kann, Spieler regelmäßig zu testen. Gerade da müssen die Spieler noch stärker darauf achten, die geltenden Regeln einzuhalte­n – denn Verstöße beschädige­n nicht nur das ohnehin angeschlag­ene öffentlich­e Bild der Bundesliga, letztlich gefährdet man auch immer die Gesundheit der eigenen Mitspieler, denn Fußball kann nicht im Homeoffice stattfinde­n.

Der Fußball spielt momentan unter Ausschluss des Publikums. In normalen Zeiten sind Stadien ein Pilgerort für nahezu alle gesellscha­ftlichen Schichten. Doch es gibt keine Garantie, dass all diese Menschen am Ende auch wieder kommen. Die aktuell erzwungene Distanz kann zu einer Entfremdun­g führen, weil die Menschen plötzlich merken, dass sie den Sport zwar lieben, aber nicht mehr das, was einige im Zirkus Bundesliga so treiben. Selbst kleine Dinge können da einen Unterschie­d machen – und sei es nur die Frisur.

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