Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Spedition testet Brennstoffzellen-Lkw
Das emissions- und geräuscharme Fahrzeug wurde von ABC Logistik im Stadtverkehr eingesetzt.
DÜSSELDORF Es wirkt, als wäre irgendetwas undicht am Lkw. Auch nachdem der 27-Tonnen-Koloss abgestellt wurde, tropft es aus dem Auspuff. „Das ist völlig normal“, sagt Christian Döhm. „So ein mit einer Wasserstoff-Brennstoffzelle angetriebenes Fahrzeug produziert als einzige Emission Wasser.“Damit ist auch der althergebrachte Begriff Auspuff strenggenommen nicht korrekt. Döhm ist bei der Spedition ABC-Logistik im Düsseldorfer Hafen angestellt und war Teil des Testteams für das 230 Kilowatt (ca. 320 PS) starke Fahrzeug.
Im Praxistest sollte der emissionsfreie Schwertransporter zeigen, was er schon so drauf hat. Die Europäische Union förderte den „H2Share“genannten Praxistest an sechs Standorten in vier Ländern mit 1,69 Millionen Euro. Ziel des Projektes ist es, die Entwicklung eines Marktes für emissionsfreie Schwerlastfahrzeuge mit Wasserstoffantrieb zu fördern und praktische Erfahrungen in verschiedenen Regionen Nord-West-Europas zu sammeln.
Düsseldorf war die letzte der sechs Teststationen und die einzige in der Bundesrepublik. „Eigentlich war Stuttgart als Teststandort geplant. Aber dort konnte keine Wasserstoff-Tankstelle implementiert werden“, verrät ABC-Logistik-Inhaber Holger te Heesen. „In Düsseldorf haben wir eine Wasserstoff-Tankstelle in Reisholz. Damit war das Betanken im näheren Umfeld also möglich.“
Eingesetzt wurde der Lastwagen in erster Linie im innerstädtischen Lieferverkehr. „Dafür war das Fahrzeug aber zu groß und damit zu unhandlich. Die Brennstoffzelle und alle dazu gehörigen technischen Einrichtungen wie Batterien verlängern den normalen starren Lkw um eineinhalb Meter. Damit können wir keinen Anhänger mehr nutzen, weil das Fahrzeug dann zu lang würde. Im Fernlastverkehr kann man den Brennstoffzellen-Lkw nicht einsetzen, dafür reicht die Reichweite einfach noch nicht.“600 Kilometer sollte ein Lkw im Überlandverkehr ohne zu tanken schaffen. Theoretisch schafft die in den Niederlanden entwickelte Wasserstoffvariante aktuell 400 Kilometer. „In der Praxis unter Voll-Last und bei kalten Temperaturen waren es aber nur etwas mehr als 200 Kilometer“, sagt Döhm, „da ist also noch Luft nach oben.“Bei Testfahrten Richtung Wuppertal wurde eine weitere Schwäche deutlich. „Am Berg fehlt dem Truck noch der Wumms“, sagt Döhm.
Die Vorteile der neuen Technologie liegen aber auf der Hand. Keine
Emissionen (Ruß, CO2) und damit weniger Umweltverschmutzung und kaum Lärmbelästigung, weil die Brennstoffzelle Energie für einen Elektromotor liefert. Die neue Technik ist zudem langlebiger, benötigt weniger Wartung und ist damit auch ressourcenschonender als die üblichen Diesel-Lkw.
„Ich würde Brennstoffzellen-Fahrzeuge kaufen und einsetzen, wenn sie denn die verschiedenen Anforderungen für die jeweiligen Transportbedingungen erfüllen würden“, sagt te Heesen. „Wir würden uns auch eine mobile Wasserstoff-Tankstelle auf unser Gelände stellen, um dem Tankproblem aus dem Wege zu gehen. Die Wasserstoff-Tankstellen-Infrastruktur in Deutschland ist ja noch deutlich ausbaufähig.“Mit anderen Worten: Für den innerstädtischen Lieferverkehr müsste das Brennstoffzellen-Fahrzeug kleiner und wendiger sein, für den Fernlastverkehr dagegen leistungsstärker und mit mehr Reichweite.
Auf die weitere zielführende Entwicklung ist te Heesen gespannt. Er führt seit der Gründung der ABC Logistik im Jahr 1997 das Unternehmen mit Nachhaltigkeitsprinzipien. So gibt es beispielsweise kein Plastikgeschirr, das Unternehmen setzt bereits E-Fahrzeuge ein und auf den Firmendächern sind Photovoltaikanlagen installiert. Zudem beteiligt sich die Firma immer wieder an technischen und sozialen Forschungsprojekten – wie eben jetzt an „H2Share“.