Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Runder Tisch für Barrierefreiheit in Eller
Die Politiker sind sich einig: Hochbahnsteige würden die schmale Gumbertstraße zerstören. Sie haben schon alternative Ideen.
STADTBEZIRK 8 Die Politik im Stadtbezirk 8 ist sich zumindest in einem Punkt einig: Es muss sich etwas tun beim Thema Verkehr. Ob ÖPNV, Auto- oder Fahrradverkehr – 2021 werden die Bezirksvertreter für Eller, Lierenfeld, Unterbach und Vennhausen einen Blick auf die Straßen im Bezirk haben.
Straßen Vor Ausbruch der Corona-Pandemie hat der Stadtbezirk 8 stark auf seinen Hauptstraßen, aber auch auf kleinen Nebenstraßen stark unter dem Durchgangsverkehr gelitten. Als die dritte Umweltspur hinter der A46-Ausfahrt Zentrum/Universität eröffnet wurde, wichen viele Pendler aus dem Süden aus, fuhren stattdessen durch Unterbach, Eller, Lierenfeld und Vennhausen. Auch wenn die Umweltspuren wohl bald Geschichte sind, hat sich die neue Bezirksbürgermeistern Dagmar von Dahlen (CDU) „die Verbesserung der Verkehrsflüsse in unserem Stadtbezirk“auf den Zettel genommen.
Ihre Stellvertreterin, Susanne Ott (Grüne), drückt es ein bisschen radikaler aus: Sie will den „Durchgangsverkehr verlangsamen mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten“, um so Wohngebiete zu schützen und die Lebensqualität zu verbessern. Dazu setzt sie sich für eine „grüne“Ampelschaltung für Fußgänger ein – „niemand soll mehr inmitten des fließenden Auto- und Lkw-Verkehrs auf Fußgängerinseln stehenbleiben müssen“, wie etwa auf der Bernburger Straße, der Vennhauser
Allee, Karl-Geusen-Straße und Am Turnisch. Eine ausgewogene Verkehrsplanung wünscht sich Bodo Schadrack von der FDP. Er will sich einsetzen für neue Straßen, die sowohl Platz haben für Autos, ÖPNV und das Fahrrad.
Fahrrad Beim Stichwort Fahrrad fordert Markus Dreist von der SPD eine deutlich bessere Infrastruktur und nennt als konkrete Beispiele den Lückenschluss an der Vennhauser Allee in Höhe der Endhaltestelle, den Fahrradweg sowie den Radweg auf der Karlsruher Straße/Werstener Feld. „Dass die Bürger uns bei der letzten Wahl nicht das Vertrauen geschenkt haben, das wir uns erwartet haben, liegt wohl auch zum großen Teil daran, dass wir in der Diskussion um die Verkehrswende die Alternativen zum Auto nicht in genügendem Ausmaß gefördert haben“, sagt Dreist.
ÖPNV An gleich mehreren Stellen hakt es im Stadtbezirk 8: Unterbach zum Beispiel hat bis heute keine anständige Anbindung an die Innenstadt. „Wir fordern eine Anschlussgarantie von der Vennhauser Allee nach Unterbach“, sagt Susanne Ott und Dagmar von Dahlen sucht nach Alternativen zum Bus „on demand“, der im vergangenen Jahr wieder abgeschafft wurde – bevor er überhaupt richtig gefahren ist. CDU und Grüne wollen außerdem die alte Straßenbahnlinie 707 reaktivieren, die auf den bereits vorhandenen Gleisen von der Vennhauser Allee über die Erkrather Straße und den Worringer Platz zum Hauptbahnhof fährt. Denn bisher gibt es keine barrierefreie und direkte Verbindung von Eller aus zum Hauptbahnhof.
Barrierefreies Eller Das liegt vor allem daran, dass das Eller Zentrum bis heute nicht barrierefrei ausgebaut ist. Dieses Manko haben alle Fraktionen auf dem Schirm und sind sich einig: „Barrierefreies Eller: Ja, aber ohne Hochbahnsteige auf der Gumbertstraße“, sagt Ott. Markus Dreist ist inzwischen besorgt um die Zukunft der Gumbertstraße, einmal wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie, „aber auch hinsichtlich der Maßnahmen zur Barrierefreiheit, die mit Stand heute viel zu gravierende Eingriffe in die Straße mit sich bringen“, sagt der Sozialdemokrat, der einen „Runden Tisch Gumbertstraße“zur Gestaltung und zur Zukunft der Geschäftsstraße vorschlägt.
Bauen Gespannt blickt Bodo Schadrack auf die Bauprojekte in Unterbach, deren Planung „jetzt in die heiße Phase gehen“, sagt Schadrack. Gerade die Bebauung am Breidenplatz zieht sich seit Jahren in die Länge, zuletzt stand das Projekt im November 2020 auf der Tagesordnung der Bezirksvertretung. Da meldeten die Grünen Beratungsbedarf an, weil sie prüfen lassen wollen, ob nicht doch ein Gestaltungswettbewerb möglich ist. „Wir erwarten, dass die B-Plan-Entwürfe endlich vorangehen“, sagt Bezirksbürgermeisterin Dagmar von Dahlen.
Wenn neue Wohnungen entstehen, „muss die gesamte öffentliche Infrastruktur wie beispielsweise Kitas, Schulen, Nahversorger und die Verkehrsanbindung von vornherein mitwachsen“, fordert Schadrack.
Kulturbahnhof Eller Das denkmalgeschützte Gebäude ist 148 Jahre alt. Seit 45 Jahren arbeiten dort Künstler, seit 38 Jahren finden regelmäßig Ausstellungen statt. Doch das Gebäude ist in die Jahre gekommen, stand zuletzt zwischen Verkauf und unbezahlbarer Sanierung. Dass die Rettung des Kulturbahnhofs nähergerückt ist, das freut Dreist, „auch wenn sie noch nicht in trockenen Tüchern ist“. Markus Dreist hofft, dass 2021 endlich die entsprechenden Gelder bereitgestellt werden, der Verbleib des Kulturbahnhofs in städtischer Hand festgeschrieben wird und „die Zukunft dieses Kleinods der Düsseldorfer Kunstszene gesichert ist“. Auch Susanne Ott will sich für eine rasche Sanierung starkmachen, „das hätte längst passieren müssen“, sagt sie.
Dies und das Wenn die Politik auf 2020 zurückblickt, gibt es einige Dinge, die gut gewesen sind im Stadtbezirk 8, wie „die Gestaltung des S-Bahnhofs Eller-Süd“, sagt Dagmar von Dahlen. Statt Schmierereien im Tunnel sind nun tolle Bilder mit Bezug zu Eller auf den Wänden und dem Treppenaufgang zu sehen. Für Markus Dreist war die Eröffnung des renaturierten Stücks der südlichen Düssel in Vennhausen ein Highlight.
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