Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Runder Tisch für Barrierefr­eiheit in Eller

Die Politiker sind sich einig: Hochbahnst­eige würden die schmale Gumbertstr­aße zerstören. Sie haben schon alternativ­e Ideen.

- VON NICOLE KAMPE

STADTBEZIR­K 8 Die Politik im Stadtbezir­k 8 ist sich zumindest in einem Punkt einig: Es muss sich etwas tun beim Thema Verkehr. Ob ÖPNV, Auto- oder Fahrradver­kehr – 2021 werden die Bezirksver­treter für Eller, Lierenfeld, Unterbach und Vennhausen einen Blick auf die Straßen im Bezirk haben.

Straßen Vor Ausbruch der Corona-Pandemie hat der Stadtbezir­k 8 stark auf seinen Hauptstraß­en, aber auch auf kleinen Nebenstraß­en stark unter dem Durchgangs­verkehr gelitten. Als die dritte Umweltspur hinter der A46-Ausfahrt Zentrum/Universitä­t eröffnet wurde, wichen viele Pendler aus dem Süden aus, fuhren stattdesse­n durch Unterbach, Eller, Lierenfeld und Vennhausen. Auch wenn die Umweltspur­en wohl bald Geschichte sind, hat sich die neue Bezirksbür­germeister­n Dagmar von Dahlen (CDU) „die Verbesseru­ng der Verkehrsfl­üsse in unserem Stadtbezir­k“auf den Zettel genommen.

Ihre Stellvertr­eterin, Susanne Ott (Grüne), drückt es ein bisschen radikaler aus: Sie will den „Durchgangs­verkehr verlangsam­en mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkei­ten“, um so Wohngebiet­e zu schützen und die Lebensqual­ität zu verbessern. Dazu setzt sie sich für eine „grüne“Ampelschal­tung für Fußgänger ein – „niemand soll mehr inmitten des fließenden Auto- und Lkw-Verkehrs auf Fußgängeri­nseln stehenblei­ben müssen“, wie etwa auf der Bernburger Straße, der Vennhauser

Allee, Karl-Geusen-Straße und Am Turnisch. Eine ausgewogen­e Verkehrspl­anung wünscht sich Bodo Schadrack von der FDP. Er will sich einsetzen für neue Straßen, die sowohl Platz haben für Autos, ÖPNV und das Fahrrad.

Fahrrad Beim Stichwort Fahrrad fordert Markus Dreist von der SPD eine deutlich bessere Infrastruk­tur und nennt als konkrete Beispiele den Lückenschl­uss an der Vennhauser Allee in Höhe der Endhaltest­elle, den Fahrradweg sowie den Radweg auf der Karlsruher Straße/Werstener Feld. „Dass die Bürger uns bei der letzten Wahl nicht das Vertrauen geschenkt haben, das wir uns erwartet haben, liegt wohl auch zum großen Teil daran, dass wir in der Diskussion um die Verkehrswe­nde die Alternativ­en zum Auto nicht in genügendem Ausmaß gefördert haben“, sagt Dreist.

ÖPNV An gleich mehreren Stellen hakt es im Stadtbezir­k 8: Unterbach zum Beispiel hat bis heute keine anständige Anbindung an die Innenstadt. „Wir fordern eine Anschlussg­arantie von der Vennhauser Allee nach Unterbach“, sagt Susanne Ott und Dagmar von Dahlen sucht nach Alternativ­en zum Bus „on demand“, der im vergangene­n Jahr wieder abgeschaff­t wurde – bevor er überhaupt richtig gefahren ist. CDU und Grüne wollen außerdem die alte Straßenbah­nlinie 707 reaktivier­en, die auf den bereits vorhandene­n Gleisen von der Vennhauser Allee über die Erkrather Straße und den Worringer Platz zum Hauptbahnh­of fährt. Denn bisher gibt es keine barrierefr­eie und direkte Verbindung von Eller aus zum Hauptbahnh­of.

Barrierefr­eies Eller Das liegt vor allem daran, dass das Eller Zentrum bis heute nicht barrierefr­ei ausgebaut ist. Dieses Manko haben alle Fraktionen auf dem Schirm und sind sich einig: „Barrierefr­eies Eller: Ja, aber ohne Hochbahnst­eige auf der Gumbertstr­aße“, sagt Ott. Markus Dreist ist inzwischen besorgt um die Zukunft der Gumbertstr­aße, einmal wegen der Auswirkung­en der Corona-Pandemie, „aber auch hinsichtli­ch der Maßnahmen zur Barrierefr­eiheit, die mit Stand heute viel zu gravierend­e Eingriffe in die Straße mit sich bringen“, sagt der Sozialdemo­krat, der einen „Runden Tisch Gumbertstr­aße“zur Gestaltung und zur Zukunft der Geschäftss­traße vorschlägt.

Bauen Gespannt blickt Bodo Schadrack auf die Bauprojekt­e in Unterbach, deren Planung „jetzt in die heiße Phase gehen“, sagt Schadrack. Gerade die Bebauung am Breidenpla­tz zieht sich seit Jahren in die Länge, zuletzt stand das Projekt im November 2020 auf der Tagesordnu­ng der Bezirksver­tretung. Da meldeten die Grünen Beratungsb­edarf an, weil sie prüfen lassen wollen, ob nicht doch ein Gestaltung­swettbewer­b möglich ist. „Wir erwarten, dass die B-Plan-Entwürfe endlich vorangehen“, sagt Bezirksbür­germeister­in Dagmar von Dahlen.

Wenn neue Wohnungen entstehen, „muss die gesamte öffentlich­e Infrastruk­tur wie beispielsw­eise Kitas, Schulen, Nahversorg­er und die Verkehrsan­bindung von vornherein mitwachsen“, fordert Schadrack.

Kulturbahn­hof Eller Das denkmalges­chützte Gebäude ist 148 Jahre alt. Seit 45 Jahren arbeiten dort Künstler, seit 38 Jahren finden regelmäßig Ausstellun­gen statt. Doch das Gebäude ist in die Jahre gekommen, stand zuletzt zwischen Verkauf und unbezahlba­rer Sanierung. Dass die Rettung des Kulturbahn­hofs nähergerüc­kt ist, das freut Dreist, „auch wenn sie noch nicht in trockenen Tüchern ist“. Markus Dreist hofft, dass 2021 endlich die entspreche­nden Gelder bereitgest­ellt werden, der Verbleib des Kulturbahn­hofs in städtische­r Hand festgeschr­ieben wird und „die Zukunft dieses Kleinods der Düsseldorf­er Kunstszene gesichert ist“. Auch Susanne Ott will sich für eine rasche Sanierung starkmache­n, „das hätte längst passieren müssen“, sagt sie.

Dies und das Wenn die Politik auf 2020 zurückblic­kt, gibt es einige Dinge, die gut gewesen sind im Stadtbezir­k 8, wie „die Gestaltung des S-Bahnhofs Eller-Süd“, sagt Dagmar von Dahlen. Statt Schmierere­ien im Tunnel sind nun tolle Bilder mit Bezug zu Eller auf den Wänden und dem Treppenauf­gang zu sehen. Für Markus Dreist war die Eröffnung des renaturier­ten Stücks der südlichen Düssel in Vennhausen ein Highlight.

Lierenfeld

Vennhausen

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RP-FOTO: END Schon heute ist die Gumbertstr­aße viel zu schmal für den Verkehr, den sie aufnehmen muss. Die Politik sieht keinen Platz für Hochbahnst­eige.
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Susanne Ott, Christian Rütz, Dagmar von Dahlen und Holger-Michael Arndt (v.l.) kooperiere­n schwarz-grün wieder.

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