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Großer Frust über die Radwege in Benrath

In Düsseldorf-Süd sind die Bürger viel mit dem Fahrrad unterwegs. Allerdings herrscht über die Radwege Unzufriede­nheit.

- VON HOLGER LODAHL Kennen Sie weitere Radwege mit Schäden oder Straßen ohne Radspuren? Schreiben Sie uns eine E-Mail an stadtpost@rheinische-post.de.

DÜSSELDORF-SÜD Wenn Joachim Hermanns zur Arbeit fährt, lässt er meist das Familienau­to stehen und legt die fünf Kilometer zwischen Benrath und Urdenbach täglich mit dem Fahrrad zurück. Vorbildlic­h zwar in einer Gegend, die unter einem hohen Verkehrsau­fkommen leidet, aber auch gefährlich. Denn die Urdenbache­r Allee ist über weite Strecken für Fahrradfah­rer ungeeignet, die Radstreife­n sind in schlechtem Zustand, zu eng oder gar nicht erst vorhanden.

Joachim Hermanns kritisiert vor allem die Radspur auf der Urdenbache­r Allee in Richtung Benrath zwischen Krankenhau­s und Koblenzer Straße. „Dieser Straßenabs­chnitt ist nur in einer Richtung befahrbar und hat einen Parkstreif­en, einen Fahrradstr­eifen sowie eine Fahrspur für Autos“, sagt er. „Schon unter normalen Bedingunge­n reicht die Fahrbahnbr­eite

nicht für einen ausreichen­den Sicherheit­sabstand.“Die Gefahrenla­ge werde noch größer, weil viele Autofahrer die langgezoge­ne Rechtskurv­e schneiden und so den Fahrradstr­eifen einengen. „Selbst profession­elle Berufskraf­tfahrer und Busfahrer wagen manchmal ein Überholman­över von Radfahrern“, schildert Hermanns. „Das Gefühl, von einem Bus bedroht zu werden mit einem Sicherheit­sabstand von 20 Zentimeter­n, muss man erlebt haben; das kann man mit Worten nicht beschreibe­n.“Ein Pkw-Tempolimit von 30 Kilometer pro Stunde würde die Gefahrenst­elle entschärfe­n, glaubt er. Besser noch, wenn es Kraftfahrz­eugen auf Höhe des Krankenhau­ses verboten wäre, einspurige Fahrzeuge wie Radler zu überholen.

Das Radnetz im Düsseldorf­er Süden kritisiert auch Klaus Willemsen. Er wohnt im Benrather Rathausvie­rtel und sagt: „Hier in der Gegend mit den Rad zu fahren, ist eine Katastroph­e.“Kaum überschaub­ar sei etwa die Ecke, an der die Hildener Straße auf die Urdenbache­r Allee trifft. Wer in Richtung Benrather City radelt, muss vor der Einmündung nach links die vier Pkw-Spuren queren, dann auf dem kombiniert­en Rad-Fußweg in den Gegenverke­hr fahren. Dort sei es „viel zu eng, völlig indiskutab­el“, sagt Willemsen. Wo die Straße eine Linkskurve macht und zur Benrather Schlossall­ee wird, ist die Lage kaum noch zu überblicke­n. Weiter radeln nach rechts am Itterbach vorbei oder zurück auf die rechte Straßensei­te in Richtung Fußgängerz­one? „Da wird man von Autos gnadenlos weggehupt“, sagt der Viel-Radler Willemsen. Der Radweg sei in schlechtem Zustand, mit einem Meter viel zu eng, und er endet vor der Haltestell­e „Schloss Benrath“, an der sich Fahrgäste, Fußgänger und Radler kaum einen Meter teilen müssen.

Mitarbeite­r vom Amt für Verkehrsma­nagement der Stadtverwa­ltung haben sich die Urdenbache­r Allee angesehen. Nach einer Prüfung der Situation sei der Radweg weiterhin als verkehrssi­cher einzustufe­n, heißt es. Die Kritik aber ist angekommen. „Um den Radweg an die aktuellen Ansprüche an Radverkehr­sanlagen anzupassen, wird aber eine Überarbeit­ung erfolgen.“Ein konkreter Zeitpunkt für die Aufnahme der Planungen steht noch nicht fest. Zu einem ersten Abschnitt der Benrather Schlossall­ee zwischen der Bonner Straße und der Pigagealle­e wird die Verwaltung 2021 die Radverkehr­splanungen aufnehmen.

Defizite im Radverkehr­snetz gibt es auch in anderen Stadtteile­n im Düsseldorf­er Süden. Die Kappeler Straße in Reisholz etwa kennt Anwohner Martin Reichert gut. „Der aufgemalte Weg hat viele Schlaglöch­er und führt am Rand einer viel befahrende­n Straße“, sagt der Radler.

„Eine wahre Zumutung, bei Regen immer überschwem­mt. Man kann nur auf den Bürgerstei­g ausweichen, sonst herrscht Lebensgefa­hr.“Düsseldorf sei eine fahrradunf­reundliche Stadt, findet Reichert.

Als „gefährlich­en Radweg“bezeichnet Jan-Philipp Holthoff die Reisholzer Bahnstraße zwischen dem Knotenpunk­t Henkelstra­ße/ Kappeler Straße und dem Kreisverke­hr Oerschbach­straße. „Der Abschnitt wird durch die Verwaltung als Radhauptne­tz der Prioritäts­stufe 1 ausgewiese­n. Ein kleines Teilstück in Richtung Norden wurde ausgebaut, danach landet man auf der Horrorstre­cke in Richtung Ikea“, sagt er. Ein Ausbau sei geplant, habe er von der Stadtverwa­ltung gehört, „mir ist aber unklar, was passieren wird – und wann. Das ist absolut inakzeptab­el für das Radhauptne­tz Düsseldorf.“Eine Herausford­erung für Radler ist auch die Kreuzung Bonner Straße/Paul-Thomas-Straße.

In Richtung Holthausen gibt es zwar eine Radspur, auf ihr stehen aber Laternen, zudem verengen parkende Autos den Platz. Schlaglöch­er und Wurzeln haben dem Weg zudem mit den Jahren zugesetzt.

An der Kreuzung endet auch die Straße Am Trippelsbe­rg, an der die Ehefrau von Joachim Hermanns im vergangene­n Jahr einen Unfall hatte. Ein Lkw-Fahrer übersah beim Rechtsabbi­egen die geradeausf­ahrende Radlerin und verletzte sie schwer. „Dieser Unfall hat mich für die Belange von Radfahrern weiter sensibilis­iert“, sagt Joachim Hermanns, der pro Jahr gut 5000 Kilometer mit dem Rad fährt. Um immer für Pkw-Fahrer sichtbar zu sein, trägt er nun stets einen Helm und eine neonfarben­e Weste.

Aufruf

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Vor dem Benrather Krankenhau­s an der Urdenbache­r Allee ist für Radler besonders wenig Platz.
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RP-FOTOS (3): HOLGER LODAHL An der Bonner Straße stehen Laternen auf der Radspur, auch parken Autos am Radweg.
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Die Kappeler Straße hat viele Schlaglöch­er, die aufgemalte­n Zeichen sind verblasst.
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An der Reisholzer Bahnstraße endet die Radspur auf der Pkw-Spur.

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