Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Wie Elisabeth B. fast auf den Enkeltrick reinfiel

Protokoll Die Polizei wurde auch informiert.

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NEUSS Ich hatte ein furchtbare­s Enkeltrick­erlebnis. Mittags um 14 Uhr, ich hatte mich gerade zum Mittagssch­läfchen hingelegt, klingelte am Dienstag das Telefon. Ein Mann war am Telefon, der furchtbar schluchzte und weinte. So schlimm – ich habe den erst gar nicht verstanden. „Ja, wer ist denn da?“habe ich gefragt und irgendwann sagte der „Ich bin´s, der Lars.“Ob ich den Namen vielleicht selber gesagt habe, wie ein Polizist nachher meinte, weiß ich gar nicht mehr zu sagen. Ich konnte ja gar nicht mehr klar denken. Es war schrecklic­h. Also dass man als alter Mensch so unter Druck gesetzt wird, finde ich schlimm.

Also dieser Mann gab sich als mein Enkel aus. Ich habe sieben, und der jüngste davon heißt wirklich Lars. Also dieser Lars erzählte mir eine fürchterli­che Geschichte. Er sei auf dem Weg zu mir gewesen, sagt er. Nachher fiel mir ein, dass das gar nicht stimmen konnte. Denn ich kenne meine Enkel, habe einen guten Kontakt zu ihnen – und natürlich melden sie sich an, wenn sie vorbeischa­uen wollen. Aber in der Situation war ich so durcheinan­der, da ist mir das gar nicht aufgefalle­n. Also dieser Lars sagte, er habe einen Unfall gehabt und dabei eine Frau tot gefahren. Fürchterli­ch. Er hätte ihr die Vorfahrt genommen. Und geweint hat er dabei! Also, das müssen Schauspiel­er sein.

Jetzt sitze er in Duisburg bei der Polizei. Sagt er. Ich frage: „Hast du denn deine Mutter schon angerufen?“Das ist meine Tochter. Er darauf: „Mir steht doch nur ein Anruf zu.“Und da hätte er sich an mich gewandt, weil er mich ja habe besuchen wollen. Und dann sagt er noch ganz dringlich: „Oma, du darfst keinem was sagen“. Und ausgefragt hat er mich. Ich war so aufgeregt und durcheinan­der. Aber dann sagt er auf einmal, der Staatsanwa­lt käme gleich und dann müsste er eine Kaution hinterlege­n oder ein halbes Jahr ins Gefängnis. Also, da hat es bei mir Klick gemacht und ich habe sofort aufgelegt. Ich musste dann erst mal durchatmen, dann habe ich meiner Tochter eine Whatsapp geschriebe­n.

Dass mein Enkel irgendwo meinen Namen erwähnt hat, glaube ich nicht. Die Polizei glaubt auch eher, dass die Betrüger auf mich gekommen sind, weil sie die Telefonbüc­her nach Vornamen durchsuche­n, die früher in Mode waren. So wie Elisabeth.

Aber man muss aufpassen und misstrauis­ch sein. Und man muss andere warnen.

Christoph Kleinau protokolli­erte das Gespräch.

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FOTO: WOI Elisabeth B. (84) wäre fast auf den Enkeltrick hereingefa­llen.

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