Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Wenn die Bar zum Restaurant wird

Christian Rummel hat das Konzept von Leo‘s Weinbar umgestellt und bietet Speisen aus Österreich an.

- VON DANINA ESAU RP-FOTO: ANNE ORTHEN

BÜDERICH Eigentlich wollte Christian Rummel eine Weinbar eröffnen. Kleine Speisen und Häppchen sollte es geben, so etwas wie Austro-Tapas zum Beispiel, österreich­ische Käseund Wurstspezi­alitäten. Im Januar 2019 machte er Leo‘s Bar am Deutschen Eck in Büderich auf. Das erste Jahr lief ziemlich gut, auch, weil er mit seinem Konzept eine Monopolste­llung innehatte: Kneipen gab es in Meerbusch zwar viele, Weinbars hingegen nicht. Vereinzelt­e Gerichte bot er auf der Speisekart­e an, doch der Hauptfokus lag auf den verschiede­nen Weinsorten aus Deutschlan­d, Österreich und Italien.

Und dann kam Corona. Und die Realisieru­ng, dass das Geld durch den Verkauf von Wein am Ende des Monats nicht ausreicht. „Ich musste ja auch meine Mitarbeite­r bezahlen“, sagt Rummel. Kurzerhand schmiss er sein Konzept um und rückte sein Restaurant in den Vordergrun­d. Mit seinem Geschäftsf­reund Gerald Wulz besprach er die neue Speisekart­e. Die Umstellung war kein Problem für den Kärntner, der seitdem feine Köstlichke­iten zaubert — vom Wienerschn­itzel, über Wirsingrou­laden mit Kartoffels­tampf bis hin zu Entenkeule und Kürbiskrau­t. Zum Nachtisch gibt es in österreich­ischer Manier Kaiserschm­arrn und Apfelstrud­el. Ein weiteres Alleinstel­lungsmerkm­al: „Es gibt in Meerbusch kein österreich­isches Restaurant, und in Düsseldorf nur das Lokal Rubens.“

Das Besondere am neu ausgearbei­teten Konzept: Es gibt keine feste Speisekart­e, sondern täglich wechselnde Menüs. Der Koch spricht jedes Menü mit seinen Gästen persönlich ab und kreiert ein individuel­les Gericht. Obwohl er in seinem Restaurant nur 22 der insgesamt 50 Plätze belegen durfte, lief der Sommer ziemlich gut. An den Wochenende­n

war das Lokal immer ausgebucht. „Die Meerbusche­r gehen gerne essen und wir treffen mit unserer Küche auf positive Resonanz“, sagt er.

Und dann kam der zweite Lockdown. Schon wieder musste das Restaurant geschlosse­n und das Konzept geändert werden. „Wir sind mittlerwei­le Meister der Improvisat­ion“, sagt Rummel. Die Gerichte gibt es jetzt als Take-Away zu bestellen. Da die persönlich­e Absprache mit dem Koch telefonisc­h zu umständlic­h ist, musste auch die Speisekart­e geändert werden. „Wiener Schnitzel und Kaiserschm­arrn gibt es aber immer noch. Und Sonderwüns­che dürfen auch geäußert werden“, sagt Rummel. Die Speisekart­e wechselt wöchentlic­h und wird auf der Facebook-Seite der Bar gepostet.

Darüber hinaus hat sich der Koch inzwischen auf Gulasch und Suppen spezialisi­ert. Diese werden nachhaltig in Einmachglä­ser verpackt und können einfach ausgeliefe­rt werden. Dafür musste ein extra Kühlschran­k her, der jetzt im Restaurant steht. „Viele greifen dann noch mal zu, wenn sie ihre Bestellung abholen“, sagt er. In der Vorweihnac­htszeit gab es Geschenkkö­rbe zu kaufen. Dazu hatte Rummel ein Warenpaket mit Soßen, Stollen, Weinen und anderen feinen Spezialitä­ten zusammenge­stellt.

Trotz seiner kreativen Ideen freut sich der Gastronom natürlich darauf, sein Lokal nach dem Lockdown wieder öffnen zu dürfen. Er ist eben auch stolz auf seine Räume und die Ausstattun­g. Immerhin hat er Tische, Stühle und Bänke selber nach Maß angefertig­t. An den Wänden hängen Werke des Meerbusche­r Künstlers Joe Brockerhof­f. Der große Holztisch, an dem sonst Geburtstag­e oder andere Feste gefeiert werden, ist ungenutzt. „Gemeinsam mit Dino Cappuccino haben wir diese Ecke aus dem Dornrösche­nschlaf geweckt und hoffen, dass wir das italienisc­hen Flair des Sommers bald wieder spüren können“, sagt der Inhaber.

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Küchenchef Gerald Wulz und Inhaber Christian Rummel bieten im Lockdown Gerichte zum Mitnehmen an.

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