Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ein Reformer tritt an

- VON BENJAMIN LASSIWE

Er ist ein Reformer: Als Mitarbeite­r im Reformbüro der EKD hat sich der neue rheinische Präses Thorsten Latzel intensiv mit der Frage beschäftig­t, wie die evangelisc­he Kirche fit für die Zukunft werden kann. Und als Akademiedi­rektor in Frankfurt am Main hat er eine traditions­reiche kirchliche Einrichtun­g neu profiliert.

Das sind gute Voraussetz­ungen, die der neue Präses der Evangelisc­hen Kirche im Rheinland mitbringt, um auch an der Spitze der 2,45 Millionen Gemeindegl­ieder zählenden Landeskirc­he erfolgreic­h zu sein. Denn die Landeskirc­he steht vor großen Herausford­erungen. Erst in dieser Woche wurde bekannt, dass die Kirchenste­uern aufgrund der Corona-Pandemie deutlich eingebroch­en sind. Und auch in Zukunft wird die Kirche wohl kleiner, ärmer und älter werden. Das erklärt gut, warum die Mitglieder der Landessyno­de mit einer derart deutlichen Mehrheit für Thorsten Latzel gestimmt haben: Denn in der momentanen Situation tut der Kirche ein Präses gut, der sich traut, alte Zöpfe abzuschnei­den, anzupacken und Dinge zu verändern. Es ist richtig, dass Latzel besonders auf die 20- bis 40-Jährigen zugehen will – denn gerade diese Generation tritt in Scharen aus der Kirche aus. Und Kinder, die in den Familien nicht mehr getauft werden, werden auch später im Leben nur höchst selten den Weg zur Kirche finden.

Wohltuend indes war am Donnerstag auch noch etwas anderes: Denn Latzel ist wie sein Vorgänger Manfred Rekowski für eine öffentlich sichtbare, aber auch für eine weltoffene, vor allem aber auf Beteiligun­g setzende evangelisc­he Kirche eingetrete­n. Womit er eine Haltung vertrat, die ihn und die Evangelisc­he Kirche im Rheinland dann doch deutlich vom ökumenisch­en Gegenüber, dem Erzbistum Köln und dessen Erzbischof Rainer Maria Woelki, unterschei­det.

BERICHT NEUER PRÄSES WILL „FREIEN GLAUBEN“..., KULTUR

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