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SPD will Transparen­z bei Van-Laack-Auftrag

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Die Polizei hatte einen Auftrag für Schutzmask­en ohne Ausschreib­ung vergeben. Jetzt ist der Ärger da.

DÜSSELDORF (frin) Da liegen sie nun – und das seit Wochen: 1,25 Millionen Mund-Nasen-Schutzmask­en hatte der Modeherste­ller Van Laack der Polizei im Dezember geliefert. Seither stehen die Kisten in einem Polizeibek­leidungsce­nter in Lünen. Doch während die Beamten weiter täglich zum Einsatz fahren, gelangen die Masken nicht zu den Beamten.

Schuld ist nicht die Qualität, sondern die offenbar allzu leichthänd­ige Auftragsve­rgabe des zuständige­n Landesamte­s für Zentrale Polizeilic­he Dienste (LZPD) in NRW. Dieses hatte zu Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 Masken bestellt und am 6. November noch einmal 1,25 Millionen Masken bei Van Laack nachgeorde­rt – diesmal jedoch trotz eines Gesamtvolu­mens von 1,9 Millionen Euro, ohne ein anderes Angebot einzuholen. Das hatte viel Ärger verursacht, über den am Donnerstag auch im Innenaussc­huss des Landtags diskutiert wurde.

Auf Antrag der Grünen hat das Innenminis­terium noch einmal den

Ablauf der Vergabe geschilder­t, die im Dezember in einem Rechtsstre­it vor der Vergabekam­mer mündete. Ende Dezember beschloss das LZPD auf Druck des Innenminis­teriums die Rückabwick­lung des Auftrags. Im Bericht wird die Vergabe mit der äußersten Dringlichk­eit begründet. Diese ist laut Gesetz etwa gegeben, wenn der öffentlich­e Auftraggeb­er Ereignisse nicht voraussehe­n konnte. In diesem Fall ist es ihm erlaubt, Aufträge ohne einen sogenannte­n Teilnahmew­ettbewerb zu vergeben. Andere Angebote müsste er aber eigentlich schon einholen. Auch das Argument der Dringlichk­eit sticht für Verena Schäffer, innenpolit­ische Sprecherin der Grünen im Landtag, im November nicht mehr. Die Vergabe des LZPD sei daher nicht nachvollzi­ehbar, der Rückzug durch das Innenminis­terium schlüssig.

„Man könnte angesichts der Rückabwick­lung des Auftrags auch von einem Schuldaner­kenntnis der Landesregi­erung sprechen“, sagt der Rechtsanwa­lt Thomas Mösinger. Er vertrat eine Unternehme­rin vor der Vergabekam­mer, die sich bei der Auftragsve­rgabe übergangen fühlte.

Der stellvertr­etende SPD-Fraktionsv­orsitzende Sven Wolf fordert, dass weitere Verträge über Aufträge an Van Laack aus dem Frühjahr offengeleg­t werden, um den Verdacht auszuräume­n, dass die Landesregi­erung etwas zu verbergen habe.

Hier sind die Fristen für ein Verfahren vor der Vergabekam­mer bereits verstriche­n. Im Masken-Fall könnte jedoch noch Schadeners­atz auf das Land zukommen. „Das wäre mehr als ärgerlich“, sagt Verena Schäffer. Van-Laack-Chef Christian von Daniels verzichtet momentan allerdings nach eigenen Angaben auf eine solche Forderung: „Solange es eine Möglichkei­t gibt, im Rahmen der Rückabwick­lung einen alternativ­en Käufer zu finden, entsteht kein Schaden.“Er setzt darauf, dass sich Van Laack auch bei der neuen Ausschreib­ung durchsetzt – und die Masken aus dem Lager in Lünen zum Einsatz kommen können.

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FOTO: DETLEF ILGNER Die Masken von Van Laack beschäftig­ten den Landtag.

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