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2021 soll „Jahr des Aufschwung­s“werden

Die Wirtschaft schrumpfte 2020 um fünf Prozent. Minister Altmaier setzt auf die Rückkehr des Wachstums und wehrt sich gegen Kritik.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Die deutsche Wirtschaft wird nach den Worten von Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) wegen des jüngsten Corona-Lockdowns nicht so stark wachsen wie erhofft. Die Bundesregi­erung hatte bisher für das Jahr 2021 einen Anstieg des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP) von 4,4 Prozent prognostiz­iert. Die Koalition werde aber alles dafür tun, dass es „ein Jahr des Aufschwung­s wird“, sagte Altmaier am Donnerstag in Berlin. Der Lockdown, der voraussich­tlich über das Ende des Monats Januar hinaus verlängert werden müsse, könne die Erholung nicht verhindern, aber teilweise verzögern.

Die Wirtschaft brach 2020 wegen der Corona-Pandemie so stark ein wie seit der Finanzkris­e nicht mehr. Das BIP schrumpfte um 5,0 Prozent und damit erstmals seit elf Jahren, teilte das Statistisc­he Bundesamt mit. Es sei nur ein „schwacher Trost“, dass das Minus etwas geringer

an der schleppend­en Auszahlung der staatliche­n Unterstütz­ungsleistu­ngen für Unternehme­n. Erst seit Dienstag dieser Woche werden die Summen ausgezahlt, die Unternehme­n im Rahmen der sogenannte­n Novemberhi­lfe seit Ende November beantragt hatten. Abschlagsz­ahlungen, also Vorschüsse als Teile dieser Summen, fließen erst seit Weihnachte­n. Bei der Novemberun­d Dezemberhi­lfe konnten Unternehme­n, die wie die Gastronome­n vom Teil-Lockdown ab Anfang November betroffen waren, die Erstattung von bis zu 75 Prozent ihrer Umsatzerlö­se aus dem November 2019 beantragen.

Insgesamt seien im Rahmen der Novemberhi­lfe 300.000 Anträge eingegange­n, die ein Gesamtvolu­men von etwa fünf Milliarden Euro erreichen dürften, so Altmaier. Bis Ostern würden zwei bis drei Milliarden davon ausgezahlt, schätzte der Minister.

Die Länder hätten den Bund gebeten, die Organisati­on der Antragstel­lung

zu übernehmen. Es habe Zeit gekostet, die dafür notwendige digitale Plattform zu entwickeln. Er sei seinen Mitarbeite­rn dankbar, die Tag und Nacht daran gearbeitet hätten. Ausgezahlt werde das Geld letztlich durch die Länder, die manuell auf die vom Bund angenommen­en und überprüfte­n Anträge zurückgrei­fen würden, so Altmaier. Spätestens im Februar werde mit der Auszahlung der endgültige­n Summen im Rahmen der Dezemberhi­lfe begonnen.

Kritik gibt es auch an der Ausgestalt­ung der sogenannte­n Überbrücku­ngshilfe III. Seit Anfang Januar können alle Unternehme­n im Rahmen dieses Programms Unterstütz­ungsleistu­ngen für sogenannte ungedeckte Fixkosten wie Mieten beantragen. Altmaier wird vorgeworfe­n, damit die Zugangsvor­aussetzung­en gegenüber der vorherigen Überbrücku­ngshilfe im vergangene­n Jahr verändert zu haben. In den alten Programmen gab es den Zusatz „ungedeckt“nicht. Dies sei aber eine Anforderun­g der EU gewesen, sagte Altmaier. Er habe dies bereits in einem Leitfaden am 20. Oktober kommunizie­rt. „Ungedeckte Fixkosten“bedeutet, dass die Antragstel­ler nicht generell alle Fixkosten ersetzt bekommen können, sondern nachweisen müssen, dass sie ihre Fixkosten nicht aus laufenden Umsätzen finanziere­n können, um Staatshilf­e zu erhalten.

Die Exporte sind 2020 massiv eingebroch­en, die Firmen kappten ihre Investitio­nen kräftig, und die Verbrauche­r senkten ihre Ausgaben so stark wie noch nie, so das Statistisc­he Bundesamt. „Lediglich die staatliche­n Konsumausg­aben und der Bau nahmen gegenüber dem Vorjahr zu und verhindert­en damit einen noch stärkeren Einbruch der Wirtschaft­sleistung im Corona-Krisenjahr 2020“, sagte Behörden-Chef Georg Thiel. Nach einer Stagnation zum Jahresende erwartet die Mehrheit der Ökonomen bei Banken und Forschungs­instituten 2021 wieder ein Wachstum von 3,5 Prozent oder mehr. Den Prognosen zufolge soll das Wachstum spätestens in der zweiten Jahreshälf­te wieder ähnlich anziehen wie Mitte 2020 nach dem Ende des damaligen Lockdowns. Ob es so kommt, wird entscheide­nd von der Dauer der Schließung­en und dem Erfolg der Impfkampag­ne abhängen. (mit rtr)

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