Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
In NRW wird Impfstoff produziert
In Halle entsteht eine Fertigung. Jeder hundertste Deutsche hat die erste Dosis erhalten.
BERLIN/DÜSSELDORF Dass die Gefahr, die vom Coronavirus ausgeht, trotz der bundesweit gestarteten Impfkampagne noch lange nicht gebannt ist und derzeit noch viele Fragen unbeantwortet sind, verdeutlicht eine Mitteilung des Paul-Ehrlich-Instituts vom Donnerstag: Darin geben die Forscher an, bisher zehn gemeldete Todesfälle, die kurz nach einer Corona-Impfung aufgetreten sind, zu prüfen. Zwar halten Experten des Instituts einen Zusammenhang mit der Immunisierung für eher unwahrscheinlich. „Aufgrund der Daten, die wir haben, gehen wir davon aus, dass die Patienten an ihrer Grunderkrankung gestorben sind – in zeitlich zufälligem Zusammenhang mit der Impfung“, sagte Brigitte Keller-Stanislawski, die zuständige Abteilungsleiterin für die Sicherheit von
Arzneimitteln und Medizinprodukten. Dennoch verdeutlicht diese Unsicherheit beispielhaft das Dilemma, in dem Forschende wie politische Entscheider in der momentanen Phase der Pandemie stecken. Derweil gab Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bekannt, dass mit etwa 840.000 Geimpften rund ein Prozent der deutschen Bevölkerung die erste Impfdosis bekommen habe. „Gleichzeitig sind wir noch in der schwersten Phase der Pandemie“, betonte Spahn.
Die Bundesregierung lotet derzeit aus, wo in Deutschland weitere Kapazitäten zur Impfstoff-Produktion ausgeschöpft werden könnten. Gesundheits-Staatssekretär Thomas Steffen hatte am 7. Januar eine Anfrage an die Verbände der Pharmaindustrie geschickt. Ein „Impfgipfel“mit Unternehmensvertretern ist in der Diskussion. Ein erster Erfolg dieser Anstrengungen wurde am Donnerstag bekannt: Zu der Ausweitung der Produktion von Corona-Impfstoffen trägt künftig ein Pharmawerk in Nordrhein-Westfalen bei.
Der US-Konzern Baxter wird in seinem Werk im westfälischen Halle den Impfstoff von Biontech und Pfizer produzieren. Baxter hat einen entsprechenden Auftrag erhalten. Die Produktion soll voraussichtlich im März starten. „Nach unseren Informationen werden derzeit alle Möglichkeiten eruiert und genutzt, um die Produktion von Impfstoffen zu erhöhen“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller, Jörg Wieczorek, unserer Redaktion. Es sei „grundsätzlich möglich, dass die Entwickler von Impfstoffen mit anderen Unternehmen kooperieren und auch selbst Lizenzen für die Herstellung des Impfstoffs übertragen. Im äußersten Fall können auch Zwangslizenzen erteilt werden“, sagte Wieczorek, auch wenn dieses Szenario nicht wahrscheinlich sei.