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Seniorenzentren wünschen sich Lockerungen
Die Altenheime in Düsseldorf dürften im Februar durchgeimpft sein. Die Landesregierung dämpft jedoch die Erwartungen.
DÜSSELDORF Fast 5000 Menschen leben in den 52 Düsseldorfer Seniorenzentren. Die Impfungen für sie und die Mitarbeiter der Einrichtungen werden jetzt intensiviert. Mitte Februar könnten die meisten Zentren durchgeimpft sein. Einige Betreiber wünschen sich dann Lockerungen, auch um der Vereinsamung entgegenzuwirken. Das zuständige Land NRW ist jedoch skeptisch.
In Haus Lörick fand am 27. Dezember die erste Impfaktion statt, alle zur Verfügung stehenden 180 Impfdosen wurden dort verabreicht. Es sei nicht einfach gewesen, genügend Freiwillige zu finden, sagt Geschäftsführer Norbert Molitor. Haus Lörick ist die größte Einrichtung in Düsseldorf, hier leben 480 Senioren, es gibt 160 Mitarbeiter. Die Aufklärungsgespräche hätten mittlerweile zu einer hohen Impfbereitschaft geführt, Molitor geht von 90 Prozent bei Bewohnern und Beschäftigten aus.
Am Sonntag erhalten 180 Bewohner ihre zweite Impfung, alle übrigen werden am 31. Januar erstmals gegen das Coronavirus geimpft. Um den 20. Februar herum könnte Haus Lörick herdenimmun sein. Die Schutzmaßnahmen laufen weiter, da Geimpfte das Virus weitertragen könnten. Laut Molitor schließt das gewisse Lockerungen aber nicht aus. „Beim Mittagessen haben wir von zwei auf vier Zeitfenster verdoppelt, jeder sitzt allein an seinem Tisch. Das könnte man dann ändern, sodass man zu dritt essen und sich dabei unterhalten könnte“, sagt der Geschäftsführer.
Zudem hat Haus Lörick einen Theatersaal mit 300 Sitzplätzen, in dem in normalen Zeiten Konzerte, Theaterstücke, Gottesdienste und Lesungen stattfinden. Einige Angebote wie Sprach- und Yogakurse werden jetzt im Hauskanal gestreamt – aber nichts wünschen sich die Bewohner sehnlicher als im Saal wieder gemeinsam Kultur zu genießen. Auch könnten sie wieder dem 50-köpfigen Chor des Hauses, den Löricker Lerchen, lauschen. Molitor sieht in dieser Aussicht eine besondere Motivation. „Die Freiheit wäre wieder größer, wir hätten viel vom alten Leben zurück.“
Auch in den Pflegeheimen der Diakonie schreiten die Impfungen voran: In fünf von acht Einrichtungen wurde bereits geimpft, in den restlichen drei Heimen findet die erste Impfung diese Woche statt. Mit der zweiten Impfung wird im Katharina-von-Bora-Haus, das den Auftakt gemacht hatte, nächste Woche begonnen. Von den Bewohnern, die nicht bereits eine Corona-Infektion durchlebt haben oder akut infiziert sind, haben sich laut einer Sprecherin 100 Prozent impfen lassen, bei den Mitarbeitern sind es 75 Prozent. Die Nachfrage steige, auch weil es keine akuten physischen Reaktionen bei den Geimpften gab. Die Bewohner vermissen laut Klaus Patzelt, der das Otto-Ohl-Haus der Diakonie in Garath leitet, Normalität, also die Teilnahme am Gesellschaftsleben. Ob nach der zweiten
Impfung wohnbereichsübergreifend Angebote stattfinden könnten, sei aber fraglich. Schließlich bestehe weiterhin Kontakt nach außen.
In den Seniorenzentren der Caritas soll sich ebenfalls zunächst nichts ändern. Die zweite Impfrunde findet dort um den 20. Januar statt, Ende Januar seien die stationären Einrichtungen durchgeimpft, sagt Sprecherin Stephanie Agethen. Veränderungen seien frühestens ab Februar zu erwarten. Auch dann sei es dafür aber vermutlich noch zu früh, sagt Agethen. „Die Impfungen schützen sicherlich vor einem sehr aggressiven Krankheitsverlauf, der bisher insbesondere bei den hochbetagten und bereits gesundheitlich angeschlagenen Senioren zu erkennen war.“Da aber die meisten Besucher noch keine Möglichkeit hatten, sich impfen zu lassen, bestehe weiterhin die Gefahr, dass das Virus in die Altenheime getragen werden könnte. Darum sollen Besucher weiterhin Schnelltests machen, Masken tragen und Abstand wahren.
Auch im Johannes-Höver-Haus am Rather Broich herrscht Unsicherheit über eine mögliche Lockerung der Corona-Regeln, berichtet Heimleiter Heiko Menken: „Wir haben noch nicht mal ansatzweise
eine Information vom Gesundheitsministerium dazu.“Darum soll es vorerst beim Masketragen und Abstandhalten bleiben, der große Gemeinschaftsraum könne weiterhin nicht genutzt werden – trotz der hohen Impfbereitschaft. 95 Prozent der Bewohner haben sich immunisieren lassen. „Gerade deshalb würden wir uns wünschen, dass sich etwas ändert“, sagt Menken.
Das NRW-Gesundheitsministerium befürwortet eine Unterscheidung zwischen geimpften und nicht geimpften Personen, wie sie im Haus Lörick vorgenommen werden könnte, allerdings nicht. „Dies würde ein Ungleichbehandlung der Bewohnerinnen und Bewohner bedeuten“, sagt ein Sprecher. Zudem seien die Infektionszahlen in den Heimen in NRW nach wie vor hoch, wenn auch sinkend. Es bleibe zunächst abzuwarten, bis sich der gewünschte Effekt durch die Impfung nachhaltig einstelle, bevor über eine Rückkehr zur Normalität in den Heimen nachgedacht werden könne.