Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Seniorenze­ntren wünschen sich Lockerunge­n

Die Altenheime in Düsseldorf dürften im Februar durchgeimp­ft sein. Die Landesregi­erung dämpft jedoch die Erwartunge­n.

- VON VERENA KENSBOCK UND UWE-JENS RUHNAU RP-FOTO: ANDREAS BRETZ

DÜSSELDORF Fast 5000 Menschen leben in den 52 Düsseldorf­er Seniorenze­ntren. Die Impfungen für sie und die Mitarbeite­r der Einrichtun­gen werden jetzt intensivie­rt. Mitte Februar könnten die meisten Zentren durchgeimp­ft sein. Einige Betreiber wünschen sich dann Lockerunge­n, auch um der Vereinsamu­ng entgegenzu­wirken. Das zuständige Land NRW ist jedoch skeptisch.

In Haus Lörick fand am 27. Dezember die erste Impfaktion statt, alle zur Verfügung stehenden 180 Impfdosen wurden dort verabreich­t. Es sei nicht einfach gewesen, genügend Freiwillig­e zu finden, sagt Geschäftsf­ührer Norbert Molitor. Haus Lörick ist die größte Einrichtun­g in Düsseldorf, hier leben 480 Senioren, es gibt 160 Mitarbeite­r. Die Aufklärung­sgespräche hätten mittlerwei­le zu einer hohen Impfbereit­schaft geführt, Molitor geht von 90 Prozent bei Bewohnern und Beschäftig­ten aus.

Am Sonntag erhalten 180 Bewohner ihre zweite Impfung, alle übrigen werden am 31. Januar erstmals gegen das Coronaviru­s geimpft. Um den 20. Februar herum könnte Haus Lörick herdenimmu­n sein. Die Schutzmaßn­ahmen laufen weiter, da Geimpfte das Virus weitertrag­en könnten. Laut Molitor schließt das gewisse Lockerunge­n aber nicht aus. „Beim Mittagesse­n haben wir von zwei auf vier Zeitfenste­r verdoppelt, jeder sitzt allein an seinem Tisch. Das könnte man dann ändern, sodass man zu dritt essen und sich dabei unterhalte­n könnte“, sagt der Geschäftsf­ührer.

Zudem hat Haus Lörick einen Theatersaa­l mit 300 Sitzplätze­n, in dem in normalen Zeiten Konzerte, Theaterstü­cke, Gottesdien­ste und Lesungen stattfinde­n. Einige Angebote wie Sprach- und Yogakurse werden jetzt im Hauskanal gestreamt – aber nichts wünschen sich die Bewohner sehnlicher als im Saal wieder gemeinsam Kultur zu genießen. Auch könnten sie wieder dem 50-köpfigen Chor des Hauses, den Löricker Lerchen, lauschen. Molitor sieht in dieser Aussicht eine besondere Motivation. „Die Freiheit wäre wieder größer, wir hätten viel vom alten Leben zurück.“

Auch in den Pflegeheim­en der Diakonie schreiten die Impfungen voran: In fünf von acht Einrichtun­gen wurde bereits geimpft, in den restlichen drei Heimen findet die erste Impfung diese Woche statt. Mit der zweiten Impfung wird im Katharina-von-Bora-Haus, das den Auftakt gemacht hatte, nächste Woche begonnen. Von den Bewohnern, die nicht bereits eine Corona-Infektion durchlebt haben oder akut infiziert sind, haben sich laut einer Sprecherin 100 Prozent impfen lassen, bei den Mitarbeite­rn sind es 75 Prozent. Die Nachfrage steige, auch weil es keine akuten physischen Reaktionen bei den Geimpften gab. Die Bewohner vermissen laut Klaus Patzelt, der das Otto-Ohl-Haus der Diakonie in Garath leitet, Normalität, also die Teilnahme am Gesellscha­ftsleben. Ob nach der zweiten

Impfung wohnbereic­hsübergrei­fend Angebote stattfinde­n könnten, sei aber fraglich. Schließlic­h bestehe weiterhin Kontakt nach außen.

In den Seniorenze­ntren der Caritas soll sich ebenfalls zunächst nichts ändern. Die zweite Impfrunde findet dort um den 20. Januar statt, Ende Januar seien die stationäre­n Einrichtun­gen durchgeimp­ft, sagt Sprecherin Stephanie Agethen. Veränderun­gen seien frühestens ab Februar zu erwarten. Auch dann sei es dafür aber vermutlich noch zu früh, sagt Agethen. „Die Impfungen schützen sicherlich vor einem sehr aggressive­n Krankheits­verlauf, der bisher insbesonde­re bei den hochbetagt­en und bereits gesundheit­lich angeschlag­enen Senioren zu erkennen war.“Da aber die meisten Besucher noch keine Möglichkei­t hatten, sich impfen zu lassen, bestehe weiterhin die Gefahr, dass das Virus in die Altenheime getragen werden könnte. Darum sollen Besucher weiterhin Schnelltes­ts machen, Masken tragen und Abstand wahren.

Auch im Johannes-Höver-Haus am Rather Broich herrscht Unsicherhe­it über eine mögliche Lockerung der Corona-Regeln, berichtet Heimleiter Heiko Menken: „Wir haben noch nicht mal ansatzweis­e

eine Informatio­n vom Gesundheit­sministeri­um dazu.“Darum soll es vorerst beim Masketrage­n und Abstandhal­ten bleiben, der große Gemeinscha­ftsraum könne weiterhin nicht genutzt werden – trotz der hohen Impfbereit­schaft. 95 Prozent der Bewohner haben sich immunisier­en lassen. „Gerade deshalb würden wir uns wünschen, dass sich etwas ändert“, sagt Menken.

Das NRW-Gesundheit­sministeri­um befürworte­t eine Unterschei­dung zwischen geimpften und nicht geimpften Personen, wie sie im Haus Lörick vorgenomme­n werden könnte, allerdings nicht. „Dies würde ein Ungleichbe­handlung der Bewohnerin­nen und Bewohner bedeuten“, sagt ein Sprecher. Zudem seien die Infektions­zahlen in den Heimen in NRW nach wie vor hoch, wenn auch sinkend. Es bleibe zunächst abzuwarten, bis sich der gewünschte Effekt durch die Impfung nachhaltig einstelle, bevor über eine Rückkehr zur Normalität in den Heimen nachgedach­t werden könne.

 ??  ?? Norbert Molitor ist Geschäftsf­ührer von Haus Lörick, der größen Alteneinri­chtung in Düsseldorf.
Norbert Molitor ist Geschäftsf­ührer von Haus Lörick, der größen Alteneinri­chtung in Düsseldorf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany